Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales und gesellschaftliche Integration
Gz:
GRDrs 559/2016
Neufassung
Stuttgart,
09/15/2016



Welcome Center Stuttgart: Evaluationsbericht 2016 - Organisation und personelle Ausstattung ab 2017



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Verwaltungsausschuss
Internationaler Ausschuss
Beschlussfassung
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
21.09.2016
05.10.2016



Beschlußantrag:

1. Vom Evaluationsbericht 2016 des Welcome Centers Stuttgart (Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung durch die Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd) wird Kenntnis genommen.

2. Das Welcome Center Stuttgart wird ab 2017 als eine dauerhafte Einrichtung betrieben.
Es ist als eine Dienststelle der Abteilung Integrationspolitik dem Referat Soziales und gesellschaftliche Integration (Geschäftskreis V) zugeordnet.

3. Vom vordringlichen Personalbedarf in Höhe von 1,00 Planstelle in Entgeltgruppe 13 und 0,50 Planstelle in Entgeltgruppe 11 wird Kenntnis genommen. Die Stellen sind erforderlich zur Weiterbeschäftigung des bislang über Drittmittel finanzierten Personals. Die Entscheidung über die Stellenschaffung ist im Vorgriff auf den Stellenplan 2018 zu treffen.



Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Im Beschlussantrag der GRDrs 321/2014 (Ziffer 1.1.) heißt es: „Über die Organisation und die personelle Ausstattung des Willkommenszentrums ab 2017 wird auf Grundlage eines Evaluationsberichts zum Doppelhaushalt 2016/2017 entschieden.“
Vor den Beratungen zum Doppelhaushalt 2016/2017 wurde eine Zwischenevaluation des Welcome Centers in den Gemeinderat eingebracht (GRDrs 633/2015).
Im Rahmen der Haushaltsplanberatungen 2016/2017 wurde eine zusätzliche unbefristete Stelle für das Welcome Center in der Entgeltgruppe 11 TVöD beschlossen, die ab 2016 besetzt ist.
Die 1,5 Stellenschaffungen, über die der Gemeinderat im Vorgriff auf den Stellenplan 2018 zu entscheiden hat, betreffen die städtischen Mitarbeiterinnen, die seit Einrichtungsbeginn im Oktober 2014 im Welcome Center arbeiten. Über die GRDrs 321/2014 wurden bislang Ermächtigungen in Höhe von 1,5 Vollzeitkräften im Zeitraum vom 01.09.2014 bis 31.12.2016 beschlossen.

Die Personalkosten für diese Stellen werden befristet aus Drittmitteln finanziert, mit 140.000 € seitens der Robert Bosch Stiftung und mit 105.000 € seitens des Integrationsministeriums Baden-Württemberg. Diese Finanzierung ist voraussichtlich im August 2017 ausgeschöpft. Eine weitere Finanzierung der Personalstellen aus Drittmitteln ist nicht möglich. Die Stellenschaffungen müssten somit nach Beendigung der genannten Drittmittel-Förderung aus städtischen Mitteln erfolgen, d.h. ab September 2017.

Die Landesförderung bezieht sich auf den Bewilligungszeitraum von drei Jahren (01.10.2014 - 30.09.2017). Eine Voraussetzung für den vollständigen Abruf dieser Mittel ist die Verlängerung der Arbeitsverträge für die betreffenden städtischen Mitarbeiterinnen bis 30.09.2017. Die Mitarbeiterinnen haben derzeit bis Ende 2016 befristete Arbeitsverträge für ihre Tätigkeit im Welcome Center. Die Änderung der Arbeitsverträge müsste bis 31.10.2016 erfolgen, damit weitere Zwischenzahlungen abgerufen werden können.
Wie aus dem Evaluationsbericht 2016 zu entnehmen ist (Anlage 2), ist die Schaffung der 1,5 Stellen dauerhaft notwendig, um die hohe Beratungsnachfrage der Neubürger/innen nach Hilfen zur Erstintegration zu decken.
Die Einzelberatungen, die Gegenstand des Evaluationsberichts 2016 sind, werden ergänzt durch thematische Gruppenveranstaltungen sowie durch weitere Integrationsangebote für Neubürger/innen, für internationale Studierende und Fachkräfte. Dazu gehört auch das freiwillige Engagement der Willkommenspaten. Diese ergänzenden Integrationshilfen des Welcome Centers werden in der Anlage 3 dargestellt.


Finanzielle Auswirkungen

Die Arbeitsplatzkosten für die 1,5 Stellen belaufen sich für die 1,0 Leitungsstelle in EG 13 TVöD auf jährlich 79.600 € für 0,5-Mitarbeiterstelle in EG 11 TVöD auf 35.550 €, insgesamt also 115.150 €/Jahr.

Der städtische Anteil an den Betriebskosten des Welcome Center Stuttgart liegt unverändert bei 50.000 €/Jahr.
Miete incl. Nebenkosten beträgt 27.700 € (60.500 € abzügl. 32.800 € Anteil Region). Hinzu kommen 6.000 € Bürokosten (12.000 € abzügl. 6.000 € Anteil Region) sowie Programmkosten in Höhe von 16.300 €, zusammen 50.000 €.


Beteiligte Stellen

Mitzeichnung durch die Referate AKR und WFB




Werner Wölfle
Bürgermeister


Anlagen

Anlage 1 Ausführliche Begründung
Anlage 2: Abschlussbericht wissenschaftliche Begleitung "Welcome Center Stuttgart" der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd (Gesamtauswertung und Auswertung nach Quartalen für den Zeitraum 2. Oktober 2014 bis 31. März 2016)
Anlage 3: Weitere Angebote des Welcome Center Stuttgart


Ausführliche Begründung

Das Welcome Center Stuttgart (kurz: WCS) wird in gemeinsamer Trägerschaft der Landeshauptstadt Stuttgart (LHS) und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart (WRS) betrieben. LHS und WRS teilen sich die Betriebskosten des WCS je zur Hälfte. Seitens der LHS sind 50 000 €/Jahr für Betriebskosten eingestellt.
Beide Betreiber haben für die individuelle Beratung im WCS je 1,5 Personalstellen bereit gestellt.
Während der Öffnungszeiten beteiligen sich die Migrationsdienste der freien Träger (AWO, Caritas, AGDW und Verein für Internationale Jugendarbeit) mit zusammen 0,5 Stellenanteilen an der Beratungsarbeit. Ab 2016 wurde eine weitere Mitarbeiterinnenstelle geschaffen und zeitnah besetzt, sodass ab Januar 2016 insgesamt 4,5 Stellen zur Verfügung stehen, davon 2,5 städtische. Der städtischen Ko-Leitung des WCS ist es gelungen, trotz der komplizierten Kooperationsstruktur (LHS, WRS, Migrationsdienste) und einer heterogenen Zielgruppe ein gemeinsames Team mit klaren Arbeitsaufträgen und vielfältigen Beratungskompetenzen aufzubauen.
Die Beratungsangebote des WCS richten sich an alle Neubürger/innen in der Stadt Stuttgart sowie an internationale Fachkräfte und Studierende in der Region Stuttgart.
Die WRS verfügt über zwei weitere Stellen (Leitung, Öffentlichkeitsarbeit), die sich an den Gruppenveranstaltungen im WCS beteiligen und ansonsten weitere Aufgaben in der Region Stuttgart für internationale Fachkräfte übernehmen.
Die Kosten für den WRS-Anteil am Welcome Center werden wie bei anderen Welcome Centern für internationale Fachkräfte im Land vom Wirtschaftsministerium BW getragen (vorerst bis Ende 2016 mit der Option der Verlängerung).
Zu den externen Kooperationspartnern des WCS gehören insbesondere die Agentur für Arbeit, die Akademie der Ingenieure und das Welcome Center Sozialwirtschaft der Diakonie BW - jeweils mit Sprechstunden vor Ort, sowie der benachbarte Verein Welthaus Stuttgart. Zahlreiche Veranstaltungen des WCS finden im Weltcafé oder im Globalen Klassenzimmer statt.
Die Kooperationen der Stadt mit der WRS, mit den Migrationsdiensten und mit dem Welthaus sind durch schriftliche Vereinbarungen geregelt. Das Team des WCS hat darüber hinaus weitere Kooperationsnetzwerke mit städtischen Stellen, mit Hochschulen, Arbeitsmarktakteuren und verschiedenen Einrichtungen, die für Zugewanderte weiterführende Dienstleistungen zum Leben und Arbeit in der Stadt und Region Stuttgart anbieten.
In der Aufbauphase wurde vom Gemeinderat beschlossen, dass über die Organisation und die personelle Ausstattung des Willkommenszentrums ab 2017 auf der Grundlage eines Evaluationsberichts zum Doppelhaushalt 2016/2017 entschieden wird (vgl. GRDrs. 321/2014).
Eine Zwischenevaluation wurde von der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd unter der Leitung von Dr. Sandra Kostner für den Zeitraum vom 2. Oktober 2014 bis 29. Mai 2015 durchgeführt (vgl. GRDrs 633/2015).
In der Anlage 1 ist die Gesamtauswertung der PH Schwäbisch Gmünd für den Zeitraum 2. Oktober 2014 bis 31. März 2016 beigefügt, d.h. für die ersten 18 Monate seit der Eröffnung des WCS.
Der Fokus der wissenschaftlichen Begleitung in diesem Zeitraum liegt auf der Auswertung der Einzelfallberatungen der Kundinnen und Kunden. Diese Evaluation ist erforderlich zur Bewertung der personellen Ausstattung des WCS.
Bei der Bewertung der personellen Ausstattung sind jedoch auch die ergänzenden Aufgaben der WCS-Mitarbeiterinnen zu berücksichtigen, die in der Anlage 2 als weitere Angebote des Welcome Center Stuttgart aufgelistet und kurz beschrieben sind.
Das Stuttgarter Welcome Center ist nicht nur eine Erstberatungsstelle für Neubürger/innen, die sich über Leben, Deutschlernen, Arbeiten und/oder Wohnen in Stuttgart aus einer Hand informieren wollen. Es ist zugleich ein Ort, an dem sich Neubürger und internationale Studierende regelmäßig treffen und über Erfahrungen austauschen können. Es wird ihnen vermittelt, wie sie sich bei Arbeitgebern in Deutschland bewerben müssen. Dazu werden regelmäßig mehrsprachige Informationsveranstaltungen für die einzelnen großen Gruppen der Arbeitsmigranten durchgeführt. Zugewanderte, die eine persönliche Unterstützung in den ersten Monaten benötigen (Behördengänge, Wohnungssuche, kulturelle Teilhabe, Kontakte zu Einheimischen), bekommen ehrenamtliche Willkommenspaten als „Türöffner“ in die Gesellschaft. Zum Angebotsspektrum gehört auch die Beratung zur nachhaltigen Mobilität in Stuttgart, zu vielfältigen Möglichkeiten des Bürgerengagements, darunter zum Thema fairer Handel und globales Lernen im engen Zusammenwirken mit dem Welthaus Stuttgart. Somit ist die Einzelberatung im WCS Kernelement und Ausgangspunkt eines wesentlich umfassenderen Programms zur gesellschaftlichen Integration und Teilhabe, das in dieser Form bundesweit einmalig ist.
Zahlreiche Besucherdelegationen aus dem In- und Ausland sind vom Stuttgarter Ansatz beeindruckt. Einige Städte überlegen, Willkommenszentren in ähnlicher Form einzurichten, darunter München, Düsseldorf und Göteborg.
Wie aus den Ergebnissen der Auswertung ersichtlich ist, wurden im Zeitraum Oktober 2014 – März 2016 insgesamt 4 971 Beratungen durchgeführt, davon 75 % im Rahmen persönlicher Gespräche im WCS.
Monatlich finden durchschnittlich 276 Beratungen statt. Schwankungen nach unten sind teilweise Folge von längeren Krankheitsausfällen einzelner Mitarbeiterinnen. Die durchschnittliche Beratungsdauer liegt bei drei Viertel der Ratsuchenden bei bis zu 30 Minuten, bei den meisten anderen bei bis zu 60 Minuten. Bei einigen Beratungskontakten sind schriftliche Nachbearbeitungen erforderlich und bei allen Kontakten die statistische Dokumentation. Das WCS hat Öffnungszeiten an vier Tagen pro Woche halbtägig.
Grob überschlagen sind das 175 Beratungsstunden/Monat, 44/Woche und 11/Halbtag. Bei 3,5 Beraterinnen in 2015 sind es 3,15 Std. pro Beraterin während der Öffnungszeiten (4 Std.) – ohne Berücksichtigung von Urlaub und anderen Fehlzeiten.
Hinzu kommen Fallbesprechungen im Team (14-tägig), schriftliche Bearbeitungen der Anfragen außerhalb der Öffnungszeiten sowie die Teilnahme der Mitarbeiterinnen an Gruppenveranstaltungen (siehe Anlage 2), Fortbildungen und weiteren Terminverpflichtungen.
Zu den sonstigen Terminen gehören Rücksprachen mit den Leitungsebenen und ausgewählte Teilnahme an Kooperationstreffen zu Integration, Besuche von Delegationen (einschl. Abgeordnete aus dem Bundestag oder Landtag), Infoveranstaltungen für ausländische Studierende im Rathaus, bei WRS-Mitarbeiterinnen auch regionale Sprechstunden außerhalb Stuttgarts.
Im gesamten Auswertungszeitraum kamen die meisten Ratsuchenden aus den EU-Ländern Italien (11,9 %), Kroatien (8,3 %) und Spanien (6,7 %). An fünfter Stelle sind bereits Ratsuchende aus Syrien (4,8 % - Tendenz steigend). Insgesamt wandten sich im Auswertungszeitraum bis März 2016 Menschen aus 126 Herkunftsländern an das WCS.
60 % der Ratsuchenden waren zum Beratungszeitpunkt weniger als sechs Monate in Deutschland. Zugewanderte aus Drittstaaten machten etwa die Hälfte der Ratsuchenden aus. Aufgrund der rechtlichen Fragen dieser Personengruppe (Aufenthaltsrecht, Anerkennung der Bildungsabschlüsse im Herkunftsland etc.) sind die Beratungen zeitaufwendiger als bei Unionsbürgern. Der Anteil der Menschen mit Hochschulabschluss war bei Drittstaatsangehörigen höher bei Unionsbürgern. Fachkräfte in technischen und handwerklichen Berufen kamen am häufigsten aus Italien, Spanien und Kroatien. Fachkräfte im Gesundheitswesen kamen überwiegend aus Bosnien-Herzegowina, Brasilien, Bulgarien und Griechenland.
Die wichtigsten Beratungsthemen sind Spracherwerb (30,7 %) und Arbeitsplatzsuche (18,9 %). Dementsprechend konzentrieren sich die Weitervermittlungen des WCS auf die Sprachkursträger sowie die Agentur für Arbeit und das Jobcenter.
Viele andere Beratungsthemen betreffen zusammengefasst (über 20 %) das Leben und die gesellschaftliche Integration; hier geht es um Wohnen, Kultur, Sport, Bildung, Kinderbetreuung und Freizeitaktivitäten. Nicht zuletzt wird es von der sozialen und der kulturellen Integration abhängen, ob internationale Fachkräfte zu Stuttgart/Deutschland eine tiefere emotionale Verbundenheit entwickeln („Beheimatung“) und somit hierzulande längerfristig bleiben.
Ergänzende Angaben zur Auswertung der PH Schwäbisch Gmünd:
Die Gesamtzahl der Beratungen lag am 31. Juli 2016 bei 6 142 Beratungskontakten.
Im Zeitraum Oktober 2014 – März 2016 wurden ferner 65 thematische Gruppenveranstaltungen im WCS bzw. in den Gruppenräumen des Welthaus-Vereins (Weltcafé, Globales Klassenzimmer) durchgeführt.
Speziell für ausländische Studierende wurde bereits im November 2014 der Welcome Club eingerichtet, mit 19 Treffen und 521 Teilnehmenden bis März 2016. Hinzu kommen Informations- und Kulturveranstaltungen für/mit internationalen Studierenden (12 Termine mit 892 Teilnehmenden). Seit Januar 2016 gibt es auch einen informellen Neubürgerstammtisch.
75 ehrenamtliche Willkommenspaten unterstützen bei Bedarf und auf Wunsch die Neuzugewanderten bei verschiedenen Fragen rund ums Leben und Arbeiten in der Stadt und Region Stuttgart. Bisher wurden 110 sog. Willkommen-Tandems gebildet.
Die Mitarbeiterinnen der WRS bieten darüber hinaus weitere Serviceleistungen in der Region sowie für Unternehmen an; sie sind auch bei Messen vertreten.



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Anlage 2 - aus Datenschutzgründen gelöscht Anlage 3 Weitere Angeote des WCS.docxAnlage 3 Weitere Angeote des WCS.docx