Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz: AKR
GRDrs 492/2020
Stuttgart,
09/15/2020



Förderung des Theaterhaus Stuttgart e. V. in den Jahren 2020 und 2021



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Verwaltungsausschuss
Ausschuss für Kultur und Medien
Beschlussfassung
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
23.09.2020
13.10.2020



Beschlußantrag:


1. Institutionelle Förderung

Der Theaterhaus Stuttgart e. V. erhält für den Betrieb des Theaterhauses im Jahr 2020 eine reguläre institutionelle Zuwendung in Höhe von 2.420.375 EUR. Darüber hinausgehende corona-bedingte Sonderzuwendungen stellen einmalige Erhöhungen der
institutionellen Förderung für das Jahr 2020 dar, die auf gesonderten Beschlüssen des Gemeinderats zum Nothilfe-Förderfonds Kultur beruhen. Mit der ersten Nothilfe-Tranche über 417.000 EUR erhöht sich die institutionelle Zuwendung 2020 auf 2.837.375 EUR.

Für das Jahr 2021 wird eine reguläre institutionelle Zuwendung in Höhe von
2.605.700 EUR gewährt. Das Theaterhaus erhält für das Jahr 2021 einen vorläufigen Zuwendungsbescheid. Die Zuwendung für das Jahr 2021 erfolgt vorbehaltlich der Mittelbereitstellung im noch aufzustellenden Nachtragshaushaltsplan 2021 und der Genehmigung des Regierungspräsidiums.

Der Aufwand wird im Teilergebnishaushalt 2020/2021 THH 410 – Kulturamt, Konten-gruppe 430 – Transferaufwendungen, gedeckt.


2. COLOURS International Dance Festival

Für das Tanzfestival COLOURS im Jahr 2021 erhält der Theaterhaus Stuttgart e. V. eine Zuwendung in Höhe von 450.000 EUR bzw. 225.000 EUR in 2020/2021 p. a. Die Rate für das Jahr 2021 wird in Form eines vorläufigen Zuwendungsbescheides zugesagt. Die Zuwendung für das Jahr 2021 erfolgt vorbehaltlich der Mittelbereitstellung im noch aufzustellenden Nachtragshaushaltsplan 2021 und der Genehmigung des Regierungspräsidiums.

Der Aufwand wird im Teilergebnishaushalt 2020/2021 THH 410 – Kulturamt, Konten-gruppe 430 – Transferaufwendungen, gedeckt.




Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Nach § 41 der Zuständigkeitsordnung (ZO) ist der Verwaltungsausschuss des Gemein-deras sowohl für Folgebewilligungen jährlich wiederkehrender Zuwendungen über
einer Summe von 290.000 EUR zuständig als auch für die Gewährung von Zuwendungen, die um mehr als 10 % gegenüber dem Vorjahr erhöht werden und danach über 77.000 EUR jährlich betragen.

Das Stuttgarter Theaterhaus als renommierte und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Kulturinstitution war nach einer erheblichen Ergebnisverschlechterung im Jahr 2018 und weiterer unerwarteter Sponsorenabsagen Anfang 2019 in eine bedenkliche finanzielle Schieflage geraten. Zur Vermeidung einer Insolvenzbedrohung wurde
in 2019 vom Gemeinderat eine Sonderzuwendung in Höhe von 486.000 EUR
(243.000 EUR durch das Land Baden-Württemberg), siehe GRDrs 707/2019, gewährt.

Auf Grundlage eines mit der Stadtverwaltung und dem Land Baden-Württemberg abgestimmten Sanierungskonzepts (siehe GRDrs 1264/2019) wurde im Rahmen der Haushaltsplanberatungen für den Doppelhaushalt 2020/2021 eine Erhöhung der institutionellen Förderung für den laufenden Betrieb des Theaterhauses um +400.000 EUR für das Jahr 2020 und um +585.325 EUR für 2021 gegenüber der regulären institutionellen Zuwendung im Jahr 2019 beschlossen. Die institutionelle Zuwendung 2020 beläuft sich danach auf 2.420.375 EUR, in 2021 voraussichtlich auf 2.605.700 EUR.

Mit der Sonderzuwendung 2019 und den Zuwendungserhöhungen für die Jahre 2020 und 2021 wurden zusammengefasst folgende Bedingungen verbunden:

- Stärkung der internen Kontrollmechanismen und Anpassung der Vereinsstrukturen an zeitgemäße Modelle (befristet bestellte künstlerische und kaufmännische Geschäftsführung als Vorstand mit Haftung für den jeweils eigenen Tätigkeitsbereich, Aufsichtsrat als Kontrollorgan, interne Geschäftsordnung mit Festlegung klarer Zuständigkeits- und Verantwortungsbereiche),
- Optimierung der internen Planungs- und Steuerungsprozesse, Etablierung eines Risikomanagements.

Die Zuwendungserhöhung mit den genannten Begleitmaßnahmen sollten für 2020 und 2021 den Status quo im laufenden Betrieb mit dem Gastspiel- und Soziokulturprogramm, den beiden internationalen hauseigenen Ensembles (Schauspiel und Tanzcompagnie Gauthier Dance mit 16 Tänzer*innen), den jährlich stattfindenden Jazztagen und dem bestehenden Angebot an Kulturvermittlung und Theaterpädagogik sicherstellen.

Für eine perspektivisch weitergehende Entwicklung der Zuwendung wie auch des künstlerischen Profils des Theaterhauses mit zusätzlichen Neuproduktionen wurde verbindlich ein Strategieprozess unter Einbindung der Zuwendungsgeber vorausgesetzt. Mit Blick auf die für 2025 geplante Einweihung des Erweiterungsbaus sollten hierbei die inhaltlich-konzeptionelle Neuausrichtung des Theaterhauses wie auch die strukturelle Veränderung, verbunden mit einer Nachfolgeregelung in Anbetracht des anstehenden Generationenwechsels, festgelegt werden.

Die genannten Begleitprozesse haben sich corona-bedingt in 2020 zunächst verzögert, wurden mittlerweile jedoch wieder aufgenommen.

Darüber hinaus werden corona-bedingt in 2020 zur Vermeidung einer erneuten existenzbedrohenden Notlage weitere Zuwendungen erforderlich. Gemäß GRDrs 541/2020 „Maßnahmenkatalog Nothilfe-Förderfonds Kultur“ wurden in einer ersten Tranche über insgesamt 1,0 Mio. EUR zur Abmilderung existenzgefährdender corona-bedingter Belastungen bei Stuttgarter Kulturbetrieben, 417.000 EUR für das Theaterhaus vorgesehen. Die institutionelle Förderung für den Theaterhaus e. V. erhöht sich damit für das Jahr 2020 auf zunächst 2.837.375 EUR.

Für das biennal stattfindende Tanzfestival COLOURS wurden die bereitgestellten
Fördermittel seitens der Stadt Stuttgart zum Doppelhaushalt 2020/2021von bisher 350.000 EUR für COLOURS 2021 um +100.000 EUR (50.000 EUR p. a.) auf
450.000 EUR (225.000 EUR p. a.) erhöht. Nachdem die Förderung durch das Land
Baden-Württemberg insoweit nicht verstetigt ist und auf wechselnden Förderfonds beruht, soll über diese Fördermittelerhöhung durch die Landeshauptstadt Stuttgart eine stabile Grundlage für das Festival geschaffen werden.

Die für die Bewilligung zu fassenden Sachbeschlüsse werden mit dieser Vorlage getroffen. Damit wird dem Theaterhaus Stuttgart e. V. Sicherheit gegeben, dass es mit den genannten Zuwendungsbeträgen in den Jahren 2020 verbindlich und 2021 vermutlich rechnen können wird.



Finanzielle Auswirkungen

Es handelt sich um den Haushaltsvollzug 2020 und 2021. Die Mittel sind im Haushalts-plan, Sachkonto 43180000 - Zuschüsse an übrigen Bereich, Kontierung 417DAKU15 und 417DAKF10 veranschlagt.



Beteiligte Stellen

keine

Vorliegende Anträge/Anfragen

keine

Erledigte Anträge/Anfragen

keine



Dr. Fabian Mayer
Erster Bürgermeister


Anlagen

Anlage 1: Ausführliche Begründung




Ausführliche Begründung:



1. Institutionelle Förderung

Rückblick und Ergebnis 2019:

Bei einer institutionellen Förderung von 2.020.375 EUR durch die Landeshauptstadt Stuttgart und Gesamtjahresaufwendungen von rd. 10,9 Mio. EUR erwirtschaftete das Theaterhaus als eine in der Bevölkerung breit verankerte und auch in der Region beliebte Stuttgarter Kultureinrichtung mit einer Eigenfinanzierungsquote von bislang 66 % bis 74 % im Jahr 2018 ein Defizit von rd. -602.300 EUR. Nach Ankündigung weiterer Sponsoren, sich aus der langjährigen Förderung zurückzuziehen, und einem Brandbrief des Theaterhauses an die Stadt Stuttgart und das Land Baden-Württemberg wurde im Mai 2019 unter Beteiligung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ebner Stolz eine Prognoserechnung für das Jahr 2019 erstellt. Diese ging unter Berücksichtigung des im Sommer stattfindenden Tanzfestivals COLOURS für das Gesamtjahr 2019 von einer erneuten Finanzierungslücke über 698.000 EUR und einem zum Jahresabschluss 2019 auflaufenden Negativkapital von -1,34 Mio. EUR aus.

Mit einem Gesamtkonzept zur Abwendung der Insolvenzbedrohung für diesen, das Stuttgarter Kulturleben maßgeblich mitprägenden Kulturbetrieb, sollte bei Einbringung eigener Einsparmaßnahmen des Hauses (rd. 211.000 EUR), Sonderzuwendungen durch die Stadt Stuttgart (486.000 EUR) und das Land Baden Württemberg (243.000 EUR), einem Zuschuss durch die Stiftung Theaterhaus (300.000 EUR) und einer zugesagten Privatspende (100.000 EUR) der Betrieb bis zum Jahresende gesichert und auch die in den Jahren 2018/2019 entstandenen Finanzierungslücken ausgeglichen werden.

Die Ursachen für die negativen finanziellen Entwicklungen wurden in der Folge aufgearbeitet und in GRDrs 1264/2019 „Sanierungskonzept für das Theaterhaus und Erhöhung der Förderung in den Haushaltsjahren 2020/2021“ beschrieben.

Nach dem mittlerweile vorliegenden, von einem Steuerberatungsbüro geprüften, Jahresabschluss 2019 konnte das o. g. Ziel erreicht werden. Obwohl die genannte Privatspende über 100.000 EUR, die Bestandteil des Sanierungskonzepts 2019 war, erst im Februar 2020 überwiesen wurde, konnte die Überschuldung des Vereins zum Jahresende 2019 beseitigt werden. Eine darüber hinaus gehende Rücklagenbildung war jedoch nicht möglich.

Unter Berücksichtigung der einkalkulierten, aber erst verspätet in 2020 eingegangenen Privatspende wurde somit eine Verbesserung des Jahresergebnisses 2019 gegenüber der unter Ebner Stolz erstellten Hochrechnung um +rd. 100.000 EUR erzielt. Dabei sind im Verwendungsnachweis vor allem Minderausgaben beim festangestellten Personal und bei den Gastspielaufwendungen festzustellen. Auch wurde eine von zwei geplanten Neuproduktionen des Schauspielensembles nicht realisiert und ist mittlerweile corona-bedingt auf unbestimmte Zeit verschoben (Produktion „Never walk alone“).


Bei insgesamt 862 Veranstaltungen wurden im Jahr 2019 rd. 290.000 Besucher*innen gezählt. Mit einem Plus von rd. 13.000 lagen die Besucher*innenzahlen somit wieder deutlich über dem Vorjahresniveau. Zu dem insgesamt sehr produktiven Jahr 2017, inkl. COLOURS, mit 968 Vorstellungen und rd. 294.000 Besucher*innen konnten die Ergebnisse 2019 nicht ganz aufschließen. Die durchschnittliche Auslastungsquote der Veranstaltungen lag 2019 bei 72 %.

Das hauseigene Schauspielensemble realisierte mit „Furor“ eine Neuproduktion und mit „Himmelerde“ eine Koproduktion mit Familie Flöz, der Staatsoper Berlin und den Ludwigsburger Schlossfestspielen. Eine weitere Neuproduktion „Me & Mr. Cash“ feierte am 24.01.2020 Premiere.

Die Tanzcompagnie Gauthier Dance brachte drei Neuproduktionen heraus: „Deuces“
sowie im Rahmen des COLOURS-Festivals „Classy Classics“ und „Meet the Talents“.

Beide hauseigenen Ensembles gaben auch in 2019 zahlreiche Gastspiele. Das Schauspielensemble trat bei 31 Aufführungen in verschiedenen deutschen Städten auf.
Gauthier Dance gab insgesamt 40 Gastspiele, davon 9 im Ausland (Belgrad, Luxemburg,
Chicago, Bozen und Winterthur).


Reguläre institutionelle Zuwendung 2020 und 2021:

Für die Jahre 2020 und 2021 ist der Gemeinderat dem zwischen der Stadtverwaltung und dem Land Baden-Württemberg abgestimmten Vorschlag gefolgt, zunächst die Aufrechterhaltung des Status quo im Theaterhausbetrieb sicherzustellen - mit jährlich stattfindenden Jazztagen, dem Erhalt der beiden hauseigenen Ensembles (Schauspiel und Gauthier Dance) unter Einplanung des bisherigen Umfangs von zwei bis drei Neuproduktionen pro Jahr sowie Beibehaltung des bestehenden Angebots an Theaterpädagogik und Kulturvermittlung neben einem breiten Gastspiel- und Soziokulturprogramm. Die Anzahl der subventionierten Tänzer*innen der Tanz-Compagnie Gauthier Dance wurde vorerst auf 16 begrenzt (vgl. GRDrs 1264/2019).

Für dieses Szenario wurde in einem unter Begleitung der Wirtschaftsprüfungsgesell-schaft Ebner Stolz erstellten Sanierungs- und Fortführungskonzept ein erhöhter Mittel-bedarf von +550.000 EUR für 2020 und +835.325 EUR für 2021 errechnet. Zur Vorbeugung einer sich künftig entsprechend wiederholenden Notsituation war außerdem ab dem Jahr 2020 der Aufbau einer Risikovorsorge eingeplant, die sich in den Jahren 2020/2021 auf insgesamt 200.000 EUR summieren sollte.

Zur anteiligen Deckung des zusätzlich kalkulierten Mittelbedarfs hat der Gemeinderat im Rahmen der Haushaltsplanberatungen auf Basis von GRDrs 1294/2019 die bisherigen Haushaltsmittel für die institutionelle Förderung des Theaterhauses in 2020 um
+400.000 EUR (insgesamt 2.420.375 EUR) und in 2021 um +585.325 EUR (insgesamt 2.605.700 EUR) erhöht. Die ergänzende Finanzierung war durch das Land Baden-Württemberg vorgesehen.

Mit dieser Vorlage werden die abschließenden Sachbeschlüsse zur Gewährung der bereitgestellten Haushaltsmittel getroffen.


Bisheriger Verlauf und Ausblick 2020:

Die Entwicklungen zu Jahresbeginn waren nach der vorliegenden Quartalsabrechnung für die Monate Januar bis Ende März 2020 ausgesprochen positiv. Die Eintrittseinnahmen waren deutlich über Plan. Insbesondere die spartenübergreifende Neuproduktion „Egon King Madson Lear“, die am 19.01.2020 Premiere hatte, war ein großer Erfolg. Der in diesem Maße nicht erwartete Zuschauerzuspruch führte zur Aufnahme zusätzlicher Vorstellungen ins Programm.

Mit dem corona-bedingten Lockdown Mitte März 2020 musste auch der Veranstaltungs-betrieb im Theaterhaus komplett eingestellt werden. Ein Großteil der festangestellten Mitarbeiter*innen befindet sich seither in Kurzarbeit. Bei einem zunächst angenommenen ruhenden Spielbetrieb bis 30.09.2020 ging das Theaterhaus unter Einrechnung von Kurzarbeitergeld von einem für diesen Zeitraum auflaufenden Defizit von 625.000 EUR aus. Entsprechend der Anteilsfinanzierung 2/3 Stadt : 1/3 Land Baden-Württemberg hat das Kulturamt dem Theaterhaus gemäß GRDrs 541/2020 in einer ersten Tranche 417.000 EUR als Soforthilfe aus dem Nothilfeförderfonds Kultur zur Verfügung gestellt.

Anfang August wurde mit den Sommerfestspielen im Hof wieder ein reduzierter Spielbetrieb aufgenommen. Die Veranstaltungen werden vom Land Baden-Württemberg über das Programm „Kultur Sommer 2020“ mit knapp 9.300 EUR gefördert und vom
Publikum überwiegend gut angenommen. Bei einer maximalen Auslastung von gut 90 Besucher*innen/Veranstaltung ist jedoch keine vollumfängliche Kostendeckung zu erzielen.

Eine aktuelle Hochrechnung für das Jahr 2020 geht bei eingeschränktem Spielbetrieb ab Mitte September unter Einhaltung der Infektionsschutzvorgaben der Corona-Landesver-ordnung und nach Erhalt der ersten städtischen Nothilfe-Tranche über 417.000 EUR von einem nochmaligen Defizit von rd. 1,15 Mio. EUR aus. Dabei wurde der ursprünglich für 2020 geplante Aufbau einer Risikovorsorge über 150.000 EUR in Abstimmung mit der Stadt und dem Land Baden-Württemberg aufgegeben. Auch die verspätet eingegangene Privatspende über 100.000 EUR, die ursprünglich der Sanierung 2019 dienen sollte, jedoch erst im Februar 2020 einging und damit die Einnahmesituation 2020 verbessert, kommt nun der Defizitminderung 2020 zugute. Zusammengefasst bedeutet dies, dass das Theaterhaus gegenüber dem ursprünglich für 2020 aufgestellten Wirtschaftsplan aktuell von einer corona-bedingten Verschlechterung des Betriebsergebnisses 2020 von insg. rd. -1,8 Mio. EUR ausgeht.

Das Land Baden-Württemberg wird nach Vorlage einer nochmaligen Hochrechnung im Oktober 2020 über seine Gesamtförderung in 2020 entscheiden. In diesem Zusammenhang wird, bei Konkretisierung des Kurzarbeitergelds und allen sonstigen vom Theaterhaus akquirierten Fördermitteln aus -Hilfsprogrammen, die prioritär einzusetzen sind, auch über die Höhe einer voraussichtlich erforderlichen zweiten Nothilfe-Tranche seitens der Stadt zu befinden sein.

Die mit dem Sanierungskonzept in 2019 verbindlich beschlossenen Begleitmaßnahmen zur Fortführung des Theaterhausbetriebs sind corona-bedingt zunächst ebenfalls ins Stocken geraten, wurden mittlerweile jedoch sukzessive wieder aufgegriffen:


- Die künftige Vereinssatzung mit zwei hauptamtlichen, befristet bestellten Vorständen (künstlerische und kaufmännische Leitung) und einem Aufsichtsrat als Kontrollorgan wurde noch im Februar 2020 vom Finanzamt genehmigt. Der Beschluss durch die Mitgliederversammlung ist für Oktober 2020 geplant.

- Die Beratungen mit dem Institut für Kulturmanagement Ludwigsburg zur Optimierung des internen Controllings und regelmäßigem Reporting werden seit einigen Wochen fortgeführt.

- Eine qualifizierte Personalgewinnung für eine verbesserte personelle Ausstattung im Bereich Finanzbuchhaltung/Controlling gestaltet sich angesichts des derzeit ausgedünnten Arbeitsmarkts weiterhin schwierig. Engpässe in der Buchhaltung werden aktuell unter Hinzuziehung eines externen Steuerberatungsbüros überbrückt.

- Der mit Blick auf den Erweiterungsbau anzugehende Strategieprozess zur inhaltlich-konzeptionellen Weiterentwicklung des Theaterhauses wie auch der strukturellen Veränderungen angesichts des anstehenden Generationenwechsels in der Leitung wird gegenwärtig vom Theaterhaus e. V. vorbereitet. Der Prozessbeginn unter Beteiligung von Stadt und Land Baden-Württemberg ist für Herbst 2020 avisiert.


2. COLOURS International Dance Festival

Rückblick 2019:

Das dritte COLOURS International Dance Festival lockte an 18 Festivaltagen Ende Juni bis Mitte Juli 2019 rd. 16.700 Tanz-Fans auf den Pragsattel. Neben der Tanzcompagnie Gauthier Dance waren 18 internationale Compagnien mit 20 hochklassigen Produktionen zu erleben. Die Auslastung bei den über 50 Vorstellungen lag bei durchschnittlich 86 %. Rund die Hälfte aller Besucher*innen kam nach den vom Theaterhaus durchgeführten Erhebungen aus Stuttgart, weitere gut 40 % kamen aus der Region.

Schätzungen des Theaterhauses gehen für das vielfältige und eintrittsfreie Begleit-programm von weiteren rd. 24.000 Besucher*innen aus, wobei auf die zahlreichen bunten City-Events überschlägig gut 16.000 Zuschauer*innen und Mittänzer*innen entfallen, auf den COLOURS Family Day in der Wilhelma rd. 8.000 Teilnehmer*innen.

Bei einem Gesamtbudget von 1,68 Mio. EUR lag der Förderanteil der öffentlichen Hand bei 32,7 %, die Landeshauptstadt Stuttgart finanzierte mit 350.000 EUR 20,8 % der Gesamtaufwendungen. Neben Eintrittserlösen, die rd. 24,5 % deckten sowie Sponsoren- und Werbeeinnahmen mit rd. 37,8 % verblieb beim Theaterhaus ein Eigenanteil, der sich nach Abrechnung planmäßig auf rd. 85.000 EUR (= 5 %) belief.


Ausblick 2021:

Turnusmäßig ist das biennal stattfindende Tanzfestival COLOURS in seiner vierten Auflage für Sommer 2021 geplant. Zur Eröffnung soll die zunächst für 2020 geplante und corona-bedingt verschobene Neuproduktion „Swan Lakes“ der Compagnie Gauthier Dance gezeigt werden. Ob, in welcher Ausgestaltung und in welchem Umfang das Festival im nächsten Jahr stattfinden kann, hängt von den weiteren Entwicklungen der Pandemie ab.

Der Gemeinderat hat hierfür 450.000 EUR in den Haushaltsjahren 2020/2021 bereitgestellt. Mit einer um +100.000 EUR erhöhten Förderung gegenüber COLOURS 2019 sollte dem für die Tanzstadt Stuttgart bedeutenden Festival eine stabile Grundlage gegeben werden - dies zumal die Landesförderung, die in 2019 zusätzlich zur institutionellen Förderung des Theaterhauses mit 180.000 EUR als Projektförderung für COLOURS bewilligt wurde, für künftige Festivals nicht gewährleistet werden kann.

Mit Beschluss dieser Vorlage werden die Voraussetzungen geschaffen, dass die im Haushalt bereitgestellten Mittel von 450.000 EUR bei Bedarf für ein in 2021 stattfindendes COLOURS-Festival durch das Kulturamt bewilligt werden können.




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