Landeshauptstadt Stuttgart
Oberbürgermeister
Gz: OB
GRDrs 253/2017
Stuttgart,
05/08/2017



Einrichtung des Manfred-Rommel-Stipendiums der Landeshauptstadt Stuttgart



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Verwaltungsausschuss
Gemeinderat
Ausschuss für Kultur und Medien
Vorberatung
Beschlussfassung
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
öffentlich
17.05.2017
18.05.2017
29.05.2017



Beschlußantrag:

1. Zur Würdigung und Anerkennung des Wirkens von Alt-Oberbürgermeister
Prof. Dr. h. c. Manfred Rommel wird auf Basis des dargelegten Konzepts (siehe ausführliche Begründung) ab dem Jahr 2018 das „Manfred-Rommel-Stipendium der Landeshauptstadt Stuttgart“ begründet. Das Stipendium wird alle zwei Jahre vergeben.

2. Das Manfred-Rommel-Stipendium der Landeshauptstadt Stuttgart ist mit 35.000 Euro dotiert.
Der Aufwand für die Dotierung des Stipendiums (35.000 Euro) sowie Ausschreibung, Jury und Begleitveranstaltungen (20.000 Euro) wird im Teilergebnishaushalt 410 -
Kulturamt gedeckt.

3. Die Verwaltung wird beauftragt, die erforderlichen Haushaltsmittel von 55.000 Euro im Jahr 2018 und von 27.500 Euro im Jahr 2019 in den Entwurf des Doppelhaushaltsplans 2018/2019 aufzunehmen.



Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Der langjährige Oberbürgermeister und Ehrenbürger der Landeshauptstadt Stuttgart, Prof. Dr. h.c. Manfred Rommel, war mit seinem humanistischen Engagement und seiner Toleranz ein Wegbereiter für das moderne Stuttgart. Sein internationales Ansehen prägte das Bild der Landeshauptstadt in der Welt.

Aufgrund der Erfahrungen in der Zeit des Nationalsozialismus setzte er sich für Völkerverständigung ein und begründete Städtepartnerschaften gerade auch mit Städten in Mittel- und Osteuropa. Er erkannte früh die Bedeutung von Integration und Weltoffenheit für den Zusammenhalt der Stadtgesellschaft und legte das Fundament für die beispielgebende Integrationspolitik Stuttgarts, die bis heute als vorbildlich gilt und vielfach ausgezeichnet wurde. Als Kommunalpolitiker stand Manfred Rommel nicht zuletzt für eine verantwortungsbewusste Finanzpolitik und eine bürgernahe Verwaltung, bekräftigt durch seine immer wieder ausgewiesene Fähigkeit zur Selbstreflexion.

In Würdigung und Anerkennung seiner herausragenden Verdienste um die Landeshauptstadt Stuttgart, die Kommunalpolitik im Allgemeinen, die Stadtgesellschaft und die Völkerverständigung begründet die Stadt das „Manfred-Rommel-Stipendium der Landeshauptstadt Stuttgart“. Das Stipendium wird erstmals im Jahr 2018 anlässlich des 90. Geburtstags sowie des fünften Todestags von Manfred Rommel und nachfolgend im biennalen Abstand vergeben.


Finanzielle Auswirkungen

Die erforderlichen Haushaltsmittel in Höhe von 55.000 Euro sind für das Jahr 2018 und ab 2019 mit einer jährlichen Ansparrate von 27.500 Euro bei der Aufstellung des Doppelhaushalts 2018/2019 mit einzuplanen. Das Budget des Kulturamts wird entsprechend angepasst. Die Mittel können formal jedoch erst im Rahmen der Aufstellung des Doppelhaushalts 2018/2019 beschlossen werden.



Beteiligte Stellen

-

Vorliegende Anträge/Anfragen

keine

Erledigte Anträge/Anfragen

keine



Fritz Kuhn

Anlagen

Anlage 1: Ausführliche Begründung


Ausführliche Begründung:


Die Landeshauptstadt Stuttgart mit ihren rund 610.000 Einwohnern ist eine anerkannte Kulturhauptstadt und in vielerlei Hinsicht Modellkommune, die immer auf Zukunft ausgerichtet war. Dazu trugen politische Köpfe und die Menschen der Stadt bei. Ein solcher Wegbereiter war der langjährige Oberbürgermeister und Ehrenbürger Prof. Dr. h.c.
Manfred Rommel. Er war von 1975 bis 1996 Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart. Die Politik Manfred Rommels wird als tolerant und liberal-konservativ beschrieben. Diese Haltung war Grundlage vieler seiner politischen Entscheidungen, die die Stadtgesellschaft bis heute prägen.


Manfred Rommel hat stets die Erfahrungen der Vergangenheit – auch seiner ganz persönlichen – genutzt, um für eine bessere Gegenwart und Zukunft zu wirken. Mit großem Nachdruck und beispielgebenden Engagement setzte er sich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für Weltoffenheit und Völkerverständigung ein. So hat er beispielsweise 1977 im aufgewühlten „Deutschen Herbst“ gegen alle Widerstände veranlasst, dass die RAF-Terroristen Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan-Carl Raspe nach ihrem Suizid auf dem Dornhaldenfriedhof beerdigt wurden.

Sehr früh erkannte Manfred Rommel die Bedeutung der Integration und formulierte in seinem Leitbild: „Die multikulturelle Gesellschaft existiert bereits.“ Mit dieser Haltung hat er das Fundament für eine zukunftsorientierte Integrationspolitik gelegt, die bis heute beispielshaft ist und eine große Strahlkraft hat. Er war überzeugt, dass die Landeshauptstadt in Zeiten der Globalisierung von der Zuwanderung profitiert und das Potenzial nutzen sollte. Im toleranten Miteinander sah er die Basis für die kulturelle und soziale Vielfalt Stuttgarts. Er hat sich bereits während seiner Amtszeit für die doppelte Staatangehörigkeit eingesetzt.

Die ehemaligen Kriegsgegner hatte Manfred Rommel bei der Pflege seiner Auslandsbeziehungen besonders im Blick. Er suchte die Aussöhnung und hat sich für Völkerverständigung engagiert. Er setzte Impulse in der kommunalen Außenpolitik der Stadt, die zu weiteren Städtepartnerschaften vor allem in Osteuropa führten. Neben dem Gedanken der Aussöhnung hatten die internationalen Beziehungen auch wirtschaftliche und politische Gründe.

Mit diesen Entscheidungen wurde Manfred Rommel weltweit bekannt. Seine Weitsicht, seine Toleranz und nicht zuletzt sein Humor haben das Bild Stuttgarts in der Welt nachhaltig geprägt.

Sein Verständnis der Demokratie und auch der Demokratiegefährdung basierte ebenfalls auf seinen Erfahrungen während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Wahrung der demokratischen Stabilität war für sein politisches Handeln entscheidend. Dabei kam der kommunalen Selbstverwaltung eine große Bedeutung zu, die in Baden-Württem-berg besonders ausgeprägt ist.

Als Vordenker gilt Manfred Rommel mit seiner Überzeugung, dass Politik und Staat die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten nicht missachten dürfen. Als Oberbürgermeister war er für seine Sparsamkeit berühmt. Er führte in seiner Amtszeit die mittelfristige Finanzplanung ein, optimierte die Infrastruktur und konsolidierte den Haushalt.

Sein Ansehen in der Stadt, im Land und international hat er aber auch dem Wort zu verdanken. Mit Worten hat er als Ministerialbeamter wie als Kommunalpolitiker gearbeitet und später auch als Schriftsteller. Seine humorvollen Reden waren beliebt, seine Anekdoten und Redewendungen sind mitunter legendär und er war als Redner international gefragt.

In Würdigung und Anerkennung der großen kommunalpolitischen Verdienste und des gesellschaftlichen und humanistischen Engagements des Alt-Oberbürgermeisters Manfred Rommel vergibt die Landeshauptstadt erstmals das Manfred-Rommel-Stipendium der Landeshauptstadt Stuttgart im Jahr 2018 anlässlich seines 90. Geburtstags und seines fünften Todestags. Das Stipendium konzentriert sich dabei auf folgende Themenschwerpunkte, in denen sich Manfred Rommel als wichtiger Impulsgeber auszeichnete:


Das Stipendium greift diese Themen Manfred Rommels auf und überführt sie ins 21. Jahrhundert. Das Manfred-Rommel-Stipendium der Landeshauptstadt Stuttgart richtet sich insbesondere an NachwuchswissenschaftlerInnen, um ihnen die Fortsetzung und/oder Vollendung einer geplanten wissenschaftlichen Arbeit und deren Veröffentlichung zu ermöglichen. Bewerber aus anderen Bereichen, z. B. aus Literatur und Journalismus, sind dabei nicht ausgeschlossen, ebenso wie Personen im Sabbatical. Das Stipendium fördert vor allem Arbeitsvorhaben, die von gesellschaftspolitischer Relevanz im Sinne Manfred Rommels sind.

Da die Themen weit gefasst sind, wird bei jeder Ausschreibung ein Schwerpunkt festgelegt, mit denen sich die eingereichten Vorhaben befassen sollten. So wird für die erste Ausschreibung der Fokus auf das Thema „Demokratie“ (2018) gelegt.

„Ein Wesensmerkmal der freiheitlichen Demokratie ist darin zu sehen, daß sie den Menschen in den grundsätzlichen Fragen seiner Existenz nicht manipulieren möchte; …“, so hat es Manfred Rommel bereits 1980 in einer Rede formuliert. Mit Blick auf Populismus, sinkende Wahlbeteiligung, Manipulationsmechanismen der neuen sozialen Medien und zunehmenden Irrationalismen müssen wir uns heute fragen, wie die Bürger in das politische Handeln mit einbezogen werden und deren Beteiligung aussehen könnte. Wie kann im 21. Jahrhundert durch partizipative Rückkopplung zivilgesellschaftlicher Potentiale die Demokratie gestärkt werden? Wie kann das mündige Engagement der Bürger an demokratischen Prozessen in allen Bevölkerungsschichten gewährleistet werden? Erleben wir zudem einen Wandel der Demokratie oder befindet sie sich heute in einer Krise? Manche Politologen rufen gar das Zeitalter der Postdemokratie aus. Doch die Fluchtbewegungen in Richtung Europa belegen gleichzeitig die Attraktivität der Demokratie nach europäischem Vorbild. Doch ist die Demokratie den Anforderungen der Globalisierung, vor allem auch transnationaler Organisationen, noch gewachsen? Wie ist der Zustand der Demokratie heute? Brauchen wir für neue Herausforderungen eine andere Demokratie und welche Visionen gibt es für die Demokratie der Zukunft?


Das Stipendium wird alle zwei Jahre vergeben. Es ist mit 35.000 Euro dotiert und hat eine Laufzeit von 12 Monaten. Das Stipendium wird monatlich ausgezahlt, damit sich die Stipendiaten ausschließlich auf das ausgewählte Vorhaben konzentrieren können. Eine weitere Förderung ist kein Hinderungsgrund. Das Stipendium dient ausschließlich der wissenschaftlichen und/oder professionellen Weiterentwicklung der Stipendiatin/des Stipendiaten.

Es besteht keine Residenzpflicht. Zum Auftakt des Stipendiums ist eine Diskussionsveranstaltung mit der Stipendiatin/dem Stipendiaten (Begrüßung und Vorstellung des Stipendiaten) zum Abschluss ein Festakt mit einer Laudatio und Präsentation der Ergebnisse geplant. Wünschenswert ist eine begleitende Rahmenveranstaltung (beispielsweise ein Symposium) zum Festakt, um das Thema des ausgewählten Projekts vertiefend im Rathaus diskutieren zu können. Die Kulturverwaltung unterstützt die Stipendiatin/den Stipendiaten bei der Planung.

Die Stipendiatin/der Stipendiat ist in der Wahl seiner Methode frei: er kann das Thema in schriftlicher, aber auch in künstlerischer respektive digitaler Form (z. B. Blog, digitales Tagebuch o. ä.), bearbeiten.


Einzureichende Unterlagen

Für die Bewerbung um das Stipendium müssen folgende Unterlagen eingereicht werden:

Die eingereichten Vorhaben sollten bei der Einreichung nicht älter als zwei Jahre oder in der Startphase sein, sonst können sie nicht gefördert werden.


Ausschreibung

Um potenzielle Bewerber zu erreichen und öffentliche Aufmerksamkeit für die Ausrichtung des Stipendiums zu erlangen, ist es erforderlich, die Ausschreibung über die herkömmlichen Kommunikationskanäle hinaus in Informationsmaterialien und einschlägigen Fachorganen zu platzieren (Magazine, Fachpresse).


Auswahlverfahren

Über die Vergabe des Stipendiums entscheidet eine Fachjury nach Sichtung der eingereichten Unterlagen. Vorsitzendende/Vorsitzender der Jury ist der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart.


Der Jury gehören fünf Fachjurorinnen/Fachjuroren an, die sich aus den folgenden Institutionen bzw. Bereichen zusammensetzen:

sowie Vertreterinnen/Vertreter des Stuttgarter Gemeinderats.

Für die Organisation, Koordination und Protokollierung eine Vertreterin/ein Vertreter des Stuttgarter Kulturamts.

Die Jury wird immer für vier Jahre bestimmt.


Beurteilungskriterien


Finanzplan (pauschaliert)

Ausschreibung5.000 Euro
Jurysitzung5.000 Euro
BetreuungWird vom Kulturamt übernommen
Eröffnungs – und Abschluss-veranstaltung10.000 Euro
Dotierung35.000 Euro




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