Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser
Gz: AK 0412-00
GRDrs 1006/2015
Stuttgart,
11/04/2015



Haushalt 2016/2017

Unterlage für die 1. Lesung des Verwaltungsausschuss zur nichtöffentlichen Behandlung am 09.11.2015



Umstellung der Arbeitsplatzrechner und Laptops von MS Windows auf Linux

Beantwortung / Stellungnahme

In der LHS kommt für Standard Notebooks und PC Arbeitsplätze Microsoft Windows zum Einsatz (derzeit in der OEM Version 7 64-Bit). Dieses Client-Betriebssystem hat sich grundsätzlich als technische Plattform für eine große und vielfältige Anzahl von darauf bereitgestellten Anwendungen bewährt.

Für die Fachbereiche sind die Funktionen und Eigenschaften des Betriebssystems nur sekundär von Bedeutung (z.B. beim Windows-Explorer oder Drucken), deutlich im Vordergrund steht die Nutzung von allgemeinen Anwendungen, wie z.B. Office oder E-Mail, sowie Fachanwendungen.

Anwendungen können, in Abhängigkeit von Systemvoraussetzungen, über sehr unterschiedliche Wege bereitgestellt werden. Neben weitgehend Betriebssystem unabhängigen Browser- und Java-Anwendungen, setzen jedoch viele der bei der LHS zum Einsatz kommenden Anwendungen Microsoft Windows voraus. Um auch diese auf Linux-Clients verfügbar machen zu können, müssten zusätzlich Virtualisierungslösungen oder Windows-kompatible Laufzeitumgebungen eingesetzt werden. Dies erzeugt, neben erheblichen Aufwänden, zusätzlich potentielle Störungsquellen und teilweise Einschränkungen.

Eine Alternative zu diesen Aufwänden wäre neben dem Einsatz von weitgehend Betriebssystem unabhängigen Lösungen, der Einsatz von nativen Linux Anwendungen (wie z.B. Libre/OpenOffice statt Microsoft Office). Diese Voraussetzung würde aber grundsätzlich eine große Anzahl von marktüblichen, innovativen und professionellen Lösungen ausschließen. Zudem gibt es für viele Fachanwendungen keinen nativen Linux Ersatz. Eine weitere mögliche Folge wären daher zusätzliche Aufwendungen für die Entwicklung kompatibler Individualsoftware.

Die LHS setzt clientseitig auch Anwendungen ein, die vom Zweckverband Kommunale Datenverarbeitung Region Stuttgart zur Verfügung gestellt werden. Neben Betriebssystem unabhängigen Anwendungen gibt es eine größere Anzahl, die ausschließlich Windows als Client Betriebssystem voraussetzt. Native Linux Anwendungen werden nicht angeboten.

Für den professionellen Einsatz eines Linux-Desktops müsste bei der LHS eine Distribution zum Einsatz kommen, der eine professionelle Support-Struktur zugrunde liegt. Wege eine eigene Distribution zu pflegen, erwiesen sich anderenorts als aufwändig und wurden z.T. auch wieder eingestellt (WIENUX).
Ein professioneller Linux-Desktop benötigt daher Maintenance, die in Summe und auf Laufzeit vergleichbare Kosten erzeugt wie eine Windows-Lizenz, die auch Softwarepflege beinhaltet.

Aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs bei mobilen Endgeräten mit unterschiedlichen Betriebssystemen wie z.B. iOS, Android (Linux Basis) sowie Windows, die faktisch auch Ökosystem-Plattformen sind, wird derzeit davon ausgegangen, dass die Anbieter diese auch für Geschäftskunden attraktiv gestalten werden.

Um ein reibungsloses Zusammenspiel von Hard- und Software gewährleisten zu können, muss für PC, Notebooks und Peripheriegeräte Treibersoftware zur Verfügung stehen. Dies ist aufgrund der Windows Marktausrichtung der Hardware-Hersteller in der Regel nicht in allen Fällen gegeben (insbesondere bei Peripheriegeräten). Selbst wenn oftmals grundlegende Funktionalität durch generische Treiber-Software gewährleistet werden kann, muss mit Einschränkungen bei spezifischen Eigenschaften gerechnet werden.

Für das zentrale Systemmanagement der Clients kommen derzeit bei der LHS diverse Lösungen zum Einsatz (Software-/Patchbereitstellung, Richtlinien/Einstellungen, IT-Sicherheit,..). Serverseitig wirkt dabei der Windows Verzeichnisdienst mit Gruppenrichtlinien auf die Windows Clients. Auch im Backoffice müssten daher aufwändig erhebliche Veränderungen mit neuen Lösungen umgesetzt werden, die jedoch die derzeitigen Möglichkeiten voraussichtlich nur zum Teil abbilden könnten.

Bei der Komplexität und Größe der LHS kann nicht davon ausgegangen werden, dass völlig auf Windows Clients verzichten werden könnte. Neben der in erheblichem Umfang zusätzlich aufzubauenden Linux Qualifikation müsste daher auch eine Support-Struktur für beide Client Betriebssysteme vorgehalten werden.

Bei einer Umstellung der Client Arbeitsplätze von Windows auf Linux ist daher mit hoher Wahrscheinlichkeit mit erheblichen zusätzlichen einmaligen, aber auch dauerhaft höheren Aufwänden und Risiken zu rechnen. Zudem wird dies die IuK der LHS und die betroffenen Fachbereiche jahrelang beschäftigen, ohne dass auf der Geschäftsseite ein Mehrwert erzeugt wird. Ganz im Gegenteil muss nach den Erfahrungen bei vergleichbaren anderen Städten davon ausgegangen werden, dass für die Anwenderinnen und Anwender die erhebliche Veränderung bei den gewohnten Arbeitsmitteln zumindest kurz- bis mittelfristig zu Einschränkungen bei der Aufgabenerledigung führt.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sieht im Prozess zur Gewährleistung von IT-Sicherheit durch den Einsatz freier Software bedeutende strategische Vorteile. Jedoch bietet diese nicht per se die Gewähr für ein sicheres System. Unter anderem wird daher auch Software-Vielfalt als Basis für IT-Sicherheit genannt.

Mit sehr guten Erfahrungen kommen daher bei der LHS seit vielen Jahren neben Windows auch Linux Server zum Einsatz. Zudem sind – seit langem erfolgreich – auch andere Open Source Komponenten, z.B. für Datenbanken und Webserver, im Betrieb.

Insgesamt müssen beim IT-Einsatz unterschiedliche Aspekte in Balance gebracht werden, um möglichst wirtschaftlich und sicher größtmöglichen Geschäftsnutzen zu erzielen. Zudem ist für den Nutzen aus IT-Investitionen die Akzeptanz der Anwenderinnen und Anwender von hoher Relevanz.






Werner Wölfle
Bürgermeister



Vorliegende Anträge/Anfragen

330/2015 SÖS-LINKE-PluS

642/2015 SÖS-LINKE-PluS








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