Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser
Gz: AK 0321
GRDrs 1080/2015
Stuttgart,
11/17/2015


Strategische Zielausrichtung zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements in der Landeshauptstadt Stuttgart



Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussBeratungöffentlich02.12.2015

Bericht:



1. Einführung

Eine aktive Bürgergesellschaft ist für die Landeshauptstadt Stuttgart mit ihrer hohen gesellschaftlichen Dynamik, ihrer internationalen Bürgerschaft und ihrer großen Wirtschaftskraft von zentraler Bedeutung. Weit über 100.000 Bürger/-innen engagieren sich in Stuttgart freiwillig in einem Ehrenamt. Kurzfristige, projektbezogene Engagements sind hier noch gar nicht mitgerechnet. In Stuttgart sind ca. 6.000 Vereine aktiv.

Der Stuttgarter Weg zur aktiven Bürgergesellschaft geht von dem Gedanken der Dezentralität und der Subsidiarität aus. Die Verwaltung und der Gemeinderat haben bei der Förderung von freiwilligem Engagement, Ehrenamt und Selbsthilfe von Anfang an auf eine Vernetzung und auf die Stärkung der dezentralen Strukturen gesetzt. In den 23 Stadtbezirken sind folglich die Bezirksvorsteher/-innen als Ehrenamtsbeauftragte die wichtigsten Ansprechpartner/-innen für das Bürgerengagement. Ehrenamtsbeauftragte wirken auch in allen Ämtern und Eigenbetrieben der Landeshauptstadt.

Die Erwartungen und die Anforderungen an das Bürgerengagement bzw. an die freiwillig Engagierten wachsen beständig. „Flüchtlingsbetreuung“, „Integration“, „vorschulische Betreuung und Bildung“, „Senioren“ sowie das „Miteinander der Generationen“ – alle diese großen Themenbereiche in unserer Stadt können nur gestaltet werden, wenn das aktive freiwillige Engagement der Bürgerschaft die Hauptamtlichen zusätzlich unterstützt. Die neuen, höheren Anforderungen an die Bürger/-innen und an die Bürgergesellschaft benötigen eine kontinuierliche Optimierung in den ehrenamtlichen Förderstrukturen sowie eine ständige Weiterqualifizierung der Ehrenamtlichen. Das Sachgebiet „Förderung Bürgerschaftliches Engagement“ hat seit jeher den Auftrag und verfolgt das Ziel, diese Dienstleistungen für den Bürger von einer Dienststelle aus anzubieten.

Der Jahresbericht 2014 der Stabsstelle „Förderung Bürgerschaftliches Engagement“ gibt einen umfassenden Überblick über die Aufgaben der Ehrenamtsförderung bei der Stadt Stuttgart (Jahresbericht als Anlage 1). Dies alles wird seit der Streichung einer dritten Stelle mit nur zwei hauptamtlichen Kräften und vielen Ehrenamtlichen geleistet, die angeleitet und betreut werden müssen. Das zeigt deutlich, dass mehr Ressourcen benötigt werden, um den erreichten Stand und die Qualität bei der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements zu sichern, konkret etwa beim Projekt „Ausbildungspatenschaften“.


2. Organisationsuntersuchung zur Förderung Bürgerschaftliches Engagement

Im Rahmen der Haushaltsberatungen 2011/2012 beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung mit einer Organisationsuntersuchung im Bereich Bürgerschaftliches Engagement/Ehrenamt. Ziel war es, die vielfältigen Anforderungen und Bedürfnisse aus dem Ehrenamtsbereich von städtischer Seite zusammenzuführen, die zahlreichen bestehenden und neu hinzugekommenen Einrichtungen und Organisationen in Austausch zu bringen und damit die Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements durch die Stadt Stuttgart insgesamt weiter zu stärken.

In einer stadtweiten Erhebung zum Bürgerschaftlichen Engagement wurden neben der Stabsstelle „Förderung Bürgerschaftliches Engagement“ alle städtischen Organisationseinheiten zur Darstellung der Ist-Situation einbezogen. Es wurden Informationen zu folgenden Themenkomplexen erhoben:

Aufgaben und Maßnahmen, Ressourcen, Kennzahlen, Schnittstellen, Prognose Aufgabenentwicklung und Verbesserungspotentiale.

Der Bericht „Organisationsuntersuchung Bürgerschaftliches Engagement“ vom Juli 2013 war als Anlage der gleichnamigen Mitteilungsvorlage zum Haushaltsplan 2014/2015 (GRDrs 769/2013) angefügt. Darin wurden zwei Empfehlungen ausgesprochen:

- Budgeterhöhung für den Bereich Bürgerengagement bzw. Schaffung eines zusätzlichen Budgets für die Anerkennungskultur,

- personelle Stärkung für den Bereich Bürgerengagement.

3. Neuzuordnung der Aufgaben der bisherigen Stabsstelle „Förderung des bürgerschaftlichen Engagements“ (KBS/B.E.) zum Haupt- und Personalamt

Eine Folge der Organisationsuntersuchung war eine Organisationsänderung. Die Aufgaben der bisherigen Stabsstelle „Förderung Bürgerschaftliches Engagement“ (einschließlich Freiwilligenagentur und frEE-Akademie) werden seit 1. Januar 2015 in der Abteilung „Gemeinderat und Stadtbezirke“ des Haupt- und Personalamts (10-2) wahrgenommen. In der Abteilung „Gemeinderat und Stadtbezirke“ wurde ein neues Sachgebiet „Förderung Bürgerschaftliches Engagement“ mit dem Geschäftszeichen 10-2.5 B.E. eingerichtet.

Zu den Aufgabenstellungen als Anlauf- und Koordinationsstelle zu allen Fragen des freiwilligen Engagements und Ehrenamts zählen insbesondere die Beratung und Vermittlung von Ehrenamtlichen (durch die Freiwilligenagentur) sowie die Qualifizierung und Weiterbildung von Ehrenamtlichen (durch die frEE-Akademie).

Stadtweites Ziel muss es sein, unter Nutzung höchstmöglicher Synergien die für den Erfolg unabdingbaren Strukturen im Bereich Bürgerengagement zu erhalten, auszubauen und dauerhaft zu sichern.

Im Rahmen der strategischen Zielausrichtung des Bürgerschaftlichen Engagements sind deshalb vorrangig die Schnittstellen zwischen dem Haupt- und Personalamt und den Fachverwaltungen zu klären. Damit keine Doppelstrukturen entstehen, klare Zuständig­keiten eingehalten werden und somit keine Ressourcen verschwendet werden, ist insbesondere bei der Koordinierung ehrenamtlicher Flüchtlingsbetreuung die Zusammen­arbeit zwischen dem Haupt- und Personalamt mit den Fachämtern besser abzustimmen. Die Weiterentwicklung des bürgerschaftlichen Engagements wird von 10-2.5 B.E. generell in Abstimmung mit den Fachämtern und Bezirksämtern erfolgen.


4. Strategische Zielausrichtung zur Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements in der Landeshauptstadt Stuttgart

4.1. Vorstellung des gesamtstädtischen Konzepts

4.2 Es wurden aktuelle Handlungsbedarfe identifiziert.

Zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements wurden aktuelle Hand- lungsbedarfe identifiziert. Diese werden verwaltungsintern und gegenüber dem
Gemeinderat kommuniziert.

Die Handlungsfelder sind:

4.3 Die strategischen Ziele im Einzelnen mit Handlungsempfehlungen

4.3.1 Das Sachgebiet „Förderung Bürgerschaftliches Engagement“ als Anlauf- und Koordinierungsstelle weiter profilieren

Als Informations- und Koordinierungsstelle gewährleistet das Sachgebiet „Förde- rung Bürgerschaftliches Engagement“ eine adäquate Ansprechstruktur für das Thema bürgerschaftliches Engagement für die Verwaltung und für den Gemeinde- rat der Landeshauptstadt Stuttgart (siehe Anlage 1, Seite 15f., 19f., 37, 46f., 73f. 80f.). Einzelne Maßnahmen sind:

4.3.2 Die Anerkennungskultur für bürgerschaftliches Engagement wird ausgebaut.

4.3.3 Interessierte Menschen werden in ein freiwilliges Engagement vermittelt.

4.3.4 Unternehmen sollen den gemeinnützigen Sektor unterstützen.

Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung wird von den Unternehmen eingefordert, dass sie im Rahmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung den gemeinnützigen Sektor unterstützen (corporate social responsibility, siehe Anlage 1, Seite 26f.).

4.3.5 Stiftungen sollen den gemeinnützigen Sektor unterstützen.

4.3.6 Interessierte Menschen werden für ein freiwilliges Engagement qualifiziert.

Die frEE-Akademie und ihre Kursanbieter gewährleisten ein gesamtstädtisches Netzwerk für Qualifizierung im Bereich bürgerschaftliches Engagement. Die
Angebote richten sich an bereits engagierte Ehrenamtliche sowie an Menschen, die an der Aufnahme eines freiwilligen Engagements interessiert sind (
siehe

Anlage 1, Seite 18, 37ff., 52f.).

4.3.7 Die Öffentlichkeitsarbeit erfolgt über verschiedene Medien.

Die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit der Landeshauptstadt Stuttgart für

bürgerschaftliches Engagement wird vom Sachgebiet „Förderung Bürger­schaftliches Engagement“ mit der Freiwilligenagentur und frEE-Akademie

verantwortet und erfolgt über verschiedene Medien (siehe Anlage 1, Seite 31f.,

40, 58f., 76).

Fazit:

Das freiwillige Engagement und die politische Teilhabe sind wesentliche Grundlagen für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Das beeindruckende Potential von bürgerschaftlichem Engagement in Stuttgart, das sich in diesen Monaten im Zusammenhang mit den vielen Flüchtlingen ganz konkret zeigt, darf uns mit Stolz erfüllen. Andrerseits sind wir dringend auf diese aktive Bürgerschaft angewiesen, um die großen Herausforderungen der Zukunft, die eingangs skizziert wurden - „Flüchtlingsbetreuung“, „Integration“, „vorschulische Betreuung und Bildung“, „Senioren“, das „Miteinander der Generationen“ - zu bewältigen. Engagierte Bürger/-innen benötigen, um ihr Potential zu entfalten, eine funktionsfähige Informations- und Koordinierungsstelle, gute Rahmenbedingungen sowie eine angemessene Anerkennungskultur.

Deshalb wollen wir unsere Förderstrukturen für das bürgerschaftliche Engagement optimieren und ausbauen. Bei der Zielerreichung, bei der Akquise von Drittmitteln und bei der Öffentlichkeitsarbeit bedarf es der Unterstützung durch den Gemeinderat. Vorrangig gilt es,

· den engagierten Bürger/-innen, Initiativen, Vereinen, Verbänden, Stiftungen und Unternehmen eine voll funktionsfähige Informations- und Koordinierungsstelle als Knotenpunkt im Netzwerk frEE Stuttgart zu bieten,

· stetig Menschen für ein freiwilliges Engagement zu gewinnen und zu vermitteln,

· an freiwilliger Tätigkeit interessierte und engagierte Menschen zu qualifizieren,

· das Engagement auch von Unternehmen und Stiftungen für die Stadtgesellschaft fruchtbar zu machen,

· für die Bedeutung und für den Eigenwert freiwilliger Arbeit zu sensibilisieren und
umfassend darüber zu informieren.

Das Netzwerk für freiwilliges Engagement, Ehrenamt und Selbsthilfe, frEE Stuttgart, begleitet und unterstützt das bürgerschaftliche Engagement in unserer Stadt seit 1998. Es fördert die bürgerschaftliche Beteiligung von Einzelnen und Gruppen und ermöglicht das Zusammenwirken der unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteure im Sinne gemeinsam wahrgenommener Verantwortung. Es ist eine stetige Aufgabe, diese Infrastruktur für bessere Rahmenbedingungen, Prozesse und Strukturen zum Wohle der Stadt und ihrer Bürger zu stärken. Denn es sollen alle Bürger/-innen in ihren Lebensräumen vor Ort - im Stadtbezirk, in den Stadtteilen, in den Quartieren - Mitwirkungs- und Mitgestaltungschancen erhalten, damit sie sich für ein solidarisches Zusammenleben in unserer vielfältigen Gesellschaft einbringen können.


Beteiligte Stellen

keine


Vorliegende Anträge/Anfragen

keine
keine




Werner Wölfle
Bürgermeister





Jahresbericht der Stabsstelle "Förderung Bürgerschaftliches Engagement" 2014




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