Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Wirtschaft/Finanzen und Beteiligungen
Gz: WFB
GRDrs 1012/2015
Stuttgart,
10/27/2015



Haushalt 2016/2017

Unterlage für die 1. Lesung des Verwaltungsausschuss zur nichtöffentlichen Behandlung am 09.11.2015



Public Viewing Fußball-EM 2016

Beantwortung / Stellungnahme

Unter Federführung der in.Stuttgart wurde das letzte Public Viewing zur EM 2008 mit Übertragung der zwei Halbfinale sowie des Finales auf dem Stuttgarter Schlossplatz ausgerichtet. Das Halbfinale mit deutscher Beteiligung sowie das Finale waren gut besucht (Finale ca. 40.000 Zuschauer), das Halbfinale ohne deutsche Beteiligung fand mit rund 5.000 Zuschauern einen recht schwachen Zuspruch. Den Kosten von 590 TEURO standen Erlöse von 270 TEURO aus Vermarktung, Standvergaben etc. gegenüber; dies führte zu einem Abschluss mit einem negativen Ergebnis von über 320 TEURO.

Aufgrund genereller Kostensteigerungen, aber auch durch Sondereffekte wie die Einführung des Mindestlohns oder gestiegener GEMA-Gebühren, muss hochgerechnet auf die EM 2016 am gleichen Standort mit Kosten von rund 750 TEURO gerechnet werden, wohingegen die Erlöse kaum steigerbar sein werden, da auch kein Eintrittspreis verlangt werden kann.

Im Jahr 2007 richtete die in.Stuttgart auf dem Cannstatter Wasen ein Public Viewing anlässlich des Pokalfinales mit Beteiligung des frischgebackenen deutschen Fußballmeisters VfB aus. Aufgrund der großen Euphorie nach dem Gewinn der Meisterschaft rechnete man mit bis zu 100.000 Besuchern und verlegte daher aus Sicherheitsgründen die Veranstaltung vom Schlossplatz auf den Cannstatter Wasen. Letztendlich kamen 20.000 Besucher. Damit Eintritt erhoben werden konnte, wurde der gesamte Wasen eingezäunt. Dies hatte zur Folge, dass keine Parkplätze vorhanden waren, so dass ein Kombiticket für 5 EURO inklusive eines Getränks angeboten wurde. Aus den Zuschauer- und Vermarktungseinnahmen konnten insgesamt Erlöse in Höhe von 230 TEURO erzielt werden, wohingegen sich die Kosten auf 400 TEURO beliefen. Dies führte zu einem Defizit von 170 TEURO. Die Berechnungen 2007 beruhten auf der Erwartung einer hohen Besucherzahl, aber auch bei kleineren Spielarten lassen sich die Kosten durch den hohen Aufbauaufwand (Toiletten, Zäune etc.) nur schwer verringern. Darüber hinaus entstehen bedingt durch die Geländesituation hohe Ordnungsdienst- und Reinigungskosten.



Im Vergleich zu 2007 sind 2016 auch weitere Faktoren zu berücksichtigen wie z.B. den Lärmschutz der Anwohner. Hier gilt es zu beachten, dass die attraktiven Spiele einer EM nicht vor 20.45 Uhr anfangen. Große Einnahmen aus der Vermarktung über Sponsoren sind aufgrund strikter UEFA-Richtlinien nicht zu erwarten. Wegen Begleiterscheinungen wie Vermüllung, Lärm und Kosten haben mittlerweile viele Städte Abstand von der Durchführung solcher Veranstaltungen genommen. Die wenigen Städte, die noch daran festhalten, nutzen häufig bestehende Einrichtungen wie die Stadien, da hier der Aufbauaufwand überschaubar ist. Sehr viele Gastronomen haben zwischenzeitlich in die entsprechende Übertragungstechnik, die sie jedes Mal auf Neue aufbauen, investiert.

Vor diesem Hintergrund wird von der Ausrichtung eines Public Viewing abgeraten. Von einem Kostenblock über rund 200 TEURO plus einem sicherlich auch im sechsstelligen Bereich liegenden Ordnungsdienst- und Reinigungsaufwand pro übertragenem Spiel muss gerechnet werden.




Vorliegende Anträge/Anfragen

933/2015 FDP




Michael Föll
Erster Bürgermeister




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