Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales und gesellschaftliche Integration
Gz: SI
GRDrs 1123/2019
Stuttgart,
11/04/2019



Haushalt 2020/2021

Unterlage für die 1. Lesung des Verwaltungsausschuss zur nichtöffentlichen Behandlung am 20.11.2019



Förderung Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge und Folteropfer

Beantwortung / Stellungnahme

Das Psychosoziale Zentrum des gemeinnützigen Vereins refugio stuttgart e. V. hat sich seit 17 Jahren im Bereich psychosoziale Begleitung und Behandlung von geflüchteten Menschen etabliert. refugio e. V. arbeitet nach den Qualitätsstandards der Bundesarbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer e. V. (BAfF) und ist Fach-Mitglied in diesem Dachverband.

2018 haben 600 Klientinnen und Klienten aus 32 Ländern Beratung und Behandlung bei refugio stuttgart e. V. in Anspruch genommen. Kennzeichnend ist ein breites Angebot: Diagnostik, traumaspezifische psychologische Beratung und stabilisierende Angebote, Hilfe in Krisensituationen sowie gezielte Vermittlung an weitere Einrichtungen aus ihrem Netzwerk. Dieses breite Angebot sowie die umfassende Expertise des Trägers stellt für Flüchtlinge eine sehr hilfreiche Unterstützung in ihrem Leben dar.

Zudem kann durch die Kooperation mit der Psychologischen Beratungsstelle für politisch Verfolgte und Vertriebene (PBV Stuttgart) (vgl. GRDrs 1163 „Aktivierende und therapiebegleitende Maßnahmen zur Integration traumatisierter Flüchtlinge und deren Kinder“) und dem Angebot OMID des Caritasverbands für Stuttgart e. V. (vgl. GRDrs 242/2019 „OMID ‚Frühe Hilfen für traumatisierte Flüchtlinge‘ – Zwischenbericht“) eine bedarfsgerechte Weitervermittlung und Versorgung schwer traumatisierter Flüchtlinge sichergestellt werden. Durch die gezielte Unterstützung wird es Flüchtlingen schneller möglich, selbstbestimmt ihr Leben zu gestalten.

Ohne das Angebot von refugio stuttgart e. V. besteht das Risiko, dass Flüchtlinge mit komplexen Schwierigkeiten aufgrund der generell knappen Kapazitäten im Bereich psychosozialer Begleitung und Behandlung in Stuttgart lange Wartezeiten hinnehmen müssten. Traumatische Erlebnisse im Heimatland, auf der Flucht und nach der Ankunft in Deutschland führen zur Verschlechterung der allgemeinen gesundheitlichen und psychischen Verfassung bis hin zur Perspektivlosigkeit. Die Integration in die Gesellschaft und die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben können sich ohne psychotherapeutische Hilfe auf unbestimmte Zeit verzögern. Für traumatisierte Flüchtlinge wird eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben dadurch erheblich beeinträchtigt. Aus dieser Situation heraus entstehen Gruppen am Rande der Gesellschaft, die perspektivisch gesehen den gesellschaftlichen Zusammenhalt negativ beeinträchtigen.
Zusammenarbeit der Träger und Schwerpunkte

PBV Stuttgart

Träger: Evangelische Gesellschaft Stuttgart e. V.

refugio stuttgart e. V. Omid

Träger: Caritasverband
für Stuttgart e. V.

AdressatenPotentiell traumatisierte Geflüchtete, die an einer psychischen Störung erkrankt sind.Geflüchtete Menschen mit einem Hinweis auf ein Trauma.Frühzeitige und niedrigschwellige Unterstützungsangebote für traumatisierte Geflüchtete in Flüchtlingsunterkünften.
Herkunft: Geflüchtete, aber auch Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution, unabhängig vom Herkunftsland.Herkunft: außerhalb
Europas.
Diagnostik und Überweisung müssen vorliegen.Ohne Überweisung und Diagnostik.Ohne Überweisung und Diagnostik.
AngebotePsychologische und psychosoziale Beratung und Begleitung.Psychosoziale und therapeutische Beratung und Behandlung.Psychologische und psychosoziale Erstversorgung und Stabilisierung.
Unterstützende, niedrigschwellige Angebote.

Stabilisierende Angebote im Vorfeld oder begleitend zur Therapie.

Hilfe in Krisensituationen.

Stabilisierende Angebote.

Trägerübergreifende und aufsuchende Angebote in den Stuttgarter Gemeinschaftsunterkünften.

Die Träger verfügen weiterhin über ein breites Netzwerk an Kooperationen mit spezifischen Einrichtungen und Angeboten und vermitteln auch weiter.

refugio e. V. arbeitet in ganz Baden-Württemberg. Daher ist auch der Finanzierungsplan des Vereins Stadt- und Landkreis übergreifendend. In einem ersten Abstimmungsgespräch mit den im Förderantrag genannten Stadt- und Landkreisen am 12.09.2019 in Ludwigsburg signalisierten alle die Bereitschaft, sich im beantragten Umfang zu beteiligen. Bei einigen steht die Zusage unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Landkreises/ der Kommune.

Vom gesamten Zuschussbedarf entfällt auf die Landeshauptstadt Stuttgart ein Anteil in Höhe von bis zu 40.000 EUR/Jahr. Der Verein sucht derzeit nach neuen Geschäftsräumen. Abhängig von der Klärung kann es zu einer Änderung der jährlichen Miet- und Mietnebenkosten kommen.




Vorliegende Anträge/Anfragen

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374/2019, Bündnis 90/DIE GRÜNEN; 912/2019, SPD; 1014/2019, FDP




Dr. Alexandra Sußmann Bürgermeisterin



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