Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz:
GRDrs 421/2023
Stuttgart,
04/27/2023



Medienstation und Gestaltungswettbewerb zur "Doppelten Lücke"



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Kultur und Medien
Verwaltungsausschuss
Beschlussfassung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
09.05.2023
24.05.2023



Beschlußantrag:

Eine Medienstation und ein Erinnerungszeichen sollen zur Darstellung der „Doppelten Lücke“ im Rathaus etabliert werden.



Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Bislang findet im Stuttgarter Rathaus kein sichtbares Erinnern an die Zeit von 1933 bis 1945 statt. Weder die Zerstörung der kommunalen Demokratie unter der Führung des NSDAP-Oberbürgermeisters Karl Strölin noch die Schicksale der zahlreichen entlassenen – und zum Teil später deportierten – Mitglieder der Verwaltung und des Gemeinderats werden dort thematisiert. Die Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber hat sich dieser „doppelten Lücke“ in einem neunminütigen Film des Kunstprojekts StolperKunst angenommen, der die Geschehnisse der Zeit eindringlich vor Augen führt, wie im Rahmen einer Präsentation vor dem Gemeinderat deutlich wurde.

Die Koordinierungsstelle Erinnerungskultur hat in Absprache mit Vertreterinnen und Vertretern der Initiative StolperKunst sowie des Gemeinderats und des Jugendrats der Landeshauptstadt ein Konzept erarbeitet, um die erinnerungskulturelle Leerstelle zu füllen, das geschehene Unrecht zu thematisieren, an die Opfer zu gedenken und die Bedeutung des Erinnerns für die Gegenwart aufzuzeigen.








Dies soll in zwei Schritten und mithilfe zweier Maßnahmen geschehen:
Der bereits erwähnte Film „Die doppelte Lücke“ soll – ergänzt durch Hintergrundinformationen, z. B. zu den einzelnen Personen – auf unterschiedlichen Wegen im Rathaus zugänglich gemacht werden.

Eine Medienstation soll eingerichtet werden, auf welcher der Film zu sehen und (mittels Sounddusche) zu hören ist. Bei der Konzeption soll besonderer Wert auf Barrierefreiheit gelegt werden (z. B. durch Untertitel, Sitzgelegenheiten). Als Standort wird der Bereich unter der Treppe im Erdgeschoss vorgeschlagen, der eine geschützte Atmosphäre bietet und zu einem längeren Aufenthalt einlädt. Diese Fläche wird bisher selten für Ausstellungen oder Veranstaltungen genutzt. Zudem soll geprüft werden, ob mithilfe einer QR-Codes-Rallye durch das Rathaus die historischen Ereignisse auf eine leicht zugängliche Art auch für private, mobile Endgeräte aufbereitet werden können.
Zur Entwicklung eines auf Langfristigkeit angelegten Erinnerungszeichens, das die Galerie der ehemaligen Bürgermeister und Ehrenbürger inhaltlich um einen Hinweis zu in der NS-Zeit geschehenes Unrecht ergänzen soll, lobt das Kulturamt einen Wettbewerb aus, welcher sich an Gestaltende und Kunstschaffende verschiedener Genres richtet.
Entstehen soll eine Arbeit, welche die „doppelte Lücke“ und die Namen der Opfer sichtbar macht und die Bedeutung des Erinnerns für Gegenwart und Zukunft verdeutlicht. Die Intervention soll innerhalb der Galerie im ersten Obergeschoss und nach Möglichkeit direkt an der Wand platziert werden. Ohne eine Umgestaltung der Flächen ist aktuell kein Platz, um ein Erinnerungszeichen anzubringen. Es soll daher geprüft werden, ob die Büsten und Bilder der Ehrenbürger an einer anderen Stelle im Rathaus angebracht werden können oder auf anderem Wege mehr Raum geschaffen werden kann.

Der Prozess – von der Formulierung der Ausschreibung und der Auswahlkriterien über die Besetzung einer möglichst diversen Jury bis zur Bewertung der eingereichten Entwürfe – soll partizipativ angelegt sein, sodass interessierte Stuttgarterinnen und Stuttgarter, insbesondere auch junge Menschen, die Chance haben, ihre Perspektiven einzubringen. Zivilgesellschaftliche Vertreterinnen und Vertreter der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber und ggf. weiterer Stuttgarter Initiativen sollen eingebunden werden, um ihre Expertise einbringen zu können.

Der Wettbewerb findet dann in mehreren Schritten statt:
Der Film und die (künstlerisch-gestalterische) Intervention sollen nicht nur Einzelbesucherinnen und -besucher des Rathauses zugänglich sein und für sich selbst stehen, sondern auch im Rahmen von Führungen oder Vermittlungsangeboten, insbesondere für junge Menschen, besucht werden und als Impulse für Austausch und Reflexionen in der jeweiligen Gruppe dienen.



Finanzielle Auswirkungen

<Finanzielle Auswirkungen>





Dr. Fabian Mayer
Erster Bürgermeister


Anlagen

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<Anlagen>



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