Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz: AKR
GRDrs 1082/2017
Stuttgart,
11/13/2017



Haushalt 2018/2019

Unterlage für die 1. Lesung des Verwaltungsausschuss zur nichtöffentlichen Behandlung am 20.11.2017



Adolf-Hölzel-Haus

Beantwortung / Stellungnahme

Sanierung und Umbau


Historische Bedeutung von Adolf Hölzel und des Hölzel-Hauses

Adolf Hölzel war einer der bedeutendsten Lehrer an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Dort wirkte er von 1905 bis 1919 als Professor, Rektor und Lehrer namhafter Schüler wie Willi Baumeister, Johannes Itten und Oskar Schlemmer. Noch vor Wassily Kandinsky ging er als ein Wegbereiter der abstrakten Malerei in die Annalen der Kunstgeschichte ein. Im Kunstmuseum Stuttgart beherbergt die Stadt den bedeutendsten Bestand an Werken Hölzels in öffentlichem Besitz, der neben den Beständen von Otto Dix und Willi Baumeister das Profil der Sammlung maßgeblich prägt.

Nach seiner Emeritierung bezog Adolf Hölzel das 1905 erbaute Haus in der Ahornstraße 22 und schuf dort sein bedeutendes Spätwerk. Gleichzeitig setzte er hier seinen Malunterricht fort und machte seine neue Wirkungsstätte zum Treffpunkt der Stuttgarter Avantgarde. Hier fanden Vorträge und Vorlesungen statt und die Stuttgarter Avantgarde traf sich zum Kunstdiskurs.


Adolf-Hölzel-Stiftung

Nach Hölzels Tod 1934 blieb das Haus im Besitz der Familie und wurde als Ort der Bewahrung des künstlerischen Nachlasses und seiner Erforschung genutzt. 2005 hat die Enkelin des Künstlers, Frau Doris Dieckmann-Hölzel, zur weiteren Förderung des Ansehens von Hölzels Leben und Werk die Adolf-Hölzel-Stiftung gegründet und nach ihrem Tod 2010 den gesamten Nachlass einschließlich des Hauses der Stiftung vermacht. Unterstützt vom 2014 gegründeten Förderverein Adolf-Hölzel-Haus e. V. plant die Stiftung nun, das Hölzel-Haus zukünftig als Kulturstätte für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.


Antrag auf Förderung

Um einen dauerhaften Betrieb zu gewährleisten reichen die finanziellen Ressourcen der Stiftung nicht aus. Insbesondere Renovierung und energetische Sanierung des gesamten Hauses, welche die geplante Nutzung voraussetzt, sind von der Stiftung nicht finanzierbar. Für die entsprechenden Ausbau- und Sanierungsmaßnahmen hat die Adolf-Hölzel-Stiftung der Stadt daher erstmals zur letzten Haushaltsdebatte einen Kosten- und Finanzierungsplan vorgelegt und einen einmaligen Zuschuss von 920.000 Euro beantragt.
Der Gemeinderat entschied im Doppelhaushaltsplan 2016/2017, einmalig Finanzmittel in Höhe von 75.000 Euro für den Ausbau zur Verfügung zu stellen.

Die erste Bauvoranfrage des Vereins beim Baurechtsamt erfolgte Ende 2016 und wurde sowohl bau- als auch zweckentfremdungsrechtlich als nicht genehmigungsfähig beschieden. In informellen Gesprächen mit dem Verein wurden daraufhin Möglichkeiten einer Umsetzung des Projekts erörtert. Ergebnis war, dass der Verein ein verschlanktes Konzept zum Betrieb des Hauses erarbeiten und einreichen sollte, das von der Salonidee absieht, da eine Versammlungsflächennutzung an diesem Ort nicht umsetzbar ist.

Das daraufhin aktualisierte Programm sieht nun neben der Malschule und der Ateliers eine museale Nutzung mit Geschichtswerkstatt zur Hölzel-Forschung vor. Der Kulturverwaltung liegt dazu ein überarbeiteter Antrag der Adolf-Hölzel-Stiftung für den geplanten Ausbau des Hölzel-Hauses vor, der über die im letzten Haushalt zugesagten 75.000 Euro hinaus zusätzliche Fördermittel in Höhe von 825.000 Euro veranschlagt. Die dem neuen Antrag beigelegte Kostenschätzung geht inzwischen von Kosten für alle drei Bauphasen in einer Gesamthöhe von rd. 1,8 Mio. Euro aus. Neben den beantragten Fördermitteln der Stadt von insgesamt 900.000 Euro sind zur Finanzierung 200.000 Euro zugesagte private Spenden und ein zugesagtes zinsloses Darlehen der Südwestbank AG von 708.000 Euro aufgeführt. Die überarbeitete neue Bauvoranfrage hat das Baurechtsamt am 22. August 2017 positiv beschieden.


Zukunftsperspektiven

Anders als das vom Kunstmuseum Stuttgart betriebene, rein kunst- und kulturgeschichtlich ausgerichtete Otto-Dix-Haus möchte die Hölzel-Stiftung das Hölzel-Haus als eine multifunktionale Kultureinrichtung im Geiste Hölzels neu beleben. Bausteine des Betriebskonzepts sind neben der Schaffung von Museumsräumen mit dem vorhandenen Fundus an Hölzel-Werken die Errichtung einer Forschungsstätte zur Aufarbeitung des Nachlasses. Vorgesehen sind darüber hinaus die Einrichtung von zwei bis drei Künstlerateliers und der Aufbau einer Malschule für Kinder mit dem Angebot von Kunsttherapie.

Für die laufende Finanzierung des Hölzel-Hauses nach der Umbauphase hat die Hölzel-Stiftung inzwischen einen ausgeglichenen Finanzierungsplan vorgelegt, der ohne Mitfinanzierung der Stadt am Betrieb des Hauses in Form einer dauerhaften Förderung auskommt.



Vorliegende Anträge/Anfragen

Antrag Nr. 365/2017 der CDU-Gemeinderatsfraktion; Antrag Nr. 560/2017 der SPD-Gemeinderatsfraktion; Antrag Nr. 764/2017 der AfD-Gemeinderatsfraktion




Dr. Fabian Mayer
Bürgermeister




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