Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser
Gz: AK 6235
GRDrs 479/2009
Stuttgart,
06/15/2009



Straßenbenennungen



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussBeschlussfassungöffentlich01.07.2009



Beschlußantrag:

Den in der Begründung im Einzelnen aufgeführten Namen für Straßen, Plätze und Staffeln wird zugestimmt (Anlage 1).


Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Zur Orientierung der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer sind die dargestellten Benennungen erforderlich. Teilweise sollen die Namensgebungen auch dazu beitragen, verdiente Persönlichkeiten zu ehren.

Die Texte der Erläuterungsschilder sind nachrichtlich erwähnt.


Finanzielle Auswirkungen




Beteiligte Stellen






Klaus-Peter Murawski
Bürgermeister


Anlagen



Stadtbezirk Stuttgart-Mitte

Neubenennung

Lfd.
Nr.
Bisherige Straßen-
bezeichnung
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßen-bezeichnung
1Ohne BezeichnungAn der Olgastraße zwischen den Einmündungen der Blumenstr. und der LorenzstaffelMarie-Juchacz-Platz

Text des Erläuterungsschildes:
Marie Juchacz
* 1879 † 1956
Sozialpolitikerin, Gründerin der Arbeiterwohlfahrt

Der Bezirksbeirat Mitte hat vorgeschlagen, den kleinen Platz rund um den Fischreiher-Brunnen an der Olgastraße nach Marie Juchacz zu benennen. Die Sozialpolitikerin gründete die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die im benachbarten Gebäude Olgastr. 63 ihren Sitz hat. Auch die SPD-Gemeinderatsfraktion hat mit ihrem Antrag 88/2009 den Beschluss des Bezirksbeirats Mitte unterstützt, die Politikerin im Jahr ihres 130. Geburtstags und der 90. Wiederkehr der ersten Rede einer Frau im Weimarer Reichstag zu ehren.

Die Fläche des Platzes befindet sich nicht vollständig im Eigentum der Landeshauptstadt Stuttgart. Ein Teilstück gehört der Deutschen Telekom AG. Diese wurde zur Namensgebung angehört und hat ihr Einverständnis erklärt. Adressenänderungen ergeben sich bei der Benennung nicht.

Marie Juchacz wurde am 15. März 1879 in Landsberg an der Warthe geboren. Nach ihrer Schulausbildung wurde sie zunächst Näherin und Schneiderin, bevor sie nach ihrer Scheidung 1905 nach Berlin umzog. Dort trat sie nach der Aufhebung des Verbots politischer Betätigung für Frauen im Jahre 1908 in die SPD ein. 1917 wurde Marie Juchacz Mitglied des Parteivorstands und Leiterin des Frauensekretariats. Im selben Jahr übernahm sie nach dem Ausscheiden Clara Zetkins die Redaktion der Zeitschrift „Die Gleichheit – Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen“. Daneben gründete sie 1919 die Arbeiterwohlfahrt und war deren Vorsitzende bis 1933. Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten blieb Marie Juchacz Mitglied des Reichstags. 1933 emigrierte sie ins Saarland und von dort aus 1941 über Frankreich in die USA. Dort setzte sie ihre Wohlfahrtsarbeit fort. Nach acht Jahren kehrte sie nach Deutschland zurück und übernahm den Ehrenvorsitz der Arbeiterwohlfahrt. Sie starb im Jahre 1956.

Heute erinnern sowohl die Marie-Juchacz-Stiftung der Arbeiterwohlfahrt sowie eine Briefmarke aus der Reihe „Frauen der deutschen Geschichte“ an die Parlamentarierin der ersten Stunde. Außerdem ist der Vorstandssitzungssaal der SPD-Fraktion im Berliner Reichstagsgebäude nach ihr benannt.


Stadtbezirk Stuttgart-Ost

Neubenennung

Lfd.
Nr.
Bisherige Straßen-
bezeichnung
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßen-bezeichnung
2Ohne BezeichnungA = Frauenkopfstr.
E = Filderblickweg
Max-Ackermann-Staffel

Text des Erläuterungsschildes:

Max Ackermann
* 1887 † 1975
Maler und Grafiker

Der Bezirksbeirat Stuttgart Ost hat einstimmig beschlossen, im Stadtteil Frauenkopf eine Staffel nach dem Maler Max Ackermann zu benennen, der dort sein Atelier hatte.

Die bisher namenlose Fläche befindet sich im Eigentum der Landeshauptstadt Stuttgart. Adressenänderungen hat die Benennung keine zur Folge.

Max Ackermann wurde am 5. Oktober 1887 in Berlin geboren. 1906 begann er sein Studium in Weimar bei Henry van de Velde. 1908 wechselte er in die Zeichenklasse von Richard Müller und ging anschließend nach München zu Franz von Stuck. 1911 zog er nach Stuttgart um, wo bereits zwei seiner Brüder lebten, und setzte sein Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste fort. Dabei gelangte er in den Schülerkreis Adolf Hölzels, dessen Theorien ihn stark beeindruckten und ihn zur gegenstandsfreien Malerei brachten. Nach Abschluss seines Studiums 1912 begann er ohne Kontakt zu anderen Künstlergruppen selbständig zu arbeiten.

1915 wurde Max Ackermann zum Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen. Nach einer Verwundung und langem Lazarettaufenthalt entließ man ihn 1917 als dienstunfähig aus dem Militärdienst.

Nach seiner Rückkehr wurde sein Werk bis in die 1920er Jahre hinein von der Wandervogelbewegung beeinflusst. 1924 hatte Max Ackermann seine erste Einzelausstellung im Kunstgebäude Stuttgart, in der er gegenständliche und abstrakte Arbeiten zeigte. In seinem Atelier richtete er eine „Lehrwerkstätte für Neue Kunst“ ein, wo er Ferienkurse für junge Kunsterzieher abhielt. 1930 gründete er an der Stuttgarter Volkshochschule ein Seminar für „Absolute Malerei“.

Die Nationalsozialisten stuften die Kunst Max Ackermanns als entartet ein. Seine Bilder in der Staatsgalerie Stuttgart wurden beschlagnahmt. 1936 zog er sich nach Hornstaad am Bodensee zurück. Sein Atelier in Stuttgart wurde während eines Luftangriffs zerstört – viele seiner frühen Werke verbrannten. Zusammen mit seiner Ehefrau gründete Max Ackermann 1952 ein kunstpädagogisches Institut am Bodensee. 1956 wurde er vom Künstlerbund Baden-Württemberg als Nachfolger des verstorbenen Willi Baumeister in den „Rat der Zehn“ berufen. An seinem 70. Geburtstag im Jahr 1957 wurde Max Ackermann vom Kultusministerium der Professorentitel ehrenhalber verliehen.

1967 wurde die erste große Retrospektive „Gemälde von 1908 bis 1967“ in verschiedenen Städten gezeigt. Zu seinem 85. Geburtstag erhielt er 1972 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Von 1973 an suchte er wegen einer schweren Erkrankung Zuflucht im Paracelsius-Krankenhaus im Schwarzwald. Er konnte jedoch seine Arbeit fortsetzen. 1974 erlitt er einen Schlaganfall und ging eine zweite Ehe ein. Am 14. November 1975 verstarb Max Ackermann in Unterlengenhardt im Schwarzwald.



Stadtbezirk Stuttgart-Zuffenhausen

Neubenennung

Lfd.
Nr.
Bisherige Straßen-
bezeichnung
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßen-bezeichnung
3Ohne BezeichnungA = Roter Stich
E = Schlichtener Str.
Leutenbacher Str.

Auf dem Gelände der Robinson Barracks wird derzeit eine neue Straße gebaut, die voraussichtlich bis September 2009 fertig gestellt sein wird.

Die Verwaltung der Amerikanischen Streitkräfte hat vorgeschlagen, die Verkehrsfläche mit einem Namen zu versehen, der zu den Bezeichnungen passt, die in der unmittelbaren Umgebung vergeben sind. Die angrenzenden Straßen tragen Namen nach Orten im Rems-Murr-Kreis. Der Bezirksbeirat hat für die neue Verkehrsfläche mehrheitlich die Bezeichnung Leutenbacher Straße beschlossen.

Die Benennung hat Adressenänderungen für zahlreiche Gebäude zur Folge. Sie sind in der Verwaltung der Amerikanischen Streitkräfte und werden bisher alle unter der Bezeichnung Roter Stich geführt. Die US-Verwaltung ist mit der Änderung der Hausadressen einverstanden.


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