Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser
Gz: AK 0412-00
GRDrs 1008/2015
Stuttgart,
11/03/2015



Haushalt 2016/2017

Unterlage für die 1. Lesung des Verwaltungsausschuss zur nichtöffentlichen Behandlung am 09.11.2015



Umstellung der Office-Lösung von MS Office auf LibreOffice

Beantwortung / Stellungnahme

Bei der LHS befinden sich auch heute schon diverse Open-Source-Produkte im Einsatz. Dabei ist u.a. die Integration der neuen Software in die IT-Landschaft bei der LHS sowie die Anwenderakzeptanz ausschlaggebend.

Bei der aktuell geplanten Ablösung von Microsoft Office 2007 (siehe GRDrs 692/2015) wurde wie bei früheren Umstellungsprojekten auch der Einsatz einer Open-Source-Bürokommunikationssoftware im Rahmen eines Gutachtens geprüft.

Demnach steht beim Einsatz einer Open-Source-Office-Lösung (z.B. OpenOffice oder LibreOffice) ein ähnlicher Funktionsumfang wie bei Microsoft Office zur Verfügung. Jedoch besteht bei Open-Source-Produkten eine geringere Zukunftssicherheit. In der Regel gibt es bei diesen keine längerfristigen Produkt- und Support-Roadmaps. Es lassen sich einerseits Lizenzkosten einsparen, andererseits ist jedoch gerade bei OpenOffice mit einem deutlich höheren Migrations- und Betreuungsaufwand zu rechnen.
Es ist davon auszugehen, dass der Mehraufwand innerhalb des Lebenszyklus des Produkts (Betreuung) bzw. bei der Migration voraussichtlich höher ist als die Einsparungen bei den Lizenzkosten.

Bei einem Wechsel wären die aktuell genutzten Microsoft Office Makros und Dokumentvorlagen anzupassen bzw. neu zu erstellen. Darüber hinaus ist die Anbindung an Drittherstellersoftware / Fachverfahren selten gegeben, so dass alle Schnittstellen der bei der LHS genutzten Fachverfahren überprüft und entsprechend angepasst bzw. neu programmiert werden müssten.
Entsprechend der strategischen Linie beim DV-Verbund Baden-Württemberg nutzen von dort bezogene Fachverfahren primär Microsoft Office. Daher sind für den Zugriff auf diese Verfahren Microsoft-Lizenzen vorzuhalten.


In Hinblick auf Schulungen ist bei einer Umstellung auf ein Open-Source-Office-Produkt mit einem deutlich höheren Bedarf zu rechnen.
Zudem besteht das nicht kalkulierbare Umsetzungsrisiko durch mangelnde Akzeptanz bei Führungskräften und Anwendern (siehe Stadt Freiburg: Rückmigration von OpenOffice zu Microsoft Office, u.a. da viele Fachanwendungen nur mit Microsoft Office funktionieren und Probleme beim Austausch von OpenOffice Dokumenten mit externen Stellen bestanden).
Vergleiche mit der Stadt München bzw. den Finanzämtern des Landes Baden-Württemberg sind auf Grund anderer Rahmenbedingungen nur eingeschränkt möglich. Eine Anfrage aus 2013 belegt, dass die Finanzverwaltung Baden-Württemberg in Bezug auf Office-Produkte nicht einheitlich aufgestellt ist. So setzen deren Finanzämter OpenOffice ein, während beispielsweise die Oberfinanzdirektion Karlsruhe Microsoft Office im Einsatz hat.
Unabhängig davon gibt es auch hier Beispiele für die Rückumstellung von OpenOffice auf Microsoft Office. So planten die Berliner Finanzämter die Rückabwicklung bis Mitte 2015. Ausschlaggebend waren hier die Abdeckung heutiger Ansprüche an Informationssicherheit sowie die Gewährleistung des uneingeschränkten Datenaustauschs mit externen Stellen.

Schwäbisch Hall kann auf Grund seiner vergleichsweise geringen Größe, Anzahl an Mitarbeitern und Fachverfahren nicht als Orientierung für die LHS dienen.

Fazit: In Bezug auf interne Abläufe sowie für den Datenaustausch mit externen Stellen bzw. dem Bürger ergeben sich durch Open-Source-Office-Produkte keine offenkundigen Mehrwerte. Nach intensiver Prüfung verschiedener Optionen plant die Verwaltung, auf eine aktuelle Version von Microsoft Office Standard (voraussichtlich Microsoft Office Standard 2013 oder 2016) umzustellen.

Eine genaue Quantifizierung der Kosten im Detail für einen möglichen Wechsel von Microsoft Office zu einem Open-Source-Office-Produkt lässt sich nicht vornehmen. Jedoch sind die aufgezeigten Kostenfaktoren und Risiken zu groß, um eine Umstellung auf ein Open-Source-Office-Produkt aus wirtschaftlicher Sicht in Betracht zu ziehen.




Vorliegende Anträge/Anfragen

329/2015 SÖS-LINKE-PluS

641/2015 SÖS-LINKE-PluS




Werner Wölfle
Bürgermeister




<Anlagen>


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