Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz:
KBS
GRDrs
142/2016
Stuttgart,
03/21/2016
Grundsatzbeschluss zur Zusammenführung der Albschule und der Filderschule in Stuttgart-Degerloch
Beschlußvorlage
Vorlage an
zur
Sitzungsart
Sitzungstermin
Verwaltungsausschuss
Bezirksbeirat Möhringen
Bezirksbeirat Degerloch
Verwaltungsausschuss
Einbringung
Beratung
Beratung
Beschlussfassung
nicht öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
13.04.2016
20.04.2016
26.04.2016
27.04.2016
Beschlußantrag:
Vom aktuellen Sachstand der Schulentwicklung im Stadtbezirk Degerloch und insbesondere von den Entwicklungsperspektiven der Grundschulen Albschule und Filderschule wird Kenntnis genommen.
Der Zusammenlegung der Grundschulen Albschule und Filderschule am Standort Filderschule zum Schuljahr 2019/2020 nach § 30 Schulgesetz wird zugestimmt. Die Schule führt vorläufig den Namen „Filderschule“ weiter.
Der zukünftige Schulbezirk umfasst die beiden bisherigen Schulbezirke, also den Stadtbezirk Degerloch sowie den Stadtteil Sonnenberg des Stadtbezirk Möhringen.
Am Standort Filderschule wird räumlich eine sechszügige Grundschule untergebracht. Es ist vorgesehen, hier künftig für den Stadtbezirk Degerloch sowie den Stadtteil Sonnenberg das Ganztagesschulangebot zu konzentrieren.
Die räumliche Umsetzung erfolgt sukzessive. Vom Schuljahr 2019/2020 an werden jeweils die einzuschulenden Grundschüler an der Filderschule unterrichtet.
Begründung:
1.
Ausgangslage
Mit dem Schulentwicklungsplan 2009-2020 hat die Landeshauptstadt Stuttgart bereits von 2009 bis 2011 eine regionale Schulentwicklungsplanung durchgeführt, welche eine nachhaltige Planung des benötigten Schulraums im Hinblick auf organisatorische und pädagogische Entwicklungen zum Ziel hatte. Hierzu wurden die Schulen hinsichtlich der Gebäude und Räume untersucht und einer mittel- und langfristigen Schülerprognose gegenübergestellt. Die hieraus entwickelten Handlungsempfehlungen führten für den Stadtbezirk Degerloch zu folgenden Prüfaufträgen, die im Dezember 2011 durch den Gemeinderat beschlossen wurden (GRDrs 358/2011):
Prüfung einer Auflösung der Hauptschule Filderschule
Prüfung einer Zusammenlegung der Albschule mit der Filderschule am Standort der Filderschule zu einem leistungsfähigen Grundschulstandort und Ausbau eines Ganztagsbetriebs
Prüfung einer Nachnutzung der freien Räume am Standort Albschule durch die Fritz-Leonhardt-Realschule
Die Filderschule hat bereits ab dem Schuljahr 2011/2012 keine 5. Klasse mehr gebildet. Die Aufhebung des Werkrealschulbereichs wurde mit GRDrs 902/2012 formal beschlossen, die letzten Werkrealschüler haben die Schule zum Ende des Schuljahrs 2014/2015 verlassen.
Bereits mit GRDrs 409/2010 wurde eine erste Anpassung der Schulbezirksgrenze zwischen der Albschule und der Filderschule beschlossen. Die Filderschule wuchs in Folge dessen zu einer vierzügigen Grundschule an, die Albschule entwickelt sich seitdem zweizügig. Durch die Reduzierung der Zügigkeit an der Albschule konnten mehrere Klassen der Fritz-Leonhardt-Realschule an die benachbarte Albschule ausgelagert werden.
Die grundsätzliche Tendenz der Eltern zu höherwertigen Bildungsabschlüssen, die mit dem Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung 2012 nochmals an Dynamik zugenommen hat, bewirkt jedoch seit einigen Jahren eine deutliche Zunahme der Anmeldezahlen an Realschulen und insbesondere Gymnasien und hat somit einen nochmals deutlich erhöhten Raumbedarf an diesen Schulen zur Folge.
Auf Grundlage der dargestellten Prüfaufträge wurden nach Beschluss zur Aufhebung der Werkrealschule bereits im Frühjahr 2014 entsprechende Gespräche mit den Schulleitungen sowie der Bezirksvorsteherin hinsichtlich einer Zusammenlegung der beiden Grundschulen geführt. Auf Grund der baulichen Planungen zur Einführung der Ganztagesgrundschule an der Filderschule unter Berücksichtigung der nach und nach frei werdenen Räume durch das Auslaufen der Werkrealschulklassen wurde die weitere Bearbeitung der ausstehenden Prüfaufträge des Gemeinderats zunächst zurückgestellt bis Klarheit über den Umfang der Baumaßnahmen, die künftige räumliche Situation und vor allem auch den baulichen Ablauf besteht. Zusammen mit der Schaffung der Mensa und den Betreuungsräumen sind zwingende Sanierungsmaßnahmen umzusetzen, so dass immer ein Teil der Räume nicht genutzt werden kann. Dies liegt inzwischen vor, so dass vor dem Hintergrund der aktuellen Schulsituation in Degerloch die Schulverwaltung Ende 2015 die Bearbeitung dieser Aufträge erneut aufnehmen konnte.
2.
Aktuelle Schulsituation in Degerloch
Albschule
Im aktuellen Schuljahr 2015/2016 beschult die Albschule 198 Schülerinnen und Schüler in 9 Klassen. Die Fortschreibung der Schülerentwicklung legt auch in den nächsten Jahren eine stabil zweizügige Entwicklung im Einzugsgebiet zu Grunde. Die Albschule arbeitet seit dem Schuljahr 2013/2014 mit dem Betreuungssystem Schülerhaus und hat damit einen ersten Entwicklungsschritt in Richtung Ganztagesgrundschule genommen (GRDrs 260/2013). Im Schulgebäude der Albschule werden mehrere Klassen der benachbarten Fritz-Leonhardt-Realschule beschult.
Filderschule
Die Filderschule beschult im aktuellen Schuljahr 2015/2016 insgesamt 368 Schülerinnen und Schüler in 16 Klassen. Bereits zum Schuljahr 2011/2012 hat die Filderschule keine 5. Klasse im Werkrealschulbereich gebildet und hat sich zu diesem Schuljahr zu einer reinen Grundschule entwickelt (GRDrs 902/2012). Der Grundschulbereich ist zum Schuljahr 2014/2015 in den teilgebundenen Ganztagsbetrieb gestartet (GRDrs 605/2012). Im aktuellen Schuljahr nehmen 77 Schülerinnen und Schüler in den Klassenstufen 1 und 2 das Angebot der Ganztagsgrundschule wahr. Zum Start des Ganztagesbetriebs wurden bereits erste Räume eingerichtet, die Fachräume der ehemaligen Werkrealschule sollen sukzessive für die Ganztagesgrundschule umgenutzt werden. Für die Speiseversorgung ist die Planung für den Einbau einer Mensa im Bestand inzwischen so weit vorangeschritten, dass die Verwaltung dem Gemeinderat hierzu voraussichtlich noch vor der Sommerpause 2016 einen entsprechenden Vorprojekt-/Projektbeschluss vorlegen.
Fritz-Leonhardt-Realschule
Die Fritz-Leonhardt-Realschule hat im aktuellen Schuljahr 2015/2016 insgesamt 464 Schülerinnen und Schüler in 17 Klassen, im kommenden Schuljahr wird die Schule voraussichtlich mit 18 Klassen durchgängig dreizügig sein. Für das Schüleraufkommen im Stadtbezirk ist die Fritz-Leonhardt-Realschule die maßgebende weiterführende Schule im Stadtbezirk neben dem Gymnasium, so dass auch in den nächsten Jahren von einer stabilen Dreizügigkeit auszugehen ist. Mit einer Übertrittsquote von knapp 23% entscheidet sich ein Viertel der Degerlocher Schülerinnen und Schüler nach Klassenstufe 4 für die Realschule, zudem ist der Standort in Degerloch neben der Birken-Realschule in Sillenbuch die einzige Realschule im Planbereich Filder Mitte-Ost. Die Realschule nutzt neben den eigenen Gebäuden bereits heute neun Räume im Gebäude der Albschule, da der eigene Raumbestand der Schule keine Dreizügigkeit zulässt. Zudem ist auch der derzeitige Fachraumbestand nicht auf eine dreizügige Klassenführung ausgelegt, so dass insgesamt für eine volle Dreizügigkeit 2-3 weitere Räume notwendig wären
Wilhelms-Gymnasium
Im aktuellen Schuljahr 2015/2016 werden am Wilhelms-Gymnasium 631 Schülerinnen und Schüler in 26 Klassen unterrichtet. 74% der Degerlocher Eltern entscheiden sich nach Klassenstufe 4 für das Gymnasium. Seit dem Schuljahr 2013/2014 bietet das Gymnasium zudem im Rahmen des Schulversuchs „Zwei Geschwindigkeiten zum Abitur am allgemeinbildenden Gymnasium“ den neunjährigen Bildungsgang (G9) an (GRDrs 180/2012). Verbunden mit der generellen Zunahme der Übertritte auf die Gymnasien hat dies zur Folge, dass die Schülerzahlen am Wilhelms-Gymnasium in den letzten Jahren deutlich angestiegen sind und die Schule daher mehrfach vier Eingangsklassen bilden musste. Wenngleich die Schule in den oberen Klassenstufen noch zweizügig geführt wird entwickelt sich der Standort aus den unteren Klassenstufen heraus in eine Vierzügigkeit. Da die Gebäude des Wilhelms-Gymnasiums jedoch lediglich für ein 2-3-zügiges Gymnasium ausgelegt sind, würde sich bereits für ein durchgängig dreizügiges G8/G9-Gymnasium ein Raumdefizit in Höhe von rund 5 Räumen ergeben. Es ist davon auszugehen, dass dieser Andrang auf das Gymnasium auch in den nächsten Jahren bestehen bleibt, so dass dieses Raumdefizit in den nächsten Jahren noch höher ausfallen wird.
3.
Zusammenführung der Albschule und der Filderschule
Vor dem Hintergrund der oben dargestellten Schulsituation im Stadtbezirk Degerloch schlägt die Verwaltung folgende schulorganisatorischen Maßnahmen vor:
Aufbauend auf dem Beschluss des Gemeinderats zur Einrichtung einer Ganztagesgrundschule am Standort Filderschule wurde das Hochbauamt mit entsprechenden Planungen zur baulichen Umsetzung des städtischen Raumstandards für Ganztagesgrundschulen beauftragt. Diese Planungen sehen eine Umnutzung einzelner Fachräume der Werkrealschule zu Ganztagesräumen sowie den Einbau eines Speisebereichs in den bestehenden Räumlichkeiten vor. Die Verwaltung wird dem Gemeinderat nach Entscheidung über eine Zusammenführung der beiden Grundschulen voraussichtlich noch vor der Sommerpause einen entsprechenden Vorprojekt-/ Projektbeschluss zur Weiterplanung dieser Maßnahmen vorlegen.
Parallel zur baulichen Einrichtung der Ganztagesschule an der Filderschule sind Sanierungsmaßnahmen an der Fassade des so genannten Erweiterungsbaus der Filderschule in mehreren Abschnitten notwendig.
Die beiden Grundschulen Albschule und Filderschule werden nach Beendigung der baulichen Maßnahmen am Standort Filderschule, beginnend ab dem Schuljahr 2019/2020, sukzessive zusammengeführt. Die an der Albschule bis einschließlich Schuljahr 2018/2019 eingeschulten Schülerinnen und Schüler können am Standort der Albschule ihre Grundschulzeit beenden, die Albschule läuft somit klassenstufeweise aus. Der Schulbezirk der damit entstehenden zentralen Grundschule in Degerloch umfasst die bisherigen Schulbezirke von Albschule und Filderschule.
Die frei werdenden Räume der Albschule werden zur Deckung der Raumbedarfe des Wilhelms-Gymnasiums und der Fritz-Leonhardt-Realschule mit dem Abbau der Albschule schulisch nachgenutzt, wodurch sich beide Schulen mindestens voll dreizügig entwickeln können und somit eine bedarfsorientierte Stärkung des weiterführenden Schulstandorts in Degerloch ermöglicht wird.
Folgende Aspekte können im Rahmen einer Umsetzung dieser schulorganisatorischen Maßnahme berücksichtigt werden:
An der Filderschule wird derzeit eine Ganztagesgrundschule in Wahlform aufgebaut. Auch die Albschule hat sich mit der Einrichtung des Schülerhauses zu einer Weiterentwicklung als Ganztagesschule bekannt. Die Erfahrungen mit kleinen zweizügigen Ganztagesschulstandorten zeigen hierbei, dass sich die Klassenbildung im Sinne einer bedarfsorientieren Aufteilung in Ganztages- und Halbtagesklassen dort oftmals schwierig gestalten. Im Zuge einer Zusammenführung der beiden Schulen in Degerloch kann zentral ein ganztägiges Angebot bedarfsorientiert eingerichtet werden und damit auch entsprechende Synergieeffekte (beispielsweise bei der Angebotsbreite des Jugendhilfeträgers) entstehen.
Mit der Aufgabe des Werkrealschulbereichs an der Filderschule verfügt der Schulstandort über räumliche Kapazitäten, die auch im Rahmen der derzeitigen Raumplanungen für die Ganztagesgrundschule nicht vollständig nachgenutzt werden können. Unter Berücksichtigung des Modellraumprogramms für Grundschulen sowie des städtischen Raumstandards für Ganztagesgrundschulen können am Standort nach Realisierung entsprechender baulicher Umstrukturierungsmaßnahmen (siehe oben) sechs Grundschulzüge, davon bis zu vier Ganztageszüge, sowie eine entsprechende Essensversorgung für bis zu 600 Schülerinnen und Schüler dargestellt werden (Anlage 3). An Ganztagesgrundschulen stehen damit im Rahmen dieses Raumstandards multifunktionale Räumlichkeiten zur Verfügung, die beispielsweise auch für inklusive Beschulung entsprechende Differenzierungsmöglichkeiten bieten.
Die durch Auszug frei werdenden Raumkapazitäten der Albschule im Campus Degerloch können sinnvoll durch die verbleibenden weiterführenden Schulen des Schulzentrums nachgenutzt und somit insbesondere der hohen Nachfrage nach gymnasialen Plätzen am Wilhelms-Gymnasium Rechnung getragen werden. Bereits heute hat zudem die benachbarte Fritz-Leonhardt-Realschule zahlreiche Klassen in das Gebäude der Albschule ausgelagert. Auf diesem Wege könnten beiden Schulen neue Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet werden.
Durch die mit einer Zusammenlegung der beiden Grundschulen verbundene Änderung der Schulwegebeziehungen verlängern sich die Fußwege für Schülerinnen und Schüler des Möhringer Stadtteils Sonnenberg teilweise um rund 600m. Die äußerste Entfernung liegt noch unter 2 km Luftlinie und damit im Rahmen der Kriterien, die für alle Einzugsbereiche der 72 Stuttgarter Grundschulen angestrebt werden. Dies bedeutet für die am westlichsten Ende Sonnenbergs wohnenden Schülerinnen und Schüler in Einzelfällen einen Schulweg von bis zu 30 Minuten und ist damit jedoch nur geringfügig länger als die bereits heute in Degerloch bestehende maximale Entfernung zwischen dem nördlichsten Ende des Stadtteils Haigst und der zugeordneten Filderschule.
Im Fazit ermöglicht die dargestellte Zusammenführung der beiden Schulen die Etablierung eines zentralen Grundschulstandorts in Degerloch unter Konzentration des Ganztagsangebots an einem Standort sowie Auslastung der am Standort zur Verfügung stehenden Raumkapazitäten.
Für die beiden weiterführenden Schulen Fritz-Leonhardt-Realschule und Wilhelms-Gymnasium gibt es im gemeinsamen Campus mit dem Verbleib der Albschule derzeit keine Entwicklungsmöglichkeiten in der Sekundarstufe. Beide Schulen haben wie oben dargestellt bereits heute ein räumliches Defizit von bis zu acht Unterrichtseinheiten. Die Bildung zusätzlicher Eingangsklassen, wie sie insbesondere am Wilhelms-Gymnasium in den letzten Jahren notwendig war, wäre sonst nur durch die Einrichtung einer Außenstelle an der Filderschule möglich. Die derzeit durch die Albschule genutzten Raumkapazitäten (rund 13 Unterrichtseinheiten) würden daher die Möglichkeit bieten, die räumlichen Defizite beider Schulen zu beseitigen und gleichzeitig eine bedarfsorientierte Erhöhung der Aufnahmekapazitäten an beiden Schulen zu gewährleisten.
Finanzielle Auswirkungen
Mit der grundsätzlichen Entscheidung zur Weiterentwicklung der beiden Grundschulstandorte sind konkret noch keine finanziellen Auswirkungen verbunden. Sie ist aber auf eine wirtschaftliche Auslastung vorhandener Raumressourcen ausgerichtet.
Beteiligte Stellen
Keine
Vorliegende Anträge/Anfragen
82/2016 der CDU-Gemeinderatsfraktion
Erledigte Anträge/Anfragen
82/2016 der CDU-Gemeinderatsfraktion
Dr. Susanne Eisenmann
Anlagen
Anlage 1: Übersichtskarte Schulbezirke
Anlage 2: Schülerentwicklung
Anlage 3: Raumbilanz
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Anlage 1 zu GRDrs 142_2016.pdf
Anlage 2 zu GRDrs 142_2016.pdf
Anlage 3 zu GRDrs 142_2016.pdf