2. Die Verwaltung des Gesundheitsamtes wird ermächtigt, eine/einen Gesundheits- und Sozialplaner/-in in Entgeltgruppe 13 ab Juli 2015 für 24 Monate in Teilzeit (30 %) ohne Blockierung von Planstellen zu beschäftigen.
3. Die Personalkosten des Gesundheitsamtes in Höhe von insgesamt 48.420 Euro werden durch einen Zuschuss der Baden-Württemberg-Stiftung voll gedeckt. Kurzfassung der Begründung: Ausführliche Begründung siehe Anlage 1 Projektförderung Die Landeshauptstadt Stuttgart hat sich an der Ausschreibung der Baden-Württem- berg-Stiftung zum Thema „Sucht im Alter 2“ mit dem Antrag „Un-abhängig Älter werden – Miteinander im Stadtteil“ beteiligt. Hierbei handelt es sich um ein gemein- sames Projekt des Gesundheitsamtes in Kooperation mit dem Stuttgarter Suchthilfe- verbund. Mit Bescheid vom 19.03.2015 hat die Baden-Württemberg-Stiftung das Projekt für förderwürdig erklärt und einen Zuschuss in Höhe von 200.000 Euro für 24 Monate bewilligt. Die Fördermittel werden auf sieben Träger aufgeteilt und für Personal- und Sachkosten verwendet. Projektbeschreibung Anlass Maßnahmen der Suchtprävention richten sich bisher überwiegend an jüngere Men- schen. Dies verwundert, da Suchtprävention im Alter eine wichtige Rolle zukommt, nicht nur für den Erhalt der individuellen Lebensqualität, sondern auch hinsichtlich der Vermeidung von Pflegebedürftigkeit und dem Erhalt der Selbstständigkeit. Kommunale Strategien bieten hierbei gute Möglichkeiten, Suchtprävention auch für ältere Menschen zu verankern. Diese fühlen sich, wie die Erfahrung zeigt, ihrem Wohnumfeld in besonderem Maße verbunden. Ziel Die Entwicklung und Umsetzung eines ganzheitlichen, wohnortnahen, sozialraum- orientierten Maßnahmenkonzepts zur Suchtprävention und Gesundheitsförderung im Alter, welches in die bereits bestehenden Versorgungsstrukturen eines Stadtteils/ Stadtbezirks eingebettet ist. Methoden Da es sich um präventive Maßnahmen handelt, sollen in das Projekt Menschen bereits ab 55 Jahren mit möglichem Risikopotenzial und deren Angehörige einge- schlossen werden. Weitere Zielgruppen sind professionelle Dienste, Organisationen und Vereine sowie wichtige Schlüsselpersonen wie z. B. Ärzte und Apotheker.
Neben der Übertragung bewährter Angebote der Suchtprävention auf diese Alters- gruppe werden innovative Maßnahmen initiiert und weiterentwickelt. Hierzu zählen u. a. Risikobegleitung, theaterpädagogische Projekte, Genussveranstaltungen ohne Alkohol, Begleitung bei altersspezifischen Übergängen.
Im Wissen, dass Suchtprävention und Gesundheitsförderung das koordinierte Zusammenwirken aller Beteiligten erfordern, wird das Projekt von sieben verschie- denen Trägern der Suchtprävention umgesetzt. Hierbei werden die jeweiligen Kompetenzen, Ressourcen und Arbeitsschwerpunkte eingebracht und das Ange- botsspektrum erweitert. Ausblick Durch den Ausbau und die Stärkung bestehender Strukturen und Kooperationen soll sich das Projekt nachhaltig positiv auf den Stadtteil auswirken. Die Anbindung an die kommunale Gesundheitskonferenz soll die strukturierte, abgestimmte und zielgrup- penorientierte Planung und Umsetzung von suchtpräventiven und gesundheitsför- derlichen Themen und die Übertragung auf andere Stadtteile gewährleisten. Finanzielle Auswirkungen Die finanzielle Unterstützung des Landes von 200.000 Euro wird auf sieben Träger verteilt. Der Anteil des Gesundheitsamtes von 48.420 Euro wird für eine/n Gesund- heits- und Sozialplaner/-in (30 % in EG 13) für die strategische Kommunikation und Planung des Projektes eingesetzt. Die erforderlichen Sach- und Arbeitsplatzkosten werden aus dem Sachmittelbudget des Gesundheitsamtes gedeckt. Beteiligte Stellen Die Referate WFB und AK haben die Vorlage mitgezeichnet. Isabel Fezer Bürgermeisterin Anlagen Ausführliche Begründung
Für den Einzelnen · Das Wissen um einen verantwortungsvollen, kritischen, maßvollen und selbstbe- stimmten Umgang mit Suchtmitteln sowie der damit verbundenen gesundheit- lichen Risiken ist erhöht. · Schutzfaktoren (z. B. soziale Unterstützung oder Risikowahrnehmung) und Eigenkompetenzen sind gestärkt. Für die Bevölkerung · Das Thema riskanter und gesundheitsgefährdender Suchtmittelkonsum ist im Stadtteil etabliert, entstehende Abhängigkeiten sind vermindert. · Die Übertragung der auf Stadtteilebene erlangten Erkenntnisse auf andere Stadtteile erfolgt. Für die Projektpartner · Informationsvermittlung und Fortbildungsangebote bei ausgewählten Diensten sowie Schulung wichtiger Multiplikatoren und Kooperationspartner im Stadtteil sind aufgebaut. · Ein koordiniertes und aufeinander abgestimmtes Vorgehen entlang eines Versor- gungskontinuums ist in Handlungsabläufe relevanter Akteure im Stadtteil inte- griert. Es bestehen realistische und umsetzbare Richtlinien für die Gestaltung von Abläufen nach der Feststellung von problematischem Suchtmittelkonsum. Strukturelle Ziele sind: · Das Projekt ist eingebunden in vorhandene Strukturen und Konzepte. Aus dieser Vernetzung entstehende Synergieeffekte sind genutzt. · Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren der Suchtprävention und Gesundheitsförderung sowie mit Einrichtungen der Sozial- und Suchtberatung und der Altenhilfe ist gewährleistet. Betroffene, Angehörige, Akteure und Einwoh- ner des Stadtteils partizipieren. · Die Qualität von suchtpräventiven Maßnahmen und deren Umsetzung ist erhöht. · Maßnahmen zur Umsetzung des Gesundheitsziels „gesund und aktiv älter werden“ sind vernetzt mit Maßnahmen zur Suchtprävention im Alter. · Ein Transfer der Ergebnisse auf andere Stadtteile ist möglich. · Eine Erreichbarkeit vulnerabler Gruppen der Gesundheitsförderung (z. B. sozial benachteiligte Personen und Menschen mit Migrationshintergrund) ist erhöht. Um diese Ziele zu erreichen, sind unterschiedliche, individuell auf den Stadtteil / Stadtbezirk zugeschnittene Maßnahmen erforderlich. Antragsteller und Projektpartner Die Planung und Umsetzung des Projekts ist ein gemeinsames Anliegen der Lan- deshauptstadt Stuttgart zusammen mit dem Suchthilfeverbund Stuttgart. In diesem sind seit 2007 Träger von Diensten und Einrichtungen der Suchthilfe in Stuttgart zusammengeschlossen mit dem Ziel, die Versorgungs- und Suchtpräventionsange- bote besser aufeinander abzustimmen, gemeinsam weiterzuentwickeln und das Qualitätsmanagement abzustimmen. Mitglieder im Suchthilfeverbund Stuttgart sind der Caritasverband für Stuttgart e. V., die Evangelische Gesellschaft Stuttgart e. V., Release Stuttgart e. V., Lagaya e. V. sowie die Landeshauptstadt Stuttgart und das Klinikum Stuttgart. In den erweiterten Suchthilfeverbund wurden zwischenzeitlich GesundheitsLaden e. V. und Wilde Bühne e. V. als Verbundpartner aufgenommen. Damit vertritt der Suchthilfeverbund die Interessen aller Stuttgarter Suchthilfeträger. Federführung und strategische Leitung für die Durchführung des Projekts liegen beim Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Stuttgart. Alle sieben Kooperations- partner werden sich an der Konzeption und Umsetzung des Projekts beteiligen und zwar in unterschiedlicher Gewichtung ihrer jeweiligen Aktivitäten. Die Evangelische Gesellschaft Stuttgart e. V. (eva) wird als „Ansprechpartner“ vor Ort eine Sonderrolle einnehmen. Die Landeshauptstadt Stuttgart übernimmt im Rahmen des Projekts anteilig eine strategische Kommunikations- und Planungsfunktion. Damit wird Akzeptanz in der Öffentlichkeit und im Stadtteil / Stadtbezirk erzeugt. Synergien und Gemeinschafts- lösungen werden über bestehende und neu zu installierende Netzwerke geschaffen. Hier soll insbesondere auf die Anbindung an die Kommunale Gesundheitskonferenz als Planungsinstrument zur Gesundheitsförderung und Prävention verwiesen werden. Im Rahmen der Gesundheitskonferenz werden Bedarfe analysiert, Empfeh- lungen abgestimmt, Maßnahmen und Projekte entwickelt, die Umsetzung der Empfehlungen begleitet und am Ende die erzielten Ergebnisse bewertet. Diesen Vorgehensweisen sind auch die Tätigkeitsbereiche Suchtprävention und Gesund- heitsförderung im Alter zugeordnet. Durch die Berichterstattung im Gemeinderat wird das Projekt von der örtlichen Politik begleitet. Durch bestehende Vernetzungen werden der Verlauf und die Ergebnisse des Projekts u. a. in die entsprechenden Fachnetzwerke, wie z. B. das Gesunde Städte-Netzwerk, eingebracht. Zielgruppen Das Projekt richtet sich an verschiedene Zielgruppen, die durch unterschiedliche Zugangswege und Maßnahmen erreicht und angesprochen werden:
· Alle Einwohnerinnen und Einwohner ab 55 Jahren. Suchtprävention und Gesundheitsförderung zielen auf Stärkung der Eigenkompetenz aller Menschen. Deshalb sollen durch Informationen und Frühinterventionen bei dieser Alters- gruppe sich entwickelnde Abhängigkeiten und gesundheitliche Einschränkungen verhindert werden.
· Direkt betroffene Menschen, die riskanten Substanzkonsum pflegen oder Sucht- kranke, sozial benachteiligte, gesundheitlich eingeschränkte und isoliert lebende Ältere sowie Menschen mit Migrationshintergrund.
· Angehörige von Personen mit problematischem Suchtmittelkonsum.
· Mit vor Ort ansässigen Betrieben werden neue Ideen zur betrieblichen Suchtprä- vention erarbeitet.
· Akteure und Multiplikatoren vor Ort, dazu zählen u. a. niedergelassene Ärztinnen und Ärzte im Stadtbezirk, haupt- und ehrenamtliche Beschäftigte der Altenhilfe sowie in Begegnungsstätten, Apothekerinnen und Apotheker, Sozialdienste, Krankenkassen und andere Beschäftigte im Gesundheitssektor. Vorgehens- und Arbeitsweise Über einen sozialraumorientierten Ansatz wird eine einheitliche und gemeinsame Strategie mit allen Akteuren der Suchtprävention sowie unter Einbezug der Akteure und Einwohnerinnen und Einwohner vor Ort entwickelt, umgesetzt und evaluiert. Das Konzept sieht Vernetzung als zentrale Grundlage, um das Handlungsspektrum im gemeinsamen Anliegen zu vergrößern. Die Beteiligung der Bezirksvorsteher / Bezirksbeiräte wird angestrebt. Durch diese Kooperation kann im noch auszuwähl- enden Stadtteil / Stadtbezirk auf bereits bestehende trägerinterne Versorgungsange- bote und Ressourcen zurückgegriffen und darauf aufgebaut werden. In das Projekt involvierte Träger werden ihre Maßnahmen als niederschwellige Angebote im So- zialraum ausrichten. Auf der Grundlage von Sozialraumanalysen und Beteiligungs- prozessen im Stadtteil / Stadtbezirk werden (neue) Hilfen, Unterstützung- und Beratungsangebote, Informationen bis hin zu Fortbildungen erarbeitet. Bereits erhobene und ausgewertete Daten zu diesem Thema aus der Gesundheitsbericht- erstattung des Gesundheitsamtes werden als Planungsgrundlage herangezogen (z. B. Alterssurvey). Bereits etablierte Strukturen auf Stadtbezirksebene sollen genutzt und neue Struk- turen dort aufgebaut werden, wo es erforderlich ist. Aufgebaute Strukturen, Netz- werke und Kooperationen im Stadtbezirk bleiben nach Projektende erhalten und ermöglichen, bewährte suchtpräventive Angebote in eine Nachhaltigkeit zu über- führen. Zeitlicher Ablauf des Projekts Über die Dauer von 30 Monaten hinweg werden Planungsprozesse initiiert, Struk- turen und Kooperationen aufgebaut, eine einheitliche Strategie entwickelt sowie Maßnahmen umgesetzt und evaluiert. Der Projektablauf orientiert sich am Public Health Action Cycle (gesundheitsplanerischer Aktionszyklus, siehe Abbildung 1). Ausgehend von einem Projektstart im Juli 2015 wird sich der zeitliche Ablauf des Projekts wie folgt darstellen: Abbildung 1: Zeitlicher Ablauf orientiert am Public Health Action Cycle. Finanzplanung Die finanzielle Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung beträgt für eine Pro- jektlaufzeit von 24 Monaten 200.000 Euro und wird auf insgesamt sieben beteiligte Kooperationspartner aufgeteilt. Die beantragten Fördermittel unterscheiden sich je nach Aufgabenschwerpunkt innerhalb des Projekts. Tabelle 1 stellt den Kosten- und Finanzierungsplan für alle Beteiligten dar.