Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz: KBS
GRDrs 755/2015
Stuttgart,
09/08/2015



Weiterentwicklung des Standorts Steinenbergschule
- Grundsatzbeschluss




Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Verwaltungsausschuss
Bezirksbeirat Wangen
Bezirksbeirat Hedelfingen
Bezirksbeirat Obertürkheim
Bezirksbeirat Untertürkheim
Schulbeirat
Verwaltungsausschuss
Gemeinderat
Einbringung
Beratung
Beratung
Beratung
Beratung
Beratung
Vorberatung
Beschlussfassung
nicht öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
23.09.2015
19.10.2015
20.10.2015
21.10.2015
27.10.2015
27.10.2015
28.10.2015
29.10.2015



Beschlußantrag:

1. Vom Bericht zur aktuellen Schulsituation im Planbereich Oberer Neckar, insbesondere am Standort Steinenbergschule, wird Kenntnis genommen. 2. Am Standort Steinenbergschule soll neben der bestehenden zweizügigen Ganztagesgrundschule ein Gymnasium eingerichtet werden. 3. Die Verwaltung wird beauftragt


Begründung:



Allgemeinbildende Schulstandorte im Planbereich Oberer Neckar

Linden-Realschule
Die Linden-Realschule ist eine vierzügige Realschule (Raumbestand 3-4 Züge) mit 611 Schülerinnen und Schülern in 24 Regelklassen (Schuljahr 2014/15). Die Prognosen zeigen für die Linden-Realschule in den nächsten Jahren stabile Schülerzahlen. Durchschnittlich haben sich zwischen 2012 und 2014 118 Schülerinnen und Schüler im Oberen Neckar für eine Realschule entschieden. Durch Abwanderungen und Privatschulen wurden in diesem Zeitraum durchschnittlich 96 Schülerinnen und Schüler in die 5. Klasse der Linden-Realschule aufgenommen.

Wilhelmsschule Wangen
Die Wilhelmsschule Wangen umfasst eine 3-zügige Grundschule mit 12 Regelklassen und einer Grundschulförderklasse. Im Schuljahr 2014/15 besuchten 267 Schülerinnen und Schüler die Grundschule und die Prognosen zeigen eine stabile Weiterentwicklung der Schülerzahlen. Die 1-zügige Werkrealschule umfasst im Schuljahr 2014/2015 7 Regelklassen. Die Wilhelmsschule Wangen hat Interesse an der Weiterentwicklung zur Gemeinschaftsschule bekundet. Diese Entwicklung ist aus der Sicht des Schulverwaltungsamtes jedoch schwierig, da die baulichen Erweiterungsmöglichkeiten am Schulstandort sehr begrenzt sind und es durch die räumliche Nähe zur stark nachgefragten Linden-Realschule eher unwahrscheinlich sein wird, dass die vom Land für die Genehmigung notwendigen 40 Anmeldungen erreicht werden. Eine entsprechende Weiterentwicklung käme aus Sicht der Schulverwaltung nur gemeinsam mit einem Kooperationspartner in Frage.

Wirtemberg-Gymnasium
Das Wirtemberg-Gymnasium unterrichtet nach dem G8-Modell. In der Sekundarstufe I besuchten im Schuljahr 2014/2015 588 Schülerinnen und Schüler die 23 Regelklassen. In der Sekundarstufe II besuchten 191 Schülerinnen und Schüler 11 Regelklassen. Die Schülerzahlen sind in den letzten Jahren angestiegen. Betrachtet man die räumliche Situation des knapp vierzügigen Wirtemberg-Gymnasiums, ist die Kapazitätsgrenze des Schulstandortes erreicht.

Steinenbergschule
Die Steinenbergschule in Stuttgart-Hedelfingen umfasst aktuell eine Grundschule mit 151 Schülerinnen und Schülern in 8 Regelklassen (Schuljahr 2014/2015) und eine auslaufende Werkrealschule mit derzeit noch 142 Schülerinnen und Schülern in 7 Regelklassen. Hinzu kommen drei Vorbereitungsklassen in Grund- und Werkrealschule.

Die Grundschule ist seit dem Schuljahr 2011/2012 gebundene Ganztagesschule.
Die Werkrealschule der Steinenbergschule stellt den Betrieb gemäß GRDrs 902/2012 spätestens zum Schuljahr 2017/2018 ein. Bereits seit dem Schuljahr 2013/2014 wurden keine neuen Schülerinnen und Schüler aufgenommen. Mit der Aufgabe der Werkrealschule werden deren Räumlichkeiten an der Steinenbergschule perspektivisch frei.



2.2 Schulische Bedarfssituation im Rahmen der Schulentwicklungsplanung

Betrachtet man den Übergang der Grundschüler im Oberen Neckar an die weiterführenden Schulen in den letzten 10 Jahre zeigt sich, dass die gymnasiale Nachfrage deutlich angestiegen ist. Zum Schuljahr 2014/2015 haben sich 55,2% der Grundschulabgänger aus dem Oberen Neckar für ein Gymnasium entschieden. Dies entspricht 190 Schülerinnen und Schüler und somit einem gymnasialen Potenzial von mindestens 7 Zügen.

Entwicklung der Übertritte auf weiterführende Schulen im Planbereich Oberer Neckar, Stand Juli 2015

Bei den Realschulen mit einer Übertrittsquote von aktuell 33,1% (114 Schülerinnen und Schüler) kann trotz jährlicher Schwankungen von einer weitgehend stabilen Übertrittsentwicklung gesprochen werden, wobei seit Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung 2012/2013 wieder eine leicht ansteigende Tendenz zu beobachten ist. Die Werkrealschulen hingegen kämpfen wie in allen Stadtbereichen mit deutlich rückläufigen Übertrittszahlen, zum Schuljahr 2015/2016 hat sich die Übertrittsquote jedoch im Vergleich zu den Vorjahren bei 9% (30 Schülerinnen und Schüler) stabilisiert. Für eine Gemeinschaftsschule haben sich zum Schuljahr 2015/2016 9 Schülerinnen und Schüler (2,6%) entschieden.

Stellt man den sich aus den dargestellten Übertritten ergebenden Bedarf der weiterführenden Schulen den aktuellen Kapazitäten der verschiedenen Schularten im Planbereich Oberer Neckar gegenüber, wird bei den Gymnasien ein Fehlbedarf von mindestens 60-70 Schülerplätzen deutlich. Dies entspricht aktuell fast 3 gymnasialen Klassen, die seit einigen Jahren im Oberen Neckar aus Kapazitätsgründen nicht beschult werden können. Diese verteilen sich bisher auf Gymnasien in Bad Cannstatt, der Innenstadt, in Sillenbuch sowie auf Privatschulen oder Schulen außerhalb Stuttgarts. Bereits zum Schuljahr 2015/2016 kann das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Sillenbuch jedoch keine Schülerinnen und Schüler mehr aufnehmen, auch die Gymnasien in der Innenstadt sowie in Bad Cannstatt haben ihre Kapazitätsgrenzen erreicht bzw. teilweise bereits überschritten. Das Wirtemberg-Gymnasium muss daher im Schuljahr 2015/2016 bereits ausnahmsweise eine fünfte Eingangsklasse bilden.



Bedarf und Kapazitäten im Oberen Neckar im Schuljahr 2015/2016, Stand Juli 2015

Im Bereich der Realschule besteht im Schuljahr 2015/2015 ebenfalls eine leichte Unterdeckung zwischen der rechnerischen Kapazität am Standort Linden-Realschule und den sich aus den Übertritten ergebenden Bedarfen. Diese ist im Vergleich zur gymnasialen Situation jedoch deutlich geringer und kann durch freie Kapazitäten an Realschulen in umliegenden Stadtbezirken (Stuttgart-Ost, Sillenbuch, Bad Cannstatt) entsprechend kompensiert werden. An den Werkrealschulen kann der Bedarf im Planbereich Oberer Neckar trotz der sukzessiven Aufhebung der Standorte Luginslandschule und Steinenbergschule an der verbleibenden Werkrealschule Wilhelmsschule Wangen gedeckt werden. Die – sicherlich unter anderem auch auf Grund des Fehlens ein Gemeinschaftsschulstandorts im Planbereich – sehr geringe Nachfrage nach dieser Schulart wird über Gemeinschaftsschulen in anderen Stadtbezirken, insbesondere Bad Cannstatt und Plieningen, gedeckt.


3. Weiterentwicklung des Schulstandorts Steinenbergschule
3.1 Stellungnahmen im Rahmen des bisherigen Prüfprozesses

Im Rahmen des Prüfprozesses fanden zahlreiche Gespräche mit Schulleitungen der umliegenden Schulen zur Weiterentwicklung der Steinenbergschule im Kontext der Schulentwicklung im Oberen Neckar statt. Hierbei wurde insbesondere auch die Möglichkeit der Einrichtung einer Außenstelle an der Steinenbergschule als Einstieg in den Wiederaufbau eines weiterführenden Schulangebots in Hedelfingen diskutiert. Sowohl das Wirtemberg-Gymnasium in Stuttgart-Untertürkheim und das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Stuttgart-Sillenbuch als auch die Linden-Realschule in Stuttgart-Untertürkheim haben sich insbesondere aus schulorganisatorischen Gründen gegen die Einrichtung einer Außenstelle am Standort Hedelfingen ausgesprochen.



Auch in den vier Stadtbezirken im Oberen Neckar wurde die Schulsituation an der Steinenbergschule in Sitzungen der Bezirksbeiräte, runden Tischen sowie Informationsabenden unter Teilnahme des Schulverwaltungsamts vielfach thematisiert, diskutiert und entsprechende Anträge an die Verwaltung gestellt.

Zuletzt fand im Januar 2015 ein Werkstattgespräch „Weiterentwicklung der Steinenbergschule“ mit dem Schulverwaltungsamt im Bezirksbeirat Hedelfingen statt, bei dem das Schulverwaltungsamt nochmals ausführlich die schulische Bedarfssituation im Planbereich dargelegt und die verschiedenen Entwicklungsoptionen des Standorts mit den teilnehmenden Mitgliedern des Bezirksbeirats sowie den geladenen Schulleitungen diskutierte. Aufbauend auf diesem Werkstattgespräch wurde im Februar 2015 durch den Bezirksbeirat Hedelfingen beantragt, dass am Standort Steinenberg ein Schulsystem zu etablieren sei, das die verbindliche Möglichkeit bietet, dort das Abitur ablegen zu können. Dies kann auch eine Gemeinschaftsschule sein, die von Anfang an verbindlich die Sekundarstufe II vorsieht.

Auch die Bezirksbeiräte Obertürkheim und Wangen sprachen sich daraufhin im Frühjahr 2015 dafür aus, am Standort Steinenbergschule eine Gemeinschaftsschule mit Sekundarstufe I und II einzurichten mit der verbindlichen Möglichkeit, dort alle Abschlüsse, also auch das Abitur, ablegen zu können.

3.2 Gymnasium oder Gemeinschaftsschule?

Bei der Abwägung der beiden alternativen Entwicklungsoptionen für den Schulstandort Steinenbergschule müssen neben der bereits dargestellten schulischen Bedarfssituation auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen der beiden Schularten sowie die jeweiligen (räumlichen) Auswirkungen auf den Standort in Hedelfingen berücksichtigt werden:

GYMNASIUM
GEMEINSCHAFTSSCHULE
Gesetzliche Rahmenbedingungen
Das Gymnasium vermittelt Schülern mit entsprechenden Begabungen und Bildungsabsichten eine breite und vertiefte Allgemeinbildung, die zur Studierfähigkeit führtAn einer Gemeinschaftsschule werden alle Bildungsstandards unterrichtet, die Schulart ermöglicht die Schulabschlüsse der Hauptschule sowie der Realschule und bereitet auf einen Übergang in die gymnasiale Oberstufe vor. Sie basiert auf individualisierten und kooperativen Lernformen ohne äußere Differenzierung
Das Gymnasium umfasst die Klassenstufen 5-12. Im Rahmen der Einrichtung ist eine langfristige Mindestschülerzahl von 60 in den Eingangsklassen (d. h. in der Regel dreizügig) nachzuweisenDer Kern der Gemeinschaftsschule umfasst die Klassenstufen 5-10. Sie ist mindestens zweizügig, eine langfristige Mindestschülerzahl von 40 in den Eingangsklassen ist im Rahmen der Antragstellung nachzuweisen.
An Gymnasien kann auf Antrag des Schulträgers ein offener Ganztagesbetrieb eingerichtet werden.Die Gemeinschaftsschule ist per Gesetz verbindliche Ganztagesschule an 3 bzw. 4 Tagen.
Derzeit können beim Land ausschließlich die Klassenstufen 5-10 einer Gemeinschaftsschule bzw. die Klassenstufen 5-10 gemeinsam mit einer Grundschule beantragt werden. Eine Beantragung und verbindliche Genehmigung einer Sekundarstufe II ist derzeit nicht möglich. Für die Beantragung einer gymnasialen Oberstufe an Gemeinschaftsschulen ist eine langfristige Mindestschülerzahl von 60 notwendig. Weitere Rahmenbedingungen sind derzeit noch nicht bekannt.
Die Antragstellung auf Neueinrichtung erfolgt durch Beschluss des Schulträgers im Rahmen der Regionalen Schulentwicklung Die Antragstellung auf Neueinrichtung erfolgt durch Beschluss des Schulträgers im Rahmen der Regionalen Schulentwicklung
Bedarfssituation im Rahmen der Schulentwicklungsplanung
Im Planbereich Oberer Neckar besteht ein hoher gymnasialer Bedarf, der am einzigen bestehenden Standort Wirtemberg-Gymnasium rechnerisch nicht beschult werden kann (mindestens 56 Plätze im Schuljahr 2014/2015). Es ist davon auszugehen, dass dieser Bedarf auch in den kommenden Jahren bestehen bleibt.Die Nachfrage nach einer Gemeinschaftsschule ist mit 9 Anmeldungen (Vorjahr 17) derzeit überschaubar. Dies liegt sicherlich in Teilen daran, dass sich diese Schulart noch im Aufbau befindet und derzeit kein flächendeckendes Angebot aufweist. Erste Tendenzen für das Schuljahr 2015/2016 deuten im Oberen Neckar jedoch auf keine Steigerung hin.
Auch die Gymnasien in umliegenden Stadtbezirken sind an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt und können die im Oberen Neckar nicht zu befriedigende Nachfrage in Höhe von mindestens zwei Zügen auf Dauer nicht beschulen. Bereits zum Schuljahr 2015/2016 konnte beispielsweise das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Sillenbuch keine Anmeldungen aus dem Oberen Neckar mehr aufnehmen, das Wirtemberg-Gymnasium muss in Folge einmalig fünf Eingangsklassen bilden.An Realschulen und Gemeinschaftsschulen in der Umgebung (beispielsweise Stuttgart-Ost sowie perspektivisch Bad Cannstatt und Sillenbuch) gibt es freie Kapazitäten. Es besteht im Bereich der Gemeinschaftsschulen zudem kein derart hoher rechnerischer Bedarf wie im Bereich der Gymnasien.
Räumliche Auswirkungen am Standort Steinenbergschule
Der Standort Steinenbergschule bietet grundsätzlich räumliche Kapazitäten für eine zweizügige Ganztagesgrundschule sowie Unter- und Mittelstufe eines zweizügigen GymnasiumsDer Standort Steinenbergschule bietet grundsätzlich räumliche Kapazitäten für eine zweizügige Ganztagesgrundschule sowie Klassenstufen 5-10 einer Gemeinschaftsschule (ohne notwendige Ganztages- und Differenzierungsflächen)

Unter Abwägung der dargestellten Kriterien und Rahmenbedingungen sowie unter Berücksichtigung der zahlreichen Stellungnahmen und Gesprächsergebnisse schlägt die Schulverwaltung am Standort Steinenbergschule die Neueinrichtung eines Gymnasiums vor. Dieser Empfehlung liegen insbesondere folgende Aspekte zu Grunde:

· Aus Sicht der Schulentwicklungsplanung ergibt sich eine deutlich größere Unterversorgung im gymnasialen Bereich mit aktuell 190 Schülerinnen und Schülern aus dem Oberen Neckar (55,2%), die sich für ein Gymnasium entschieden haben. Die teilweise ebenfalls bestehende Unterversorgung im Bereich der Realschulen und Gemeinschaftsschulen ist hingegen deutlich geringer.
· Auf Grund der in den vergangenen Jahren gestiegenen Nachfrage an den städtischen Gymnasien kann die hohe gymnasiale Nachfrage weder im Planbereich Oberer Neckar selbst noch in umliegenden Stadtbezirken auf Dauer beschult werden. So kann zum Schuljahr 2015/2016 das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Sillenbuch bereits keine Anmeldungen aus dem Oberen Neckar mehr aufnehmen, das Wirtemberg-Gymnasium muss in Folge einmalig fünf Eingangsklassen bilden. Hingegen gibt es bei den anderen weiterführenden Schularten freie Kapazitäten in erreichbarer Nähe (Stadtbezirke Stuttgart-Ost, Bad Cannstatt, Sillenbuch).
· Die im Frühjahr 2015 von mehreren Bezirksbeiräten im Planbereich geforderte verbindliche Sekundarstufe II lässt sich am Standort Steinenbergschule derzeit nur durch die Beantragung eines Gymnasiums ermöglichen. Eine Gemeinschaftsschule könnte derzeit nur mit den Klassenstufen 5-10 beantragt und genehmigt werden. Zudem ist aus Sicht der Schulverwaltung fraglich, ob eine Gemeinschaftsschule in Hedelfingen zu einem späteren Zeitpunkt die zur Beantragung einer gymnasialen Oberstufe notwendige Mindestschülerzahl von 60 nachweisen könnte.


Finanzielle Auswirkungen

Mit der grundsätzlichen Entscheidung zur Weiterentwicklung des Standorts Steinenbergschule sind noch keine finanziellen Auswirkungen verbunden.


Beteiligte Stellen

Keine

Vorliegende Anträge/Anfragen

Keine




Erledigte Anträge/Anfragen

Keine



Dr. Susanne Eisenmann

Anlagen

Keine




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