Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales und gesellschaftliche Integration
Gz: SI
GRDrs 1163/2019
Stuttgart,
11/04/2019



Haushalt 2020/2021

Unterlage für die 1. Lesung des Verwaltungsausschuss zur nichtöffentlichen Behandlung am 20.11.2019



Aktivierende und therapiebegleitende Maßnahmen zur Integration traumatisierter Flüchtlinge und deren Kinder

Beantwortung / Stellungnahme

Die Psychologische Beratungsstelle für politisch Verfolgte und Vertriebene (PBV Stuttgart) wurde im Jahr 2000 als Zentrum der Beratung, Begutachtung & Psychotherapie für Überlebende traumatischer Gewalt gegründet. Seit dem Jahr 2009 ist die Evangelische Gesellschaft Stuttgart e. V. (eva) Trägerin der PBV Stuttgart. Das Zentrum ist spezialisiert auf Beratung, Begleitung und ambulante klinische Behandlung von traumatisierten Flüchtlingen, Vertriebenen aus Krisen- und Kriegsgebieten, die wegen extrem belastenden Lebenssituationen in Verbindung mit traumatischen Schockerlebnissen psychische und/oder organische Erkrankungen entwickelt haben. In diesem Feld verfügt die PBV Stuttgart über eine umfassende Expertise.

Sie arbeitet seit Jahren eng mit weiteren Einrichtungen wie refugio e. V. und dem Angebot OMID des Caritasverbandes für Stuttgart e. V. zusammen (vgl. GRDrs 1123/2019 „Förderung psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge und Folteropfer“ und GRDrs 242/2019 „OMID, Frühe Hilfen für traumatisierte Flüchtlinge - Zwischenbericht“). Durch diese Kooperation kann eine bedarfsgerechte Weitervermittlung und Versorgung sichergestellt werden. Bei der PBV Stuttgart eingesetzte Fachkräfte sind geschult und qualifiziert im Umgang mit Traumafolgestörungen bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen.

Traumatisierte Flüchtlinge benötigen schnelle und qualifizierte Unterstützung, damit sie sich gut integrieren und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Durch die aktivierenden und therapiebegleitenden Angebote der PBV Stuttgart werden Flüchtlinge erreicht, die frühzeitig therapeutische Behandlung oder Begleitung benötigen, aber ansonsten wegen der unzureichenden Kapazitäten lange auf einen Therapieplatz warten müssten.

Ohne Begleitung im Vorfeld und während der Traumatherapie fällt es Flüchtlingen, bedingt durch die erschütternden Erlebnisse, schwer, sich in Stuttgart einzuleben. Eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wird dadurch erheblich beeinträchtigt. Es entstehen Gruppen am Rande der Gesellschaft, was perspektivisch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht förderlich ist.


Zusammenarbeit der Träger und Schwerpunkte

PBV Stuttgart
Träger: Evangelische Gesellschaft Stuttgart e. V.
refugio stuttgart e. V. Omid
Träger: Caritasverband
für Stuttgart e. V.
AdressatenPotentiell traumatisierte Geflüchtete, die an einer psychischen Störung erkrankt sind.Geflüchtete Menschen mit einem Hinweis auf ein Trauma.Frühzeitige und niedrigschwellige Unterstützungsangebote für traumatisierte Geflüchtete in Flüchtlingsunterkünften.
Herkunft: Geflüchtete, aber auch Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution, unabhängig vom Herkunftsland.Herkunft: außerhalb
Europas.
Diagnostik und Überweisung müssen vorliegen.Ohne Überweisung und Diagnostik.Ohne Überweisung und Diagnostik.
AngebotePsychologische und psychosoziale Beratung und Begleitung.Psychosoziale und therapeutische Beratung und Behandlung.Psychologische und psychosoziale Erstversorgung und Stabilisierung.
Unterstützende, niedrigschwellige Angebote.

Stabilisierende Angebote im Vorfeld oder begleitend zur Therapie.

Hilfe in Krisensituationen.

Stabilisierende Angebote.

Trägerübergreifende und aufsuchende Angebote in den Stuttgarter Gemeinschaftsunterkünften.

Die Träger verfügen weiterhin über ein breites Netzwerk an Kooperationen mit spezifischen Einrichtungen und Angeboten und vermitteln auch weiter.

Zur Finanzierung dieser ergänzenden und therapiebegleitenden Angebote beantragt die Evangelische Gesellschaft Stuttgart e. V. einen Zuschuss für Personal- und Sachaufwand in Höhe von 57.000 EUR für das Jahr 2020 und 58.000 EUR ab dem Jahr 2021.
Sollten Mittel zur Förderung im Doppelhaushalt 2020/2021 bereitgestellt werden, würde die Zuschussgewährung analog der Förderung der sozialpsychiatrischen Dienste erfolgen.



Vorliegende Anträge/Anfragen

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683/2019 Die FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN Tierschutzpartei; 1015/2019 FDP




Dr. Alexandra Sußmann
Bürgermeisterin




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