Landeshauptstadt Stuttgart
Oberbürgermeister
Gz:
GRDrs 1058/2018
Stuttgart,
12/06/2018


Stärkung Europas durch kommunale themenbezogene und partnerschaftliche Projekte



Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussKenntnisnahmeöffentlich19.12.2018

Bericht:


Die Landeshauptstadt Stuttgart hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine ökologisch nachhaltig, wirtschaftlich starke und sozial gerechte Stadt zu sein. Vor diesem Hintergrund ist es der Landeshauptstadt ein Anliegen, Verantwortung für Europa zu übernehmen und
einen positiven Beitrag in der Weltgemeinschaft zu leisten.


Der Stuttgarter Gemeinderat hat diesem Anspruch Nachdruck verliehen, indem er die Verwaltung beauftragt hat, den Austausch und Dialog durch die Zusammenarbeit mit Süd-/Südosteuropa zu fördern und die damit einen Beitrag zur Stärkung des europäischen Gemeinschaftsgedankens und der europäischen Werte zu leisten (vgl. Haushaltsantrag Nr. 482/2017 und GRDrs 987/2017).

Die Abteilung Außenbeziehungen der Stadt Stuttgart ist für die Förderung themenbezogener partnerschaftlicher Projekte mit Süd-/Südosteuropa beauftragt. Dieser Auftrag wurde gestützt mit einer halben Personal-Stelle, die ab Mitte 2018 besetzt wurde. Das Budget für das neue Aufgabengebiet beträgt 50.000€ p. a.

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern aus der Zivilgesellschaft sowie Institutionen wie dem Europazentrum Baden-Württemberg soll mit der erweiterten und neuen Schwerpunktsetzung durch den Auftrag des Gemeinderats insbesondere Ziel 17 der
globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“ Rechnung getragen werden.


2018 werden folgende Projekte gefördert, denen die Zielsetzung von GRDrs 987/2017
zugrunde liegt.




Grenzüberschreitende Sport- und Inklusionsprojekte im Donauraum

Zuschussempfänger: Europa Zentrum Baden-Württemberg
Fördersumme: bis zu insgesamt 20.475 €
Zielgruppe: Jugendliche/junge Erwachsene aus Kroatien, Serbien, Ungarn

Projektbeschreibung:
Das Europa Zentrum Baden-Württemberg ist durch seine langjährige Tätigkeit im Rahmen der EU-Donauraumstrategie ein wichtiger Kooperationspartner und Multiplikator in dem neuen Tätigkeitsbereich Süd-/Südosteuropa.

2018 wurde eine Reihe von multinationalen Bürgerdialogen unter dem Titel „Unfolding the Danube Hub“, in Kroatien und Serbien mit Unterstützung des Europa Zentrums Baden-Württemberg und dem Euro-Institut Kehl ausgerichtet.
Ziel der Förderung ist es, zwei Projektideen aus den von vielen jungen Menschen getragenen Bürgerdialogen erfolgreich umzusetzen: „Spiele ohne Grenzen“ (Sportprojekt) und „Grenzüberschreitende Dialoge von Minderheiten“ (Integrations-/Inklusionsprojekt).
Diese sollen in die lokalen Strukturen eingebettet werden, damit sie nachhaltig verankert sind, außerdem soll den jungen Projektverantwortlichen das Rüstzeug zur selbstständigen Projektumsetzung in die Hand gegeben werden. Das Projekt fördert den Wissenstransfer, die interkulturelle Zusammenarbeit, die Begegnung und den Austausch und
leistet einen Beitrag zur Friedens- und Völkerverständigung in dem ehemaligen Kriegsgebiet der Region Vukovar-Ba
ča Palanka-Pecs im Dreiländereck.

Ein weiteres Begegnungsprojekt mit der Beteiligung des Europa Zentrums Baden-Württemberg wurde ebenfalls unterstützt. Die Seminarreihe “European Solutions to European Problems” fand in Stuttgart, Chisinau (Republik Moldau) und Straßburg statt.
Ziel des Begegnungsprojekts war es, die Teilnehmenden dazu zu bringen, die jeweiligen Projektpartnerländer in ihren politischen und gesellschaftlichen Strukturen besser kennenzulernen. Thematisch wurden Schwerpunkte auf Demokratieförderung, Meinungsfreiheit, Vielfalt in den Medien und Bürgerrechte gesetzt. Hier wurden die Kosten für Logistik und Verpflegung in Höhe von 475€ übernommen.


BuKi – Hilfe für Kinder in Osteuropa e.V. ist ein weiterer engagierter Partner des Europa Zentrums Baden-Württemberg. Der Verein ist in Cidreag (Rumänien) aktiv und setzt sich dort für die ungarische Minderheit ein, die den Ort Cidreag mehrheitlich bewohnt. Der Verein und das Europa Zentrum Baden-Württemberg unterstützen ein Bildungsprogramm für Kinder aus sozialen Randgruppen, das Themen wie Gemeinschaft, Kognitive Fähigkeiten, Kreativität, Soziales Engagement, Umgang mit Emotionen fördert. Die Arbeitsblätter für Kinder und Handbücher für Betreuer sollen kostenlos im Internet zum Download zur Verfügung gestellt werden und stehen nicht nur dem Verein BuKi, sondern auch weiteren Einrichtungen im ungarnsprachigen Raum zur Verfügung. Die Produktion der Lehrmaterialien wird mit bis zu max. 5.000 € gefördert.



Stärkung eines Mütterzentrums für Roma Frauen in Belgrad

Zuschussempfänger: Mütterzentren Internationales Netzwerk für Empowerment e. V. (mine e. V.), Sitz in Stuttgart
Fördersumme: 15.000 €
Zielgruppe: Roma Frauen in Belgrad (Serbien)

Projektbeschreibung:
Familie Brkic musste nach 15 Monaten in Stuttgart nach Belgrad zurückkehren und hat ein Stück Stuttgart mit in ihre Heimat genommen. Jelena Brkic hat in ihrer Zeit in Stuttgart das Mütterzentrum und das Gebrüder Schmid Zentrum im Generationenhaus Heslach kennengelernt und mit Unterstützung des Vereins mine e.V. ein Konzept für ein Mütterzentrum nach Stuttgarter Vorbild in Belgrad entwickelt.
Das Mütterzentrum „Aurora Mine“ in Belgrad ist `von Roma für Roma‘. Der Grundsatz der Mütterzentren ist Gemeinschaft zu leben und gegenseitige Unterstützung zu organisieren. Menschen, die kaum Zugang zu Bildung und Arbeit haben, sollen in ihrem Bildungsprozess als Gemeinschaft unterstützt werden.
Das Mütterzentrum Aurora Mine soll Mütter unterstützen, sich gemeinsam um eine Verbesserung ihrer Situation zu kümmern – soziale Kompetenz und gesellschaftliche Teilhabe fördern und fordern.
Langfristiges Ziel ist es u.a., ein Kompetenzzentrum unter dem Dach des intergenerativen Mütterzentrums aufzubauen, um gezielt die Bedarfe und Fähigkeiten der Betroffenen zu erkennen und zu fördern.
Auch sollen die Frauen ihre Bürgerrechte wahrnehmen und selbstwirksam werden. Nachhaltige demokratische Organisationsstrukturen sollen geschaffen werden. Hierfür sind
u. a. Schulungen in politischer Bildung sowie Nähkurse als Qualifizierungsmaßnahmen geplant.

Partner des Projekts in Stuttgart und Baden-Württemberg sind: Freundeskreis Stuttgart Süd, Gebrüder Schmid Zentrum Sozialamt LHS, MüZe Süd Familienzentrum Stuttgart
e. V., und der Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg.



Schaffung einer europäischen Theaterallianz

Zuschussempfänger: Schauspiel Stuttgart
Fördersumme: 10.000 €
Zielgruppe: Künstlerinnen und Künstler aus zehn europäischen Ländern (hier: Gastspiel aus Griechenland)

Projektbeschreibung:
Das Schauspiel Stuttgart ist mit dem Festival „The Future of Europe“ im Juni 2018 eine Kooperation mit Theatern aus zehn europäischen Städten (u. a. Athen und Thessaloniki) eingegangen. Was kann das Theater zur Debatte um die Zukunft Europas beitragen in Zeiten, in denen antidemokratische Tendenzen in Europa sichtbar werden? Und wie kann die offene Gesellschaft verteidigt werden, waren die treibenden Fragen des Festivals. Ziel war es, Zukunftsszenarien für Europa zu entwickeln und eine europäische Theaterallianz zu schaffen, die sich als aktiver Teil einer offenen europäischen Gesellschaft versteht. Dabei ging es den Theaterschaffenden v.a. um Meinungsfreiheit und Demokratie. Mit einem vielfältigen Rahmenprogramm war es möglich, das Publikum auf eine Reise durch ein buntes Europa zu nehmen und für Verständnis, Offenheit und gegenseitiges Interesse zu werben.


Stuttgarter Migrantenvereine engagieren sich in Südosteuropa

Projektpartner: Forum der Kulturen Stuttgart e. V.
Fördersumme: 5.000 €
Zielgruppe: migrantische und entwicklungspolitische Vereine, die zu Südosteuropa
arbeiten


Projektbeschreibung:
Ein großer Teil der 300 in Stuttgart aktiven Migrantenvereine haben immer noch sehr enge Beziehungen zu ihren Herkunftsländern, engagieren sich regelmäßig in diesen
Ländern für soziale und bildungspolitische Projekte und sind wertvoller Brückenbauer zur Zivilgesellschaft in diesen Ländern. Ihr Engagement reicht von der unmittelbaren Unterstützung von Sozial- bzw. Bildungsinitiativen in ihren Herkunftsländern über Austausch- und Dialogprojekte bis hin zur Informationsveranstaltungen, mit denen die Stuttgarter
Bevölkerung über die Situation in den jeweiligen Herkunftsländern informiert wird. Die Förderung und Begleitung dieser im weitesten Sinn entwicklungspolitischen Arbeit von Stuttgarter Migrantenvereinen ist schon seit vielen Jahren ein zentraler Schwerpunkt des Forums der Kulturen Stuttgart e. V., dem Dachverband der Stuttgarter Migrantenvereine.


Mit der Finanzierung von Projekten migrantischer oder entwicklungspolitischer Vereine in den betroffenen Ländern bzw. in Stuttgart wird dem Ziel Rechnung getragen, Menschen für die Situation in der Region zu sensibilisieren und auf beiden Seiten eine Mobilisierung von mehr Engagement für ein verbundenes Europa und engere Beziehungen auf unterschiedlichen Ebenen zwischen Stuttgart und den Herkunftsländern zu schaffen.

Neben der Finanzierung von Projekten wird das Ziel verfolgt, von städtischer Seite mit Partnern Maßnahmen und Kampagnen zu entwickeln, die Stuttgarts internationales
Akteurs-Profil im Sinne des Haushaltsantrags Nr. 482/2017 stärken.


Im Jahr der Europawahl 2019 ist es besonders wichtig, das Bewusstsein für das Verbindende und das Interesse an der gemeinsamen europäischen Kultur zu schärfen und mit konkreten Maßnahmen für eine Angleichung der Lebensverhältnisse in einem solidarischen Europa einzusetzen. Stuttgart wird dazu im Zusammenspiel engagierter Partner
einen Beitrag zum Ausbau kommunaler themenbezogener partnerschaftlicher Projekte zur Stärkung Europas als Friedens- und Integrationsprojekt leisten.



Beteiligte Stellen

Referat JB
Referat SI







Fritz Kuhn




Anlage 1: Leitlinien förderfähiger Maßnahmen
>> wegen datenschutzrechtlichen Inhalten steht die Anlage nicht im Internet zur Verfügung


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