Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz: AKR 6235
GRDrs 941/2020
Stuttgart,
11/09/2020



Straßenbenennungen



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussBeschlussfassungöffentlich02.12.2020



Beschlußantrag:

Den in der Begründung aufgeführten Namen für Verkehrsflächen wird zugestimmt.



Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Zur Orientierung der Verkehrsteilnehmenden sind Straßenbezeichnungen erforderlich. In den beschriebenen Fällen sollen Namensgebungen teilweise auch dazu dienen, Stuttgarter Persönlichkeiten zu ehren.

Der Text der Ergänzungsschilder ist nachrichtlich erwähnt.


Finanzielle Auswirkungen

-



Beteiligte Stellen

-

Vorliegende Anträge/Anfragen

-

Erledigte Anträge/Anfragen

-



Dr. Fabian Mayer
Erster Bürgermeister


Anlagen

Anlage 1: Ausführliche Begründung
Anlage 2: Lageplan Heinrich-Heine-Höhe
Anlage 3: Lageplan Stuttgart-Plieningen
Anlage 4: Lageplan Am Kirchplatz


Stuttgart-Ost

Herr Ministerpräsident Kretschmann und der Integrationsbeauftragte des Landes haben vorgeschlagen, die Aussichtsplattform an der Richard-Wagner-Straße – gegenüber dem Staatsministerium – nach Heinrich Heine zu benennen. Damit soll 2021, im Jubiläumsjahr der 1700-jährigen Geschichte jüdischen Lebens in Stuttgart, der Fokus auf das deutsch-jüdische Kulturerbe gerichtet werden. Die Aussichtsplattform ist als Wieland-Wagner-Höhe bekannt und wird in einigen touristischen Publikationen aufgeführt. Im Stadtplan ist der Name nicht verzeichnet, da nie eine formelle Benennung erfolgt ist. Wieland Wagner war ein Enkel Richard Wagners, der nach Recherchen des Landes in einem Entnazifizierungsverfahren als Mitläufer des NS-Systems klassifiziert wurde. Die heutige Richard-Wagner-Straße, an der die Aussichtsplattform liegt, hieß früher Heinrich-Heine-Straße. Sie wurde 1933 umbenannt, um die Erinnerung an den deutsch-jüdischen Dichter zu tilgen. Nach Kriegsende wurde diese Umbenennung nicht rückgängig gemacht.

Die Vorschlagenden möchten mit der Benennung der Aussichtsplattform ein gemeinsames würdigendes Signal von Stadt und Land für das deutsch-jüdische Kulturerbe setzen. Gleichzeitig sollen mit der Namensgebung die Leistungen und Verdienste Heinrich Heines gewürdigt werden. In Stuttgart-Degerloch gibt es bereits die Heinestraße, die nach dem Dichter benannt ist.

Die Fläche befindet sich im Eigentum der Landeshauptstadt Stuttgart. Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt, das für die Pflege und Unterhaltung der Aussichtsplattform verantwortlich ist, hat keine Einwände gegen die vorgeschlagene Namensgebung. Der Bezirksbeirat Stuttgart-Ost hat dem Benennungsvorschlag zugestimmt. Die Namensgebung hat keine Adressenänderungen zur Folge.

Lfd. Nr.
Bisherige Straßenbezeichnung
(Farbe im Lageplan)
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßenbezeichnung
1
Ohne Bezeichnung
(rot)
A = Richard-Wagner-Straße 22
E = Richard-Wagner-Straße 24
Heinrich-Heine-Höhe

Text des Ergänzungsschilds:
Heinrich Heine
1797 - 1856
Dichter und Schriftsteller

Heinrich Heine, dessen Gedichte seinen Ruhm begründeten, hat auch als Feuilletonist, politischer Beobachter und Reiseberichterstatter Maßstäbe gesetzt, die bis in die Gegenwart reichen. Er wurde am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf unter dem Namen Harry Heine geboren und war das älteste von vier Kindern.

Aufgewachsen als Sohn des jüdischen Kaufmanns Samson Heine und seiner Frau Elisabeth van Geldern, beginnt Heine nach dem Besuch des Düsseldorfer Gymnasiums eine Banklehre in Frankfurt. 1816 wechselt er in das Hamburger Bankhaus seines Onkels Salomon Heine, der ihn bis 1820, als er in Bonn Jura studiert, finanziell unterstützt.

Die Studienjahre führen Heine von Bonn über Göttingen nach Berlin, wo er den literarischen Salon Rahel Varnhagens besucht und 1822 seine Gedichte in der Maurerschen Buchhandlung herausbringt. Die Tragödien Almansor und William Ratcliffe erscheinen 1823.

1824 macht er eine Wanderung durch den Harz, die für seine späteren Reisebilder wichtig werden soll. 1825 promoviert Heine in Göttingen zum Doktor der Rechte. Um seine Anstellungsschanchen zu erhöhen, konvertiert er im selben Jahr zum Christentum. Trotz des Taufscheins ist er der Ausgrenzung und antijüdischer Polemik ausgesetzt, was in letzter Konsequenz dazu führt, dass er die erhoffte juristische Karriere nicht machen kann. 1829 scheitert seine Bewerbung um eine Professur in München.

Die Jahre 1826 bis 1831 sind von Reisen, Kontakten zu Verlegern und literarischer Arbeit bestimmt. So lernt Heine unter anderem Julius Campe und Johann Friedrich von Cotta kennen und bereist die deutsche Nordseeküste, England und Italien. Die ersten beiden Teile seiner Reisebilder erscheinen in den Jahren 1826 und 1827. Sein erfolgreiches Buch der Lieder wird 1827 veröffentlicht und sorgt in den folgenden Jahren dafür, dass er zur literarischen Berühmtheit wird. Er wohnt abwechselnd in Hamburg, München und Potsdam. Antisemitische Ausschreitungen in Hamburg und der zunehmende Druck der Zensur in Preußen lassen den Entschluss in ihm reifen, 1831 nach Paris zu ziehen. In Frankreich, wo er 1841 die Französin Augustine Crescence Mirat heiratet, beginnt die zweite bedeutende Phase seines Schaffens. Er schreibt die Werke Atta Troll (1841) und Deutschland, ein Wintermärchen (1844). Als Korrespondent berichtet er für die Augsburger Allgemeine Zeitung über die französischen Zustände. Die Artikelserie wird wegweisend für den modernen Journalismus. Während Heine das Leben in der französischen Metropole und die literarische Freiheit genießt, quält ihn zugleich die Sehnsucht nach Deutschland, dessen zunehmende Enge er aus dem Exil mit Schmerz beobachtet. Seine letzten Lebensjahre verbringt er, nach einem Zusammenbruch im Jahr 1848 fast gänzlich gelähmt, auf dem Krankenlager. Selbst dann hört er nicht auf, literarisch zu arbeiten und diktiert einem Sekretär seine Verse. 1851 wird seine Gedichtsammlung Romanzero veröffentlicht. Heines letzte platonische Liebe ist die junge Verehrerin Else Krienitz, genannt Mouche, mit der er einen Briefwechsel führt und die ihn wenige Tage vor seinem Tod am Sterbebett besucht. Heinrich Heine stirbt am 17. Februar 1856 in Paris und ist dort auf dem Friedhof Montmartre begraben.

Stuttgart-Plieningen

Die Universitätsverwaltung Hohenheim hat über den Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg vorgeschlagen, drei Wege auf dem Universitätsgelände nach ehemaligen Professorinnen zu benennen. Der Bezirksbeirat hat dem Benennungsvorschlag zugestimmt. Die Flächen befinden sich im Eigentum des Landes Baden-Württemberg.

Wegen der beabsichtigten Benennungen sind Adressenänderungen von Gebäuden erforderlich, die mit dem Eigentümer beziehungsweise der Universitätsverwaltung abgestimmt sind.






Lfd. Nr.
Bisherige Straßenbezeichnung
(Farbe im Lageplan)
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßenbezeichnung
2
Ohne Bezeichnung
(rot)
A = August-von-Hartmann-Straße 3
E = Emil-Wolff-Straße 32
Ottilie-Zeller-Weg

Text des Ergänzungsschilds:
Ottilie Zeller
1913 - 2004
Professorin für angewandte Botanik
3
Ohne Bezeichnung
(blau)
A = August-von-Hartmann-Straße
E = Emil-Wolff-Straße 34
Erna-Hruschka-Weg

Text des Ergänzungsschilds:
Erna Hruschka
1912 - 1996
Professorin für
Psychologie
4
Ohne Bezeichnung
(grün)
A = August-von-Hartmann-Straße
E = Erna-Hruschka-Weg
Leonore-Blosser-Reisen-Weg

Text des Ergänzungsschilds:
Leonore Blosser-Reisen
1927 - 2014
Professorin für Wirtschaftslehre des Haushalts
Ottilie Zeller war in den Jahren 1961 bis 1975 am Institut für Obst- und Gemüsebau der Universität Hohenheim tätig. Sie wurde am 3. Juni 1913 in Korntal geboren. 1933 legte sie ihr Abitur am Königin-Katharina-Stift in Stuttgart ab und absolvierte von 1933 bis 1935 eine Gärtnerlehre. Es folgte die Ausbildung zur Fachlehrerin am Staatlichen Hauswirtschaftlichen Seminar in Kirchheim unter Teck. In den Jahren 1937 bis 1942 war sie Fachlehrerin für Gartenbau und Hauswirtschaft. Daran schlossen sich bis 1945 das Studium des Erwerbsgartenbaus und bis 1946 ein Studium der Naturwissenschaften an der Universität Berlin an. 1947 folgte das Diplomgärtner-Examen. An der Technischen Hochschule Stuttgart war sie von 1950 bis 1952 tätig, von 1952 bis 1960 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Obst- und Gemüsebau Hohenheim. 1960 erhielt sie ihre Habilitation, worauf sie ab 1961 als Privatdozentin lehrte. 1965 wurde sie zur akademischen Rätin berufen und 1970 zur Professorin. Sie lehrte bis 1975 an der Universität Hohenheim und ist am 2. Februar 2004 in Stuttgart gestorben.

Erna Hruschka war von 1971 bis 1976 Professorin für Psychologie am Institut für Agrarsoziologie, Landwirtschaftliche Beratung und Angewandte Psychologie in Hohenheim. Sie wurde am 18. Dezember 1912 in Hindenburg in Oberschlesien geboren.
Nach dem Abitur, das sie 1933 in Merseburg absolvierte, machte sie bis 1934 eine Werklehrerausbildung. In den Jahren 1934 bis 1945 leistete sie ihren Pflichtarbeitsdienst ab. Von 1950 bis 1951 wirkte sie als Beratungsfachkraft im Landwirtschaftlichen Zentraldienst für Aufklärung und Fortschritt. 1951 begann sie als technische Assistentin bei Prof. Rheinwald am Institut für Landwirtschaftliche Beratung. Zwischen 1952 bis 1956 studierte sie Psychologie in Tübingen und kehrte anschließend wieder zurück an das Institut. 1959 promovierte sie zur Dr. phil. an der Universität Würzburg. Ihre Habilitation, „Versuch einer theoretischen Grundlegung des Beratungsprozesses“, war ein Meilenstein für die weitere Institutsarbeit. In den Jahren 1956 bis 1967 wirkte sie als wissenschaftliche Angestellte im Institut für Kommunikationsforschung und Landwirtschaftlichen Beratungswesen. 1968 folgte ihre Habilitation und 1971 die Ernennung zur wissenschaftlichen Rätin und Professorin an der Universität Hohenheim. Zusammen mit Hartmut Albrecht entwickelte sie in den 70er Jahren Methodenkurse für Fachkräfte aus der land- und hauswirtschaftlichen Beratung aus Italien, der Schweiz und Österreich. Ihre Vorlesungen hinterließen bleibenden Eindruck bei den Studierenden. Aber sie lehrte nicht nur, sondern bot auch psychologische Beratung bei Lern- und Lebensproblemen an. Als sie 1976 in Ruhestand ging, war das Fach Psychologie in Hohenheim dauerhaft eingeführt. Sie ist am 24. März 1996 in Köln-Porz gestorben.

Leonore Blosser–Reisen wurde am 16. August 1927 in Viersen geboren. 1946 legte sie die Hochschulreife in Viersen ab und absolvierte bis 1953 die Ausbildung zur DiplomLandwirtin. In den Jahren 1957 bis 1969 war sie als Abteilungsleiterin im Kuratorium für Technik an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim tätig. 1958 erfolgte ihre Promotion zur Dr. agr. an der Universität Gießen. Der Titel ihrer Dissertation lautete „Auswirkungen der Flurbereinigung auf die Frauenarbeit im bäuerlichen Familienbetrieb". Von 1960 bis 1961 war sie Mitglied einer europäischen OECD/EPA-Studiengruppe an der Michigan State University. Im Anschluss war sie im Rahmen einiger Studien an verschiedenen Universitäten der USA tätig. Von 1974 bis 1989 lehrte die Professorin für Wirtschaftslehre des Haushalts an der Universität Hohenheim. 1985 wurde sie für vier Jahre in den wissenschaftlichen Arbeitskreis „Hilfe zum Lebensunterhalt" im Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge berufen. Von 1989 bis 1991 war sie Mitglied im wissenschaftlichen Arbeitskreis des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg zur Entwicklung einer Konzeption für das Zentrum für Altersforschung. Von 1989 bis 1992 wurde sie in die Sachverständigenkommission der Bundesregierung zur Erstellung des 1. Berichts zur Lage der älteren Generation in Deutschland berufen. Sie war außerdem Direktorin des Instituts für Haushalt- und Konsumökonomik. Sie ist am 16. September 2014 verstorben.


Stuttgart-Stammheim

Der Bezirksbeirat Stammheim hat im Oktober 2020 beschlossen, eine Teilfläche der Korntaler Straße als Platz mit dem Namen „Am Kirchplatz" zu benennen. Die Einwohnerschaft Stammheims bezeichnet die Fläche seit Jahrzehnten als Kirchplatz. Auf dem Vorplatz der evangelischen Johanneskirche findet unter anderem der Wochenmarkt statt. Wenn man sich vor Ort verabreden möchte, trifft man sich auf dem Kirchplatz. Daher soll die offizielle Umbenennung herbeigeführt werden.

Die Verkehrsfläche befindet sich im Eigentum der Landeshauptstadt Stuttgart. Wegen der beabsichtigten Neubenennung wird eine Umnummerierung der Gebäude Korntaler Straße 2, 2A, 2/1 und 4 erforderlich. Die betroffenen Eigentümer*innen und Bewohner*innen haben dagegen keine Einwände erhoben.

Lfd. Nr.
Bisherige Straßenbezeichnung
(Farbe im Lageplan)
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßenbezeichnung
5
Teilfläche: Korntaler Straße
(rot)
Platz westlich der Korntaler Straße 2 und 4 Am Kirchplatz






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