Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Städtebau und Umwelt
Gz:
StU 6322-02
GRDrs
428/2009
Stuttgart,
07/01/2009
Stadtinternes Contracting
Mitteilungsvorlage
Vorlage an
zur
Sitzungsart
Sitzungstermin
Ausschuss für Umwelt und Technik
Verwaltungsausschuss
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
21.07.2009
22.07.2009
Bericht:
Im Jahr 1995 hat der Gemeinderat beschlossen, beim Amt für Umweltschutz ein Finanzierungsmodell für wirtschaftliche Maßnahmen zur Energieeinsparung einzurichten (GRDrs Nr. 584/1994). Das Modell des stadtinternen Contracting wurde von der Stadtkämmerei und dem Amt für Umweltschutz gemeinsam entwickelt. Es stellt die Umsetzung einer Drittfinanzierung, bezogen auf die Rahmenbedingungen einer Großstadt dar. Zwischenberichte über das Modell wurden in GRDrs 1078/2001 und GRDrs 448/2007 gegeben. Mehr als 50 Kommunen in Deutschland und in Europa nutzen inzwischen dieses Finanzierungsmodell.
Prinzip des stadtinternen Contractings
Stadtinternes Contracting bedeutet, dass vom Amt für Umweltschutz wirtschaftliche Maßnahmen der städtischen Ämter und Eigenbetriebe zur Energie- und Wassereinsparung vorfinanziert werden. Die durch diese Maßnahmen bei den städtischen Ämtern eingesparten Energiekosten fließen aus dem jeweiligen Ämterbudget so lange an das Amt für Umweltschutz zurück, bis die Investition abbezahlt ist. Danach können die Ämter und Eigenbetriebe frei über die eingesparten Energiekosten verfügen.
Bei den Eigenbetrieben, die Verlustbetriebe sind, findet eine Rückzahlung der eingesparten Energiekosten an das Amt für Umweltschutz nicht statt, da die Gewährung zinsloser Darlehen bei Eigenbetrieben laut Eigenbetriebsrecht nicht zulässig ist. Daher wird von der Stadtkämmerei ein Haushaltsansatz auf der AHst 2.1210.9857.000-0100 in der Höhe gebildet, in der sich Rückzahlungen an das AfU ergeben würden. Die bei den Eigenbetrieben (Verlustbetrieben) eingesparten Energiekosten führen zu einem geringeren Verlustausgleich.
Bilanz bis 2008
Das Amt für Umweltschutz hat von 1995 – 2008 mit den städtischen Ämtern und Eigenbetrieben insgesamt 257 Vereinbarungen abgeschlossen. Davon entfielen auf die Ämter 193 und auf die Eigenbetriebe 64 Vereinbarungen. Die durchschnittliche Kapitalrückflusszeit der vom Amt für Umweltschutz eingesetzten Finanzmittel liegt bei 7 Jahren. Die finanzielle Größenordnung der Projekte reicht von wenigen 1.000 € bei Beleuchtungserneuerungen oder Verbesserungen der Regeltechnik bis zu mehreren 100.000 € bei den Aktionen zur Dämmung oberster Geschossdecken oder bei Großprojekten, wie dem Bau von Holzheizungen in der Schule für Farbe und Gestaltung, der Stadtgärtnerei und im Hallenbad Feuerbach sowie dem Einbau mehrerer BHKW-Module im Mineralbad Leuze. Diese Beispiele zeigen, dass neben Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz auch der Bau von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energieträger realisiert werden konnte. Insgesamt entfallen 23 % der Investitionen auf den regenerativen Bereich.
Das Modell bewährt sich und wird von zahlreichen Ämtern und Eigenbetrieben in Anspruch genommen.
Investitionen mit dem stadtinternen Contracting
Bisher wurden insgesamt 6,3 Mio. Euro für das stadtinterne Contracting zur Verfügung gestellt.
Bild 1
zeigt die jährlich abgeflossenen Investitionsmittel für die Ämter und Eigenbetriebe. Als durchgezogene Linie sind die seit 1995 insgesamt getätigten Investitionen dargestellt. Aus dem Bild wird zudem deutlich, dass die Mittel in Höhe von 6,3 Mio. Euro zum schon zweiten Mal für die Umsetzung von Maßnahmen eingesetzt werden.
Bild 1
Investition mit dem stadtinternen Contracting
Einsparungen
Im Jahr 2008 hat sich die jährliche Kosteneinsparung, die durch die Einführung des stadtinternen Contracting erreicht wurde, auf jährlich 1,39 Mio. Euro gesteigert. Die Einsparung wird zum Zeitpunkt des Vertragabschlusses ermittelt. Dabei ist nicht berücksichtigt, dass die Einsparungen der Maßnahmen aus den Vorjahren aufgrund der Energiepreissteigerungen (z. B. Gas +56 % von 2005 auf 2008) deutlich höher sind. Das bedeutet, dass die tatsächlichen Einsparungen durch die Preissteigerungen sogar höher liegen.
In
Bild 2
sind die erreichten Energiekosteneinsparungen dargestellt.
Bild 2
Energiekosteneinsparung durch stadtinternes Contracting
Neben den Kosteneinsparungen wurden durch das stadtinterne Contracting die in den
Bild 3
dargestellten Mengen an Heizenergie, Strom und Wasser eingespart.
Bild 3
Eingesparte Energie- und Wassermengen
Aus diesen Bildern wird deutlich, dass der Schwerpunkt bisher bei der Heizenergie liegt. Mit steigenden Strompreisen werden aber auch Stromeinsparmaßnahmen wirtschaftlicher. Entsprechend wird versucht, die Anzahl der Maßnahmen im Strombereich zu erhöhen. Dies ist in 2008 zu erkennen. Dazu gehören z. B. die Stilllegung der Elektroheizung und der Einbau eines BHKW im Hans-Rehn-Stift mit einer Stromeinsparung von
2.000 MWh/a.
Klimaschutz durch das stadtinterne Contracting
Das stadtinterne Contracting liefert einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Wie in
Bild 4
dargestellt, führt die Summe aller Projekte inzwischen zu einer CO2-Einsparung von knapp 9.000 t pro Jahr. Kumuliert wurden bis 2008 ca. 60.000 t CO2 eingespart.
Bild 4
Vermiedene CO2-Emissionen
Weitere Maßnahmen
Das stadtinterne Contracting hat sich als Instrument zur Senkung der Energie- und Wasserkosten bewährt. Durch die kurzfristige Reaktion auf Entwicklungen im Energiebereich und aufgrund der schnellen Umsetzung der Maßnahmen konnten zeitnahe Einsparungen sichergestellt werden. Auch ist der administrative Aufwand zur Abwicklung der Vereinbarungen gering.
Mit der Aufstockung der Mittel für das Jahr 2008 und 2009 wurden die in der GRDrs 448/2007 genannten Maßnahmen umgesetzt, bzw. sind in Planung (z. B. Holzheizung in der Albschule, Abwasserwärmenutzung im Mineralbad Leuze).
Ein Ausbau des stadtinternen Contractings für weitere Maßnahmen ist anzustreben, da Projekte zur Umsetzung anstehen:
Für 2010/2011 sind folgende Maßnahmen geplant:
Amt/EB
Gebäude
geplante Maßnahme
jährliche
Einsparung
[€]
Investition
[€]
Rückfluss
[a]
40
noch unklar
Bau einer weiteren Holzhackschnitzelanlage
119.000
1.000.000
8,4
40
noch unklar
Bau von Pelletfeuerungen
14.700
100.000
6,8
40
Uhlandschule
Sanierung zur Plusenergieschule
15.600
282.000
18,0
40/51
noch unklar
Bau von Photovoltaikanlagen
50.700
700.000
13,8
66
Straßenbeleuchtung
Erneuerung der Straßenbeleuchtung
6.000
120.000
20,0
Summe
2.202.000
Für 2012 und Folgejahre sind bisher folgende Maßnahmen angedacht:
Tabelle vergleichen
Amt/EB
Gebäudegeplante Maßnahme
jährliche
Einsparung
[€]
Investition
[€]
Rückfluss
[a]
40
Uhlandschule
Sanierung zur Plusenergieschule
106.500
1.917.500
18,0
54
KH
Abwasserwärmenutzung Kanal
68.700
815.000
11,8
BBS
MB Berg
Abwärmenutzung Mineralwasser (WP)
70.000
300.000
4,3
Summe
3.032.000
Für die Jahre 2010 und 2011 stehen Maßnahmen mit einem Investitionsvolumen von insgesamt rund 2,2 Mio. Euro an. Die durchschnittliche Kapitalrückflusszeit dieser Maßnahmen liegt bei 10,7 Jahren und errechnet sich aus dem Verhältnis der Summe aller Investitionen und der Summe aller Einsparungen. Diese Maßnahmen können nicht mehr aus den Rückzahlungen der Ämter und Eigenbetriebe finanziert werden, da die Rückflussraten für die oben dargestellten Maßnahmen zu gering sind.
Die Umsetzung aller geplanten energiesparenden Maßnahmen ist möglich, wenn die Mittel für das stadtinterne Contracting in den Jahren 2010 und 2011 um jeweils 500.000 Euro aufgestockt werden. Wenn die Mittel nicht aufgestockt werden, können die oben genannten Maßnahmen nur teilweise realisiert werden.
Beteiligte Stellen
Das Referat WFB hat Kenntnis genommen. Haushaltsrelevante Beschlüsse können erst im Rahmen der HH-Planberatungen erfolgen.
Vorliegende Anträge/Anfragen
Keine
Keine
Matthias Hahn
Bürgermeister
Keine
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