297/2017 Vorlage KSD-Redaktionssystem

Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Jugend und Bildung
Gz: JB

GRDrs 297/2017

Stuttgart,

06/27/2017

Namensgebung für das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Schülerinnen und Schüler in längerer Krankenhausbehandlung in Stuttgart

Beschlußvorlage

Vorlage an	zur	Sitzungsart	Sitzungstermin
Verwaltungsausschuss Gemeinderat	Vorberatung Beschlussfassung	öffentlich öffentlich	12.07.2017 13.07.2017

Beschlußantrag:

Das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Schülerinnen und Schüler in längerer Krankenhausbehandlung in Stuttgart erhält ab dem Tag seiner Feierlichkeiten zum diesjährigen 175. Anstaltsjubiläum den Namen

Fritz-Nuss-Schule

SBBZ Stuttgart

Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt

Schülerinnen und Schüler in längerer Krankenhausbehandlung

Begründung:

Mit der Gesetzesänderung vom 01.08.2015 erhielt die frühere Schule für Kranke in längerer Krankenhausbehandlung am Klinikum Stuttgart die formale Bezeichnung Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit dem Förderschwerpunkt Schülerinnen und Schüler in längerer Krankenhausbehandlung.
Das SBBZ stellt die schulische Versorgung kranker Kinder und Jugendlicher am Klinikum Stuttgart sicher. Derzeit werden dort ca. 120 Schülerinnen und Schüler, die auf Grund ihrer Erkrankung die Heimatschule nicht oder zeitweise nicht besuchen können, pädagogisch begleitet, betreut und unterrichtet und können so ihrer Schulpflicht nachkommen.

Die Schulgemeinde hegt seit langem den Wunsch nach einem Schulnamen, der identitätsstiftend ist, daher hat sie sich im Vorfeld intensiv mit dem Künstler Fritz Nuss, dessen Wirken, Schaffen und Leben auseinandergesetzt. Es war den Beteiligten wichtig, eine Persönlichkeit zu erwählen, mit deren Leben sowie künstlerischen Schaffens sich die heterogene Schulgemeinde sowohl im inneren Schulleben identifizieren, als auch nach außen adäquat präsentieren kann.

Fritz Nuss (1907-1999) Hauptwerk steht in enger Beziehung zu seinem langjährigen und auch letzten Wohnort Strümpelbach, einem Stadtteil von Weinstadt im Rems-Murr-Kreis, aber die Vita des Bildhauers und Medailleurs nahm wichtige und prägende Stationen in Stuttgart. Er studierte hier unter Ludwig Habich und wurde schließlich Leiter einer Bildhauerklasse an der Akademie der Bildenden Künste; später lehrte er an der Fachhochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd. Viele Jahre lebte Fritz Nuss mit seiner Familie im Stuttgarter Osten.
Sein bildhauerisches Werk findet besonders in Baden Württemberg Beachtung, wird aber nach wie vor auch im In- und Ausland immer wieder gewürdigt. Darüber hinaus war Fritz Nuss ein überaus anerkannter Medailleur. Ihm wurde der Heinrich-Schickhardt-Preis der Stadt Göppingen, die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg sowie 1977 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Weinstadt verliehen.

In Stuttgart selbst stehen einige seiner plastischen Werke öffentlich zugänglich, so beispielhaft neben anderen

der Sitzende Lesender bzw. Große Denker ehemals vor dem Wilhelmspalais, heute zentral vor der Stadtbibliothek im Europaviertel,

vier Reliefplatten am Haupteingang der Liederhalle Stuttgart,

der Elly-Heuss-Knapp-Brunnen in der Silberburganlage,

Die Liegende vor dem Gesundheitsamt.

Das lebenslange Sujet des Bildhauers war der menschliche Körper, den er immer wieder in neuen Facetten und Positionen darstellte. Insbesondere die Bedeutung der „Gänseliesel“, die seit über 40 Jahren vor dem alten Kinderkrankenhaus Olgäle stand und jetzt vor dem Neubau des Olgahospitals steht, prägte aus unterschiedlichen Gründen den Wunsch der Schulgemeinde nach der Namensgebung. In ihrer ausführlichen Begründung (vgl. Anhang) beschreibt die Schulgemeinde, dass die Gestalt der „Gänseliesel“ mit ihren untypischen Proportionen allein schon optisch von einer gesellschaftlichen Norm abweiche und daher ihrer Schülerschaft entspräche. „Auch unsere Schülerinnen und Schüler weichen aufgrund ihrer unterschiedlichen Erkrankungen stark vom Ideal, bzw. dem was die Gesellschaft als ‚normal‘ betrachtet, ab. Oft ist der Körper durch die Krankheit der Kinder und Jugendlichen gezeichnet. Die raue, rissige Oberfläche der Skulpturen des Künstlers deutet auf diese verletzte Hülle hin“ (ebd. S. 5).
Das Kollegium der Schule arbeitet nach dem Selbstverständnis, ihre Schülerinnen und Schüler zu behüten, wenn dies notwendig wird und zu begleiten, wo es möglich ist – auch dieses Leitbild entspricht im Grunde der Symbolik der Gänseliesel-Thematik.

Nicht zuletzt entwarf Fritz Nuss die „Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft", die von der Bundesärztekammer jährlich an verdiente Ärztinnen und Ärzte verliehen wird. Das SBBZ mit dem Förderschwerpunkt Schülerinnen und Schüler in längerer Krankenhausbehandlung pflegt selbstverständlich eine sehr enge interdisziplinäre Kooperation mit allen Klinikmitarbeiterinnen und -mitarbeitern und fühlt sich dadurch in der Namensgebung auch durch diese Verbindung weitergehend bestärkt.

Die beabsichtigte Namensgebung ist mit der Familie Fritz Nuss sowie dem Regierungspräsidium Stuttgart abgestimmt.

Finanzielle Auswirkungen

Keine

Beteiligte Stellen

WFB, AKR

Vorliegende Anträge/Anfragen

Keine

Erledigte Anträge/Anfragen

Keine

Isabel Fezer

Anlagen

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