Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales/Jugend und Gesundheit
Gz: SJG
GRDrs 988/2015
Stuttgart,
11/02/2015



Haushalt 2016/2017

Unterlage für die 1. Lesung des Verwaltungsausschuss zur nichtöffentlichen Behandlung am 13.11.2015



Kultursensible Altenpflege ausbauen

Beantwortung / Stellungnahme

Ältere Migrantinnen und Migranten haben in der Regel einen schlechteren gesundheitlichen Allgemeinzustand und der Beginn der Hilfe- bzw. Pflegebedürftigkeit setzt früher ein. Eine sinnvolle und präventive Nutzung des Gesundheitssystems wird durch Sprachhindernisse und damit verbundene Informationsdefizite be- oder verhindert. In den nächsten Jahren werden aufgrund des demografischen Wandels immer mehr Migrantinnen und Migranten auf Pflege angewiesen sein. In der GRDrs 491/2013 „Projekt Qualifizierung "Kultursensible Pflege" in Pflegeheimen“ wurden Vorschläge zum Ausbau einer kultursensiblen Altenpflege benannt.

Die stationäre Pflege soll Sonderwege bzw. spezielle Einrichtungen für Migrantinnen und Migranten möglichst vermeiden, die vorrangige Zielsetzung ist eine interkulturelle Öffnung und Ausrichtung der Regelversorgung.

Entwicklung und Förderung kultursensibler Pflege in den Pflegeheimen

1. Bildung von Kompetenzzentren für kultursensible Pflege

Kultursensible Pflege ist nur möglich, wenn man die kulturellen und religiösen Besonderheiten der Pflegebedürftigen kennt und mit den Pflegebedürftigen kommunizieren kann. Darum wird als Ansatz vorgeschlagen, Kompetenzzentren für eine oder mehrere Kulturgruppen in bestimmten Pflegeheimen zu bilden. Diese sollen sich auf die Einbindung der Kulturgruppe spezialisieren, indem sie bevorzugt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechender Herkunft beschäftigen und alle Mitarbeitenden entsprechend geschult werden.

2. Entwicklung von Konzepten

Kultursensible Pflege ist planvoll zu gestalten. Die entsprechenden Mitarbeitenden einzustellen und die Mitarbeiterschaft in Bezug auf den gewählten kulturellen Schwerpunkt zu schulen, ist ein erster Schritt. Ein grundlegendes Konzept zur kultursensiblen Pflege ist notwendig und erleichtert die Arbeit. Durch wissenschaftliche Begleitung könnten Konzepte erarbeitet und an andere Pflegeheime weitergegeben werden. Netzwerkarbeit und Fachtagungen sind wichtige Angebote dazu. Auch positive Beispiele aus anderen Städten sollen eruiert werden.

3. Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflegeeinrichtung

Qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der direkten Pflege und geschulte Ehrenamtliche sind wichtig für die Arbeit mit Migrantinnen und Migranten. Auf der Basis der Konzepte für kultursensible Pflege könnten Schulungen entwickelt werden, die auf andere Träger übertragbar sind.

4. Gewinnung und Schulung von Multiplikatoren

Gesundheit und Pflege sind Vertrauenssache. In Migrantenorganisationen, wie z. B. dem deutsch-türkischen Forum, könnten Multiplikatoren gewonnen und geschult werden. Diese könnten dann im Zwiegespräch oder auch in kleinen Veranstaltungen über die Angebote von Pflegeheimen neutral informieren.

Mit einem Budget in Höhe von 50.000 EUR könnte ein wissenschaftliches Institut beauftragt werden, eine Konzeption für kultursensible Pflege in Pflegeheimen – einschließlich der Schulung von Pflegekräften – unter der Mitwirkung des Sozialamts und des Trägerforums Altenhilfe e. V. zu erarbeiten und umzusetzen.



Vorliegende Anträge/Anfragen

---

733/2015 (SÖS-LINKE-PluS)




Isabel Fezer Bürgermeisterin