Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz: AKR 0321
GRDrs 943/2017
Stuttgart,
11/13/2017


Bürgerschaftliches Engagement in der Landeshauptstadt Stuttgart -
Ermöglichungsstrukturen weiterentwickeln




Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussKenntnisnahmeöffentlich29.11.2017

Bericht:



Ca. 150.000 Bürger/-innen engagieren sich in Stuttgart freiwillig und es sind ca. 6.000 Vereine aktiv. Dieses Engagement soll auch in Zeiten sozialer Veränderungen erhalten, unterstützt und weiterentwickelt werden. Dazu bedarf es heute einer verstärkt sozialräumlichen und zielgruppenorientierten Engagement- und Beteiligungsstrategie, welche sich für neue Engagementgruppen öffnet und unterschiedliche Engagementgruppen verbindet.

Im Rahmen der neuen strategischen Zielausrichtung des Bürgerschaftlichen Engage­
ments sind die Aufgabenbereiche zwischen dem Haupt- und Personalamt, dem Sozialamt, den übrigen Fachverwaltungen sowie mit den zivilgesellschaftlichen Organisationen und Unternehmen gut abzustimmen. Es sollen keine Doppelstrukturen entstehen und Synergien sollen nachhaltig genutzt werden. Die Zusammenarbeit mit dem Bereich „Koordinierung ehrenamtlicher Flüchtlingsbetreuung“ ist hierfür ein gutes Beispiel.

Dieser Prozess wird derzeit im Verbund mit öffentlichen Trägern, Einrichtungen und Institutionen durchgeführt. Seit eineinhalb Jahren arbeitet eine Arbeitsgruppe daran mit folgenden Beteiligten:
Stadtverwaltung: Vertreter der Förderung Bürgerschaftliches Engagement im Haupt- und Personalamt sowie im Sozialamt
Freie Träger: Caritasverband in Stuttgart / Freiwilligenzentrum Caleidoskop
Stiftungen: Bürgerstiftung Stuttgart
Wissenschaft: Duale Hochschule Baden-Württemberg, Stuttgart

Auf Initiative der Bürgerstiftung Stuttgart und des Freiwilligenzentrums Caleidoskop hat das Haupt- und Personalamt 2016 / 2017 mehrere Workshops und eine Fachtagung zusammen mit Partnern durchgeführt. Ziel war es, Entwicklungspotentiale zu ermitteln und die Unterstützung der Engagierten bedarfsorientiert zu verbessern.

Dabei wurde deutlich, dass Engagement in verschiedenen Organisationsformen stattfindet und mit unterschiedlichsten Erwartungen verbunden ist. Um genauer zu erfahren, welchen Bedarf die verschiedenen Zielgruppen haben, wurde zunächst persönliche Befragungen und dann eine online-Befragung bestimmter Zielgruppen durchgeführt. Dabei hat das Statistische Amt die Arbeitsgruppe kompetent unterstützt.

Die Ergebnisse der Befragungen konnten in Thesen zusammengefasst werden, die zusammen mit Fachleuten diskutiert und im Wesentlichen bestätigt wurden. Am 23. Juni 2017 fand die ganztägige Fachtagung „Bürgerschaftliches Engagement in der Landeshauptstadt Stuttgart – Ermöglichungsstrukturen weiterentwickeln“ im Stuttgarter Rathaus mit ca. 70 Teilnehmer/-innen aus der Praxis statt. Dabei wurden unter der Moderation der Bürgerstiftung Stuttgart in verschiedenen Workshops konkrete Vorschläge erarbeitet.

Am 26. Juni 2017 wurde im Sozial- und Gesundheitsausschuss über den begonnenen, gemeinsamen Prozess berichtet (vgl. GRDrs 272/2017). Den Ansatz, die Grundstrukturen der Bürgerengagement-Förderung zu verbessern (Zusammenarbeit aller relevanten Partner, digitale Plattform, reale Begegnungsräume), haben die Fraktionen gutgeheißen.

In drei Nachfolgeworkshops wurden die Ergebnisse der Fachtagung weiter differenziert und konkretisiert (siehe dazu „Bürgerschaftliches Engagement in der Landeshauptstadt Stuttgart – Prozessergebnisse 2017 als Anlage).

Die drei wichtigsten Prozessergebnisse sind:

1. Es soll eine virtuelle Plattform „engagement.stuttgart.de“ realisiert werden.
Die grundlegende Idee ist, eine moderne, multifunktionale und einfach zu handhabende elektronische Plattform zu schaffen, auf der sich Bürgerinnen und Bürger sowie gemeinnützige Organisationen und Unternehmen jederzeit aktuell über Angebote und Bedarfe im Freiwilligensektor informieren und austauschen können. Auch der gemeldete Unterstützungsbedarf bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstreicht die führende Rolle eines stadtweiten zentralen Internetangebots.

Dazu wird in einem ersten Schritt geprüft, ob und wie die stadtweiten Bürgerengagement-Inhalte (darunter die „Freiwilligenbörse“ beim Sachgebiet Bürgerschaftliches Engagement/ Freiwilligenagentur im Haupt- und Personalamt und die Webseite „Flüchtlinge in Stuttgart“ im Sozialamt) gebündelt werden können.

Um Synergien nutzen zu können, soll dies zwingend im Verbund geprüft werden, auch mit weiteren Akteuren im Netzwerk für freiwilliges Engagement, Ehrenamt und Selbsthilfe, kurz: frEE Stuttgart. Ebenso gehört zu diesem Prozess das Abgleichen mit elektronischen Plattformen, wie sie in ähnlicher Weise andere große Kommunen und Verbände landes- und bundesweit nutzen.

Für die Realisierung einer zeitgemäßen, multifunktionalen Plattform für das Bürgerengagement in Stuttgart (vielfache Anpassungen bzw. Neuentwicklung) wird mit einer Laufzeit von bis zu 12 Monaten gerechnet. Die Plattform könnte Teil der neuen Internet-Präsenz der Stadt Stuttgart werden.

2. Es soll ein „Haus des Bürgerschaftlichen Engagements“ realisiert werden.
Leitgedanke ist, dass es in Stuttgart eine größere Anlaufstelle für Engagierte geben muss, die sowohl als zentraler Ort funktioniert als auch dezentrale Strukturen zur Förderung des Bürgerengagements unterstützt. Dort sollen alle Informationen rund um das bürgerschaftliche Engagement aufbereitet und vorgehalten werden – von der Akquise von Ehrenamtlichen über Fragen etwa zur Freistellung für ein Ehrenamt oder zur Versicherung im Ehrenamt bis zu Rechtsauskünften zur Vereinsgründung. Den Vermittlungsdiensten im freiwilligen Engagement kommt eine hohe Bedeutung zu; über die Hälfte der Befragten meldet hier einen Unterstützungsbedarf an.

Solche zentralen und dezentralen Strukturen der Engagementförderung können nur im Verbund zwischen der Stadt Stuttgart, freien Trägern, der Zivilgesellschaft und Unternehmen geplant und später umgesetzt werden. Das ermöglicht Synergien und verhindert Doppelstrukturen. Jeder einzelne Akteur wäre überfordert.

Zur Konzeption der dezentralen und zentralen Orte bedarf es eines Prozesses von weiteren 18 Monaten. In dieser Zeit sollen eine Bestandsaufnahme der heutigen Angebote und Räumlichkeiten sowie künftige Bedarfe erhoben werden; dann gilt es, zwei bis drei Lösungen mit bestmöglichen Synergien unter den Partnern für den Betrieb einer solchen Liegenschaft auszuarbeiten und dem Gemeinderat wieder vorzulegen.

Um den Prozess in Gang zu bringen, braucht es von den Beteiligten und Betroffenen (Stadt Stuttgart, freie Träger, Stiftungen, Wissenschaft, Wirtschaft) ein abgestimmtes Miteinander sowie anteilige Sach- und Personalmittel.


3. Persönliche Beratung ist bei der Arbeit zur Vernetzung, Information und Weiterbildung weiterhin sehr wichtig.
Engagement entsteht aus Betroffenheit und Beziehung. Für den Betrieb eines neuen Stuttgarter „Hauses des Bürgerschaftlichen Engagements“ wird es auf jeden Fall persönliche Ansprechpartner sowie einen Treffpunkt und Arbeitsorte brauchen. Bei noch so moderner social media-Infrastruktur besteht auch heute ein erheblicher Bedarf an persönlicher Beratung. Das zeigen die vielen Rückmeldungen der Umfragen und beim Fachtag.


Fazit:

Die hohe Lebensqualität in Stuttgart verdankt sich zu einem beachtlichen Teil dem freiwilligen und ehrenamtlichen Wirken dieser vielen Bürger, Unternehmer und Stifter. Dieses Engagement ist ein wertvoller Schatz, den es in Zeiten sozialer Veränderungen zu stärken und weiterzuentwickeln gilt. Auf neue Herausforderungen braucht es aber auch neue Antworten.

Es sollen alle Einwohnerinnen und Einwohner in ihren Lebensräumen vor Ort - im Stadtbezirk, in den Stadtteilen, in den Quartieren - Mitwirkungs- und Mitgestaltungschancen erhalten. Für ein solidarisches Zusammenleben in unserer vielfältigen Stadtgesellschaft und damit für eine gute städtische Demokratie soll sich jeder und jede einbringen können.

Zum ersten Mal ist es im Rahmen dieses Prozesses gelungen, Vertreter der Zivilgesellschaft, der Stadtverwaltung und Unternehmen an einen Tisch zu bringen, an welchem gemeinsame Ziele erarbeitet wurden und die Akteure bereit sind, Ressourcen einzubringen.

Die Fragestellung war, wie könnte sich die Landeshauptstadt Stuttgart bei der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements besser aufstellen und die Ermöglichungsstrukturen weiterentwickeln.

Die Stadtverwaltung und die Akteure im Bürgerschaftlichen Engagement haben sich in den letzten 18 Monaten eng miteinander abgestimmt. Mit Bezug auf die Präsentation im Sozial- und Gesundheitsausschuss am 26. Juni 2017 (GRDrs 272/2017) und die Ergebnisse der nachfolgenden Workshops empfiehlt die Arbeitsgruppe Bürgerengagement drei Hauptziele für die Optimierung des bürgerschaftlichen Engagements:

· kurzfristig: Realisierung einer virtuellen Plattform „engagement.stuttgart.de“
· mittelfristig: Realisierung eines „Haus des Bürgerschaftlichen Engagements“
· dauerhaft: Personalressource zur Sicherstellung persönlicher Ansprechpartner



Beteiligte Stellen

Referat SI hat mitgezeichnet.




Vorliegende Anträge/Anfragen

keine
Antrag Nr. 808/2017 zum Haushalt 2018/2019




Dr. Fabian Mayer
Bürgermeister





<Anlagen>


zum Seitenanfang


File Attachment Icon
BE in der LHS - Prozessergebnisse 2017.pdf