Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Jugend und Bildung
Gz: JB-BiP
GRDrs 7/2017
Stuttgart,
01/31/2017



Stand der Bildungsregion in Stuttgart - Ausweitung der Erprobung interkulturelle Brückenbauer



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussBeschlussfassungöffentlich15.02.2017



Beschlußantrag:


Begründung:


1. Stand der Bildungsregion in Stuttgart

Grundidee der Bildungsregion Stuttgart: Bildung im lokalen Kontext stärken

Das Land Baden-Württemberg fördert seit September 2009 aus Mitteln der Qualitätsoffensive Bildung den landesweiten Aufbau von Bildungsregionen (GRDrs. 545/2010). An den Standorten der Bildungsregion soll modellhaft aufgezeigt werden, wie lokale Bildungsverbünde gemeinsam dafür Verantwortung übernehmen, dass auch Kinder aus sozial benachteiligten Familien eine ermutigende Bildungsbiografie durchlaufen. Das Bemühen um gezielte Formen der Zusammenarbeit zwischen den Institutionen schulischer und außerschulischer Erziehung und Bildung stützt sich auf die Erkenntnis, dass sich durch partnerschaftliche Kooperationen die Chancen für gelingende Bildungsbiographien von Kindern und Jugendlichen deutlich verbessern.

Es wird gemeinsam mit den örtlichen Bildungsakteurinnen und -akteuren erarbeitet, welche Förderangebote gut funktionieren und ggf. ausgebaut werden können, welche Förderlücken in der Bildungskette einer Region oder eines Sozialraumes vorhanden sind und wie diese geschlossen werden können. Von zentraler Bedeutung hierbei sind die Gestaltung der bildungsbiographischen Übergänge von Kindern und Jugendlichen sowie die Entwicklung guter Kooperationsverhältnisse mit Eltern (GRDrs. 09/2011).

Modellstandorte der Bildungsregion Stuttgart sind die Stadtbezirke Nord, Wangen und Untertürkheim sowie die Stadtteile Hallschlag (Protokoll GRDrs. 203/2011) und Veielbrunnen/Neckarpark (GRDrs. 600/2016).


Aktueller Stand der fünf Standorte der Bildungsregion Stuttgart

Die gemeinsam zuständigen Einheiten Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft und Städtisches Elternseminar setzen an den bereits bestehenden Kooperationsstrukturen zwischen Kitas und Grundschulen sowie Schulen und ihren zahlreichen außerschulischen Kooperationspartnerinnen und -partnern im lokalen Kontext an. Dabei wurden die Regionalen Trägerkonferenzen (RTK), die Handlungsfeldkonferenzen (HFK), die Arbeitskreise Kinder, Jugend und Familie des Jugendamts sowie die Themengruppe Bildung der Sozialen Stadt genutzt.

In den Modellstandorten der Bildungsregion ist es immer ein zentrales Anliegen, die Vernetzung der Bildungsakteurinnen und - akteure zu stärken. So wurden, neben der Begleitung der Schulentwicklungsprojekte im Rahmen des Qualitätsentwicklungsfonds an der Wilhelmsschule (Untertürkheim), der Pragschule (Nord), der Altenburgschule (Hallschlag) und der Carl-Benz-Schule (Hallschlag), in den bestehenden Stadtteilgremien folgende Maßnahmen entwickelt und organisiert:

Modellstandort Hallschlag:
Modellstandort Nord:
Modellstandort Untertürkheim:
Modellstandort Wangen:
Modellstandort Veielbrunnen/Neckarpark:
Standortübergreifend:

2. Ausweitung der Erprobung des Projekts „Interkulturelle Brückenbauerinnen und Brückenbauer“

Ausgangssituation und Anlass für das Projekt

Beim Austausch der Praktikerinnen und Praktiker in den Regionen wurde immer wieder der Bedarf formuliert, eine niedrigschwellige Brücke zu (jungen) Familien mit Kindern zu haben, die sich in der alltäglichen Erziehung schwer tun, mangelnde Kenntnisse über das deutsche Schulsystem besitzen oder mit denen die Kommunikation über gemeinsame Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsziele nicht gelingt. Gründe dafür sind insbesondere erschwerte milieu-, kultur- oder sprachbedingte Zugänge.

In einer aus dem Arbeitskreis Kinder, Jugend und Familie Untertürkheim gebildeten Untergruppe wurde aus diesem Bedürfnis heraus der Rahmen für das Projekt „Interkulturelle Brückenbauer“ entwickelt.


Aktueller Stand des Projekts

Mit Beginn des Schuljahres 2015/2016 wurden 17 Personen als interkulturelle Brückenbauer/-innen akquiriert und geschult. Sie verfügen über eine gute Orientierung im Sozialraum, haben sichere Handlungskompetenzen im Umgang mit Fremdheit sowie Sicherheit in der deutschen Sprache und in ihrer Herkunftssprache. Zudem sind sie mit den Abläufen des deutschen Bildungssystems gut vertraut. Sie stehen mehrsprachig, kultursensibel und alltagsbezogen sowohl Fachkräften in Kinder- und Jugendeinrichtungen bzw. Schulen als auch Eltern mit Migrationshintergrund bei. Sie sollen bei der Lösung von erziehungs- und bildungsrelevanten Fragestellungen helfen und damit „interkulturelle Brücken“ bauen. Für ihre Arbeit erhalten die Brückenbauer/-innen eine geringe Aufwandsentschädigung.


Im ersten operativen Projektjahr 2016 fanden bereits 287 Einsätze statt. Folgende Themen und Aufgaben standen im Zentrum:

Die Arbeit der Brückenbauer/-innen ergänzt die vorhandenen Beratungsangebote. Eine Dopplung findet nicht statt. Bei Bedarf wird an die bestehenden Beratungsangebote vermittelt und professionelle Dolmetscher eingebunden.

Mit der Anzahl der Gespräche wurden die Erwartungen übertroffen. Die Brückenbauer/-innen sind bereits jetzt von den Familien mit Migrationshintergrund, von den Fachkräften in den Einrichtungen sowie von den Mitarbeitenden im Bezirksrathaus bestens akzeptiert.

Die Arbeit der Brückenbauer/-innen an allen drei Standorten wird zentral koordiniert und fachlich begleitet. Die koordinierende Stelle ist beim Städtischen Elternseminar angesiedelt und arbeitet eng mit den Zuständigen für das Programm Bildungsregion zusammen. Die fachliche Begleitung des Projekts wird von einem Fachbeirat wahrgenommen, der zusammengesetzt ist aus Vertreterinnen und Vertretern der örtlichen Einrichtungen sowie je einer oder einem Delegierten des Städtischen Elternseminars als Koordinationsstelle, des Bezirksamtes sowie der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft.


Gründe für die Ausweitung der Erprobung auf zwei weitere Stadtteile

Die bisherigen Erfahrungen mit den interkulturellen Brückenbauer/-innen sind durchweg positiv. Sie leisten eine wichtige und anerkannte Arbeit. Aufgrund der Tatsache, dass sie nur an einem Standort aktiv sind, müssen die Erfolgsfaktoren sowie die möglichen Stolpersteine intensiver evaluiert werden. Diese Überprüfung ist nur möglich, wenn die Erfahrungsbasis durch weitere Kontexte verbreitert wird. Die Erfahrungs- und Anwendungsbasis soll ausgeweitet werden, damit belastbare Aussagen über das Projekt möglich sind.


Projektplan für die Ausweitung der Erprobung

Ziel und Gegenstand der erweiterten Erprobung:Die erweiterte Erprobung soll zeigen, unter welchen Bedingungen die Brückenbauer/-innen einen wesentlichen Beitrag zur Bildung und gesellschaftlichen Integration leisten können. Durch eine externe Untersuchung sowie einem Bericht mit Aussagen zu den Resultaten soll abgeleitet werden, in welcher Form und mit welchem Aufwand das Angebot an den bisherigen Standorten oder darüber hinaus implementiert werden kann.
Geplante Erprobungsstandorte:Neben dem bestehenden Standort Untertürkheim sind die Stadtbezirke Wangen und Obertürkheim geplant.

Begründung der Auswahl der weiteren Standorte:

- Durch die räumliche Nähe und die Zugehörigkeit zum selben Planungsraum der Jugendhilfeplanung sind wertvolle Synergien möglich (z.B. gemeinsame Austauschrunden der Brückenbauer/-innen, gemeinsames übergreifendes Vernetzungsgremium (RTK).

- Beide Stadtteile bieten aufgrund ihrer Bevölkerungs- und Sozialstruktur vielfältige Ansatzpunkte für die Brückenbauer/-innen. Der Anteil der Bewohner/-innen mit Migrationshintergrund ist laut Sozialdatenatlas vergleichsweise hoch. In Gemeinschaftsunterkünften sind in jedem Stadtteil jeweils mehr als 200 Flüchtlinge untergebracht.

- Zudem wurde in der RTK Obere Neckarvororte, vom Bezirksamt Wangen und in der alltäglichen Zusammenarbeit vor Ort der grundlegende Bedarf für das Projekt formuliert.

Koordination und fachliche Begleitung:Wie bislang wird die Koordination durch das Städtische Elternseminar beim Jugendamt geleistet. Für die Koordination und Administration der Projektaktivitäten sind jeweils eine halbe Stelle eingeplant.

Der oben beschriebene Fachbeirat tagt weiter und bezieht in die Reflexion die breitere Erfahrungsbasis ein.

Finanzielle Auswirkungen

Die erforderlichen Mittel in Höhe von ca. € 85.000,- pro Jahr (2017-2019) stehen im THH 810, Kostenstelle 80405200, JB-BiP bereit.





Isabel Fezer
Bürgermeisterin


Anlagen

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