Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz: AKR 6235
GRDrs 552/2018
Stuttgart,
06/27/2018



Straßenbenennungen



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussBeschlussfassungöffentlich11.07.2018



Beschlußantrag:


Den in der Begründung aufgeführten Namen für Verkehrsflächen wird zugestimmt.


Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Zur Orientierung der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer sind Straßenbezeichnungen erforderlich. In den beschriebenen Fällen sollen die Namensgebungen teilweise auch dazu dienen, Stuttgarter Persönlichkeiten zu ehren.

Der Text der Ergänzungsschilder ist nachrichtlich erwähnt.


Finanzielle Auswirkungen

-



Beteiligte Stellen

-

Vorliegende Anträge/Anfragen

-

Erledigte Anträge/Anfragen

-



Dr. Fabian Mayer
Bürgermeister


Anlagen

Anlage 1: Ausführliche Begründung
Anlage 2: Lageplan "Langenäcker-Wiesert",
Anlage 3: Lageplan Therese-Huber-Platz


Ausführliche Begründung:


Stuttgart-Stammheim

Im Neubaugebiet „Langenäcker-Wiesert“ in Stuttgart-Stammheim sollen Straßen, Wege und ein Platz zur Erschließung des Wohngebiets neu benannt werden. Der Bezirksbeirat Stammheim hat eine Vorschlagsliste mit Straßennamen erarbeitet und beschlossen.

Die für die Benennung vorgesehenen Flurstücke (Gemarkung Stammheim) befinden sich vollständig, in zwei Fällen teilweise im Eigentum der Landeshauptstadt Stuttgart.

Es wird folgender Straßenbeschrieb vorgeschlagen:


Lfd. Nr.
Bisherige Straßenbezeichnung
(Farbe im Lageplan)
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßenbezeichnung
1
Ohne Bezeichnung (vorläufige Straße A)
(dunkelblau)
A = Sally-Wiest-Straße
E = Hedwig-Lohß-Straße
Sofie-Reis-Straße

Text des Ergänzungsschilds:
Sofie Reis
      1867 - 1930
Frauenrechtlerin
2
Ohne Bezeichnung (vorläufige Straße B)
(gelb)
A = Herbertstraße
E = Führt als Sackstraße in östl. Richtung
Sally-Wiest-Straße

Text des Ergänzungsschilds:
Sally Wiest
1866 - 1952
Malerin
3
Ohne Bezeichnung (vorläufige Straße C)
(hellgrün)
A = Herbertstraße
E = Führt als Sackstraße in östl. Richtung
Hedwig-Lohß-Straße

Text des Ergänzungsschilds:
Hedwig Lohß
1892 – 1986
Schriftstellerin
4
Ohne Bezeichnung (vorläufige Straße A1)
(hellbraun)
A = Herbertstraße
E = Sofie-Reis-Straße
Mathilde-Planck-Weg

Text des Ergänzungsschilds:

Mathilde Planck
1861 – 1955
Politikerin
5
Ohne Bezeichnung (vorläufige Straße B1)
(orange)
A = Sally-Wiest-Straße
E = Anna-Sutter-Platz
Emma-Joos-Straße

Text des Ergänzungsschilds:
Emma Joos
1882 – 1932
Malerin und Grafikerin
6
Ohne Bezeichnung (vorläufige Straße B2)
(dunkelbraun)
A = Sally-Wiest-Straße
E = Führt als Sackstraße in südl. Richtung
Maria-Hiller-Föll-Straße

Text des Ergänzungsschilds:
Maria Hiller-Föll
1880 – 1943
Malerin
7
Ohne Bezeichnung (vorläufige Straße B3)
(rot)
A = Sally-Wiest-Straße
E = Führt als Sackstraße in südl. Richtung
Helene-Wagner-Straße

Text des Ergänzungsschilds:
Helene Wagner
1878 – 1956
Malerin
8
Ohne Bezeichnung (vorläufige Straße B4)
(violett)
A = Sally-Wiest-Straße
E = Führt als Sackstraße in südl. Richtung
Lily-Hildebrandt-Straße

Text des Ergänzungsschilds:
Lily Hildebrandt
1887 – 1974
Malerin
9
Ohne Bezeichnung (vorläufige Straße C1)
(hellblau)
A = Hedwig-Lohß-Straße
E = Sophie-von-Adelung-Weg
Marianne-Ehrmann-Straße

Text des Ergänzungsschilds:
Marianne Ehrmann
1755 – 1795
Schriftstellerin
10
Ohne Bezeichnung (vorläufige Straße C2)
(grün)
A = Hedwig-Lohß-Straße
E = Sophie-von-Adelung-Weg
Tony-Schumacher-Straße

Text des Ergänzungsschilds:
Tony Schumacher
1848 – 1931
Schriftstellerin
11
Ohne Bezeichnung (vorläufige Straße C3)
(dunkelgrün)
A = Hedwig-Lohß-Straße
E = Sophie-von-Adelung-Weg
Emma-von-Suckow-Straße

Text des Ergänzungsschilds:
Emma von Suckow
1807-1876
Schriftstellerin
12
Ohne Bezeichnung (vorläufiger Platz)
(hellviolett)
Platz zwischen Sofie-Reis-Straße, Emma-Joos-Straße und Sophie-von-Adelung-WegAnna-Sutter-Platz

Text des Ergänzungsschilds:
Anna Sutter
1871 – 1910
Opernsängerin
13
Ohne Bezeichnung (vorläufiger Weg 1)
(dunkelgrau)
A = Anna-Sutter-Platz
E = Führt als Sackstraße in östl. Richtung
Sophie-von-Adelung-Weg

Text des Ergänzungsschilds:
Sophie von Adelung
1850 – 1927
Schriftstellerin
14
Ohne Bezeichnung (verkehrsberuhigter Bereich und vorläufiger Weg 2)
(hellgrau)
A= Herbertstraße
E = Sally-Wiest-Straße
Zuffenhäuser Pfad


Sofie Reis entstammte der angesehenen jüdischen Stuttgarter Großkaufmannsfamilie Reis. Sie wurde am 3. Dezember 1867 in Stuttgart geboren und war die Jüngste von neun Geschwistern. Ihr Bruder Dr. jur. Richard Reis war von 1904 bis 1910 Gemeinderat in Stuttgart und Vorstand der Anwaltskammer.

Den Abschluss ihrer Ausbildung machte sie am „Höheren Stuttgarter Lehrerinnenseminar“, übte jedoch den Beruf der Lehrerin nie praktisch aus. Ab ca. 1885 übernahm sie die Pressearbeit in unterschiedlichen Vereinen und Zeitungen der bürgerlichen Frauenbewegung in Stuttgart. 1895 war sie die Gründerin der „Frauenlesegruppe“ des späteren „Literarischen Klubs“. 1890 rief sie den „Württembergischen Lehrerinnenverein“ ins Leben (zusammen mit einer der wichtigsten „frauenbestrebten“ Frauen Württembergs, der Lehrerin, Frauen- und Friedenspolitikern Mathilde Planck,1861–1955) und war Gründerin des „Vereins freier Krankenpflegerinnen“. 1898 installierte sie den „Schwäbischen Frauenverein“ und arbeitete dort mit. In dieser Funktion hatte sie jahrelang engen Kontakt zum Arbeitsamt. Die Einführung der weiblichen Berufsberatung ist u. a. ihr zu verdanken. Im Jahr 1900 war sie Mitbegründerin und Schriftführerin der Stuttgarter Abteilung des „Vereins Frauenbildung und Frauenstudium“ und rief 1901 mit anderen den „Verband Württemberg, Frauenvereine“ ins Leben. 1904 unterstützte König Wilhelm II. ihr zusammen mit Mathilde Planck eingereichtes offizielles Gesuch um Zulassung weiblicher Studierender zur Immatrikulation an der Universität Tübingen. Er genehmigte erstmals drei württembergischen Abiturientinnen, sich als Studentinnen einzuschreiben. 1908 gründete sie zusammen mit Mathilde Planck den „Stuttgarter Frauenklub“, einen überparteilichen Verband der Stuttgarter Frauenvereine. Ab 1919 war sie Referentin und Mitarbeiterin der Frauenabteilung der im gleichen Jahr eröffneten Volkshochschule Stuttgart, die Kurse und Vorträge für Frauen anbot. Ab 1920 erfolgte ihr krankheitsbedingter Rückzug aus allen ihren Aufgaben.

Anders als ihrer Schwester Helene, mit der sie bis zu ihrem Tod zusammenlebte, und weiteren Mitgliedern der großen Reis-Familie, blieb Sofie Reis aufgrund ihres relativ frühen Todes am 26. Mai 1930 in Stuttgart die Stigmatisierung als Jüdin und die Verfolgung durch die Nazis erspart. Einem Teil der Familie gelang die Flucht ins Exil, andere wurde nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert.


Sally Wiest wurde am 12. Juli 1866 als Tochter schwäbischer Eltern in Trier geboren und wuchs in Stuttgart auf. Sie gehörte zu den herausragenden Landschaftsmalerinnen des beginnenden 20. Jahrhunderts und zu den Künstlerinnen, die in der Natur malten. Als hervorragende Malerin sommerlicher Landschaften, deren Bilder die Wachstumskraft und überwältigende Fülle der Natur wiedergeben, erwarb sie sich den Namen „Grüne Sally“. Die Perspektive, die Führung des Lichts und starke Farben lassen ihre Bilder auch heute noch überraschend frisch erscheinen. Sie hatte eine besondere malerische Begabung, einen geradezu „männlichen Pinselstrich“ und war eine eigenwillige Persönlichkeit, die ihren Arbeiten einen ganz eigenen Stempel aufprägte.

Werke von ihr befinden sich u. a. im Besitz der Staatsgalerie Stuttgart und der Galerie der Stadt Stuttgart sowie im Besitz des Bundes Bildender Künstlerinnen. 1946 hatte sie eine Jubiläumsausstellung im Württembergischen Kunstverein, 2016 fand die Jubiläumsausstellung des BBK statt: Landschaftsbilder zum 150. Geburtstag der „Grünen Sally“.

Sally Wiest hat sich auch um die gesellschaftliche Anerkennung und ökonomische Unterstützung der künstlerisch arbeitenden Frauen verdient gemacht.1893 gründete sie zusammen mit Anna Peters den Württembergischen Malerinnenverein, nachdem die
„Damenklasse“ der königlich württembergischen Kunstschule massiv benachteiligt und auf Druck der Männer ausgegliedert wurde. Sie verstarb am 14. August 1952 in Trier.


Hedwig Lohß wurde am 4. März 1892 in Stuttgart geboren, und war das jüngste von fünf Kindern der in der Calwer Straße wohnenden Familie Lohß. Von 1898 bis 1908 besuchte sie das Katharinenstift. Im Wintersemester 1916/1917 begann sie an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim das Studium der Zoologie. Wann und warum sie es abgebrochen hat, ist nicht bekannt.

Bevor sie als Schriftstellerin publizierte, veröffentlichte sie von 1914 bis 1917 in dem Schwäbischen Bilderblatt, der Wochenbeilage des Stuttgarters Neuen Tagblatts, Fotografien mit Kinder- und Tiermotiven, Reisefotos und Schnappschüsse von der „Heimatfront“. Im Jahr 1920 kam ihr erstes Buch heraus, „Die Arche Noah“, in der sie ihre Erlebnisse mit ihren Haustieren schilderte. Es folgten Jahr für Jahr ein oder mehrere Bücher und kleine Erzählungen. Dabei handelte es sich nicht nur um Tierbücher, sondern auch um Kinder- und Jugenderzählungen, Kindersachbücher, Märchen, Sagen und Legenden. Von 1926 bis 1933 lieferte Hedwig Lohß überdies 35 Beiträge für die Zeitschrift „Der Schwäbische Jugendfreund“, eine Wochenbeilage der Württemberger Zeitung. Dazu gehörten Tier-, Kinder- und Jugenderzählungen sowie Gedichte. Nur im Zweiten Weltkrieg pausierte sie einige Jahre. Um 1922 heiratete Hedwig Lohß den Architekten Alfred Staiger (1893 – 1962) und nahm den Ehenamen Staiger-Lohß an, als Schriftstellerin verwendete sie weiterhin ihren Mädchennamen.

In den 1970er-Jahren veröffentlichte sie noch drei Bücher mit Lebenserinnerungen. Mit
84 Jahren zog sie sich aus dem Leben als Schriftstellerin zurück und verstarb am 12. Februar 1986 in Stuttgart. Obwohl sie mit ihren Geschichten eine Unzahl von jungen und älteren Lesern erfreute, sind ihre Bücher heute vergriffen.


Mathilde Planck erblickte am 29. November 1861 in Ulm das Licht der Welt. Von 1884 bis 1886 erhielt sie in Stuttgart ihre Ausbildung zur Lehrerin an einem privaten Institut. 1887 legte sie ihr Examen in den Fächern Englisch, Deutsch und Mathematik ab.
15 Jahre lang unterrichtete sie an unterschiedlichen Schulen in Stuttgart. Von 1906 bis 1916 war sie Vorsitzende des Württembergischen Lehrerinnenvereins. 1906 gründete sie den Verband Württembergischer Frauenvereine als Dachverband aller für Berufsinteressen und Berufsrechte arbeitender Frauenvereine (der 1933 aufgelöst wurde). Als Aktive der bürgerlichen Frauenbewegung hielt sie Vorträge und engagierte sich Anfang der 1900er Jahre als Redakteurin der Zeitschrift „Die Frauenwacht“. Von 1921 bis 1927 fungierte sie als Herausgeberin der Frauenbeilage „Die Rosa Frau“ des Stuttgarter Neuen Tagblatts. Sie setzte sich gezielt für bessere Bildungsvoraussetzungen und Berufschancen für Mädchen und Frauen ein.

Sie kämpfte auch gegen das „Zölibatsverdikt“ für Lehrerinnen. Sie war Politikerin, sozial- und frauenpolitisch engagiert. Von 1919 bis 1928 gehörte sie als Mitglied der Demokratischen Deutschen Partei zunächst der verfassunggebenden Landesversammlung und anschließend dem württembergischen Landtag an. Anlässlich ihres 90. Geburtstages wurde sie 1951 als erste Frau mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und verstarb am 31. Juli 1955 in Gochsen.


Emma Joos kam am 20. Februar 1882 in Weinsberg zur Welt. Sie gehörte zu den schwäbischen Impressionisten. Ab 1896 lebte sie in Stuttgart. In den Jahren 1899 bis 1903 und 1905 bis 1906 besuchte sie die Damen-Malschule an der Königlichen Kunstschule Stuttgart sowie die Akademie der Freien Künste München. 1906 folgte der Eintritt in den Württembergischen Malerinnen-Verein. Ab 1907 erlernte Emma Joos druckgraphische Techniken bei Lithografie-Kursen von Alexander Eckener im Atelierhaus des Württembergischen Malerinnen-Vereins. Die Sommer verbrachte sie regelmäßig in Abtsgmünd und fand in der dortigen Umgebung zahlreiche Motive für Gemälde, Zeichnungen, Graphiken.

1912 und 1914 folgten Ausstellungen im Württembergischen Kunstverein. Von 1915 bis 1927 war sie Mitglied im Frauenkunstverband (Ortsgruppe Stuttgart) sowie im Künstlerbund Stuttgart. Ausstellungen zeigte sie 1915, 1924, 1927 im Frauenkunstverband. 1916 war sie an der Ausstellung „Württembergische Kunst 1891 bis 1916" und 1925 an der Ausstellung „Große Schwäbische Kunstschau des Künstlerbunds Stuttgart“ beteiligt. Sie verstarb am 20. Juli 1932 in Stuttgart.


Maria Hiller-Föll wurde in Odessa als Kind deutschstämmiger Eltern im Jahr 1880 geboren. Über Marias Familie, ihre Kinder- und Jugendjahre, ihre schulische Ausbildung und künstlerische Vorbildung gibt es keine überlieferten Informationen. Die Familie siedelte zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Stuttgart über. Maria Föll studierte ab 1905 an der Kunstakademie Stuttgart. 1906 nahm sie an der ersten Jahresexkursion des im selben Jahr an die Akademie Stuttgart berufenen Adolf Hölzel nach Pfullingen teil. Von 1910 bis 1913 besuchte sie Hölzels Damenklasse und avancierte bald zu seiner Meisterschülerin.
1913 wurde sie Mitglied im Württembergischen Malerinnenverein e.V. (heute BBK).

Sie zählt zu den ungewöhnlichsten Künstlerinnen des Expressionismus in Stuttgart und gilt als eine der begabtesten Schülerinnen von Adolf Hölzl. Ab 1921 suchte sie nach neuen künstlerischen Aufgaben und beschäftigte sich mit architekturgebundener Kunst: Sie fertigte zahlreiche Wandbilder, außerdem entwarf sie Glasfenster. 1923 heiratete sie den Architekten und Maler Theodor Hiller. Zahlreiche ihrer Werke, darunter Stillleben, Bildnisse oder religiöse Szenen haben sich in privaten und öffentlichen Sammlungen erhalten und zeugen von ihrem ganz eigenständigen malerischen Stil. Da sie als freischaffende Künstlerin recht erfolgreich war, konnte sie sich von ihrer Kunst ernähren und gab ihre materielle Selbständigkeit auch in ihrer Ehe nicht auf. Nach 1933 haben sich fast keine Informationen mehr über die Künstlerin erhalten. Sie verstarb am 3. Juni 1943 in Stuttgart.


Helene Wagner wurde am 23. April 1878 in Stuttgart geboren und war die Nichte und Patentochter des Stuttgarter Malers Otto Reiniger. Sie war von Beginn an eine virtuose Zeichnerin.
So war es kein Wunder, dass ihr Gesuch um einen Studienplatz an der Königlichen Kunstschule in Stuttgart im Wintersemester 1897/98 Erfolg hatte. Dort studierte sie u. a. bei Gustav Igler bis 1901. Zwischen 1901 und 1904 studierte sie an der Damenakademie des Künstlerinnenvereins in München bei dem impressionistischen Maler Christian
Landenberger. 1904 kehrte sie nach Stuttgart zurück an die Kunstgewerbliche Lehr- und Versuchswerkstätte. Als Prof. Christian Landenberger 1905 an die Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart wechselte, setzte sie ihr Studium bis 1906 bei ihm fort.

Er hat ihre Arbeit sehr stark geprägt. Viele ihrer Motive und Modelle fand sie auf der Zollernalb in Tieringen, wo sie ihre Sommer verbrachte. Sie lernte dabei, die Unwiederbringlichkeit eines Augenblicks mittels Licht und Farbsymbolik einzufangen. Ihre Themen waren besonders Landschaften, Stillleben, Porträts – vor allem Kinderportraits.

Helene Wagner war von 1907 an Mitglied im württembergischen Malerinnen-Verein und im Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs sowie ab 1946 im Künstlerbund Stuttgart und im Verein Bildender Künstler Württembergs. Sie blieb unverheiratet und ist am 16. September 1956 in Stuttgart verstorben.


Lily Hildebrandt entstammte der großbürgerlichen jüdischen Familie Uhlmann und kam am 16. Oktober 1887 in Fürth zur Welt. Sie studierte zunächst Malerei in Berlin. Nachdem sie Ida Kerkovius kennengelernt hatte, wurde sie Schülerin von Adolf Hölzel in Dachau. 1908 heiratete sie den Kunsthistoriker Hans Hildebrandt. 1913 zog sie nach Stuttgart und wurde an der dortigen Akademie Meisterschülerin bei Adolf Hölzel. 1914 war sie bei der vom Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein in Stuttgart veranstalteten Kunstausstellung im sogenannten Expressionisten-Saal vertreten. Ab 1918 entstanden die ersten Hinterglasbilder. Ihr Stuttgarter Haus wurde nach 1919 zum internationalen Treffpunkt der Avantgarde. Eng befreundet war sie u. a. mit Marc Chagall.

Ab 1935 schuf sie zahlreiche Glasfenster, doch im selben Jahr wurden ihre Arbeiten für entartet erklärt. Ihre Mutter rettete ihr das Leben mit der Notlüge, der wirkliche Vater sei Arier gewesen. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete sie auch als Journalistin, erhielt jedoch 1933 Berufsverbot. Hildebrandts Arbeiten befinden sich u. a. im Kunstmuseum Stuttgart und in der Staatsgalerie Stuttgart. Sie ist am 9. September 1974 in Stuttgart
verstorben.


Marianne Ehrmann wurde am 25.11.1755 in Rapperswil in der Schweiz geboren. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wuchs sie bei ihrem Onkel Dominik Brentano (Dominikus von Brentano, Aufklärungstheologe und Bibelübersetzer) im Allgäu auf und wurde in ihrer Ausbildung sehr von ihm gefördert. Nach einer 1777 geschlossenen Ehe mit einem betrügerischen und gewalttätigen Offizier erstritt sie 1779 die Ehescheidung. Danach erlebte sie einen massiven sozialen Abstieg. Verarmt schlug sie sich als Magd, Putzmacherin und Wanderschauspielerin durch. 1780 schloss sie sich der Schauspieltruppe „Sternheim“ an, von der sie sich 1784 trennte, als sie ihren späteren Ehemann, den sieben Jahre jüngeren promovierten Juristen Theophil Friedrich Ehrmann, kennenlernte. Sie heiratete 1785 heimlich. 1788 zogen die Ehrmanns nach Stuttgart. Herzog Karl von Württemberg und seine Frau Franziska stellten Theophil Friedrich Ehrmann eine Professur in der Karls-Schule in Aussicht, die er aber niemals erhielt.


Nach ersten journalistischen Erfahrungen in der „Frauenzimmerzeitung“ und als Mitarbeiterin an der Zeitschrift ihres Mannes „Der Beobachter“ gründete sie 1790 ihre eigene Monatsschrift „Amaliens Erholungsstunden“. Als einzige Frauenzeitschrift ihrer Zeit vertrat sie frauenemanzipatorische Positionen, womit sich Marianne Ehrmann mit satirischem Witz aktiv an der zeitgenössischen Debatte um die bürgerlichen Rechte der Frau beteiligte. Der Verleger Friedrich Cotta setzte die Zeitschrift später unter dem Titel „Flora“ mit konservativer Tendenz fort. Literarisch war sie bereits ab 1784 tätig. Ihre ersten beiden Bücher „Müßige Stunden eines Frauenzimmers“ und „Philosophie eines Weibs - Von einer Beobachterin“ erschienen anonym. Besonders die Philosophie erregte Aufsehen.
Am 14. August 1795 verstarb Marianne Ehrmann im Alter von 39 Jahren an einer Lungenentzündung.


Tony Schumacher (geborene Antonie Louise Christiane Marie Sophie von Baur-Breitenfeld), wurde am 17. Mai 1848 in Ludwigsburg geboren. Sie wuchs dort mit fünf Geschwistern auf und besuchte von 1856 bis 1864 das Private Töchterinstitut. 1875 heiratete sie den Hofrat Karl Friedrich Schumacher und zog mit ihm nach Stuttgart, wo er im Dienst der königlichen Familie stand und mit persönlichem Adelstitel ausgezeichnet wurde. Die Ehe blieb kinderlos. 1915 wurde sie Witwe. Als 75-jährige kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück und verstarb am 10. Juli 1931 in Ludwigsburg.

Ihr erstes Buch erschien 1883. 1895 gelang ihr mit ihrem dritten Werk der Durchbruch zum Erfolg. Von da an prägte die Schriftstellerei ihr Leben. Sie war Autorin von mehr als 40 Kinderbüchern, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts viel gelesen wurden. Ihre Kinder- und Jugendbücher waren der damaligen Zeit entsprechend betont pädagogisch und sollten zur Entwicklung des Pflichtgefühls, des religiösen Verhaltens und der Nächstenliebe beitragen. Im Mittelpunkt stehen mit Vorliebe elternlose, arme, einsame und kranke Kinder oder solche aus fremden oder adeligen Milieus. Mit ihren Werken traf Tony Schumacher die das Bürgertum jener Zeit sehr intensiv bewegenden Themen. Ihre Bücher blieben auch in der NS-Zeit gefragt, allerdings wurden missliebige oder widerstrebende Passagen von der Zensur korrigiert.

Tony Schumacher war bis in die 1950er Jahre beliebt, danach wirkte ihr Tugendkatalog befremdlich und unzeitgemäß, trotz allgemeingültiger Elemente. Vereinzelt erschienen in jüngerer Zeit noch Neuauflagen. Breiten Zuspruch fanden drei ihrer erfolgreichen Titel in Verfilmungen 1984 bis 1986 als unterhaltsame Erzählstoffe vergangener Zeit: „Reserl am Hofe“, „Cirkuskinder“, „Das Turmengele“. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit war Tony Schumacher auch Zeichnerin. Sie fertigte Hunderte von Bleistiftzeichnungen und hat viele davon aquarelliert.


Emma von Suckow kam am 12. Juli 1807 in Pappenheim zur Welt. Einen Teil ihrer Kindheit und Jugend verbrachte sie in München. 1826 heiratete sie den 20 Jahre älteren Offizier Karl Ludwig Emil von Suckow, der schon ab 1807 im Dienst des württembergischen Königshauses stand. Ab 1837 lebte das Ehepaar in Stuttgart. Hier begann ihre schriftstellerische Tätigkeit. Angeregt dazu wurde sie besonders durch ihren regen Kontakt mit Nikolaus Lenau und den schwäbischen Dichtern Gustav Schwab, Ludwig Uhland, Graf Alexander von Württemberg und Eduard Mörike, die sich in Emma von Suckows Stuttgarter Salon trafen. Besonders enge Beziehungen unterhielt sie zu Justinus Kerner und dessen schwäbischen Dichterkreis in Weinsberg. Dort hielt sie sich ab 1838 im Sommer häufig auf.
In ihrem umfangreichen Briefwechsel mit Justinus Kerner (mehr als 800 Briefe), zeigte sie sich als scharfe Beobachterin der „Szene“ und sehr ergiebige Quelle zur Stuttgarter Gesellschaft in dieser Zeit. Ausgedehnte Reisen durch Deutschland, Frankreich, England, Spanien, die Schweiz und Italien führten sie mit weiteren zahlreichen literarischen Berühmtheiten zusammen.

Unter dem Pseudonym „Emma Niendorf“ fasste sie ihre Reiseerlebnisse in zahlreichen Büchern zusammen. Nebenher publizierte sie auch in vielen Zeitschriften, z. B. in Cottas „Morgenblatt“. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1863 lebte Emma von Suckow teils in Stuttgart, teils in Baden-Baden. In Rom erlag sie am 7. April 1876 einem Herzschlag.


Anna Sutter wurde am 26. November 1871 in Wil in der Schweiz geboren. Nach ihrem Klavier- und Gesangsstudium in Bern und München hatte sie ab 1893 ein festes Engagement am Stuttgarter Hoftheater. Anna Sutter wurde Publikumsliebling und Intendant Baron Pulitz gelang es, sie auf Dauer an Stuttgart zu binden. Sie genoss große Popularität als die unbestrittene Primadonna des Ensembles. Ihre Glanzrollen war die der „Carmen". Im Jahr 1906 wurde sie zur Kammersängerin ernannt und war trotz ihres freien Lebenswandels der Liebling des Stuttgarter Opernpublikums. Neben ihrer Sangeskunst sorgten diverse Liebesaffären für Schlagzeilen. Zwei dieser Liaisonen entstammten zwei uneheliche Kinder von verschiedenen Männern: 1900 kam ihre Tochter Mathilde zur Welt. Diese wird erst 1925 von ihrem leiblichen Vater Hans Freiherr von Entress-Fürsteneck als Tochter anerkannt. 1902 wurde Sohn Felix von Hofkapellmeister Hugo Reichenberger geboren. Ihre kurze Affäre mit dem königlich-württembergischen Hofkapellmeister Aloys Obrist, Bruder des bekannten Jugendstilkünstlers Hermann Obrist, sollte sich als fatal erweisen. Nachdem Anna Sutter die Beziehung 1909 nach zwei Jahren beendet hatte, drang Obrist am 29. Juni 1910 in ihre Wohnung in Stuttgart ein und tötete Anna Sutter mit zwei Pistolenschüssen, bevor er sich selbst richtete. Die Bluttat erregte im bürgerlichen Stuttgart ungeheures Aufsehen. Der „Schicksalsbrunnen“ im Oberen Schlossgarten wurde 1914 zu ihrem Gedenken errichtet. Er befand sich bis 1963 vor dem Künstlereingang des Stuttgarter Staatstheaters und wurde später vor das Gebäude versetzt.

Im Jahr 2001 fand eine Ausstellung mit dem Titel „Carmen – letzter Akt. Die Künstlertragödie Sutter-Obrist von 1910 und die Stuttgarter Oper um 1900“ im Hauptstaatsarchiv Stuttgart statt.


Sophie von Adelung wurde am 11. März 1850 in Stuttgart geboren. Ihre Eltern waren der württembergische Geheimrat und Sekretär von Olga von Württemberg Nikolaus Adelung und Alexandrine von Schubert. Sie hatte 3 Geschwister und war die Cousine des Meteorologen Wladimir Köppen und der Schriftstellerin und Mathematikerin Sofia Kowaleskaja, über die sie ihre Jugenderinnerungen schrieb.

Sie verfasste vor allem Jugendschriften, die sie auch selbst illustrierte und in denen sie sich zum Teil mit Russland auseinandersetzte. Sie veröffentlichte Erzählungen (auch russische Übersetzungen) sowie Romane und Theaterstücke. Außerdem schrieb sie regelmäßig für Zeitschriften wie „Die Frau“, „Fürs Haus“ oder „Die Wahrheit“ sowie in Thekla von Gumperts Töchter-Album. Sie veröffentlichte auch unter dem Pseudonym S. Aden. Sie ist am 15. Juni 1927 in Stuttgart verstorben.



Stuttgart-Mitte

Der Bezirksbeirat Mitte hat beschlossen, die Fläche nördlich der Gebäude Gerberstraße 14 und 16 (im Volksmund bisher Gerberplätzle genannt) nach Therese Huber zu benennen.

Die betroffenen Grundstücke befinden sich im Eigentum der Landeshauptstadt Stuttgart. Eine Umnummerierung von bestehenden Gebäuden ist für die Neubenennung nicht erforderlich.

Es wird folgender Straßenbeschrieb vorgeschlagen:


Lfd. Nr.
Bisherige Straßenbezeichnung
(Farbe im Lageplan)
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßenbezeichnung
15
Ohne Bezeichnung
(rot)
Platz hinter Gerberstraße 14 und 16Therese-Huber-Platz

Text des Ergänzungsschilds:
Therese Huber
1764 - 1829
Schriftstellerin und
Redakteurin

Therese Huber wurde am 7. Mai 1764 in Göttingen geboren und war die Tochter des Altphilologen Christian Gottlob Heyne, des wohl einflussreichsten Professors der neu gegründeten Göttinger Universität. Die Grundlagen ihrer Bildung erhielt sie in Göttingen. Dort hatte sie leichten Zugang zu den Beständen der von ihrem Vater geleiteten Bibliothek. Anfang 1779 hat sie den Natur- und Völkerkundler Georg Forster kennengelernt, den sie am 4. September 1785 heiratete. Mit ihrem Mann lebte sie von 1785 bis 1787 im damals polnischen Wilna, wo Forster eine Professur hatte. Sie hatten 4 Kinder. Von 1787 bis 1788 waren sie in Göttingen, danach in Mainz. Am 7. Dezember 1792 ergriff Therese die Gelegenheit, ihren Mann zu verlassen. Zu der eingeleiteten Scheidung der Ehe kam es aufgrund von Georg Forsters Tod im Januar 1794 nicht mehr.

In zweiter Ehe heirate Therese am 10. April 1794 in Neuchâtel den Schriftsteller und Redakteur Ludwig Ferdinand Huber (1764-1804). Mit ihm lebte sie von 1794 bis 1798 in dem kleinen Dorf Bôle bei Neuchâtel. Dort kamen die ersten drei von sechs Kindern mit Huber zur Welt. Die wirtschaftliche Situation war prekär. Für Forster hatte Therese bereits Übersetzungen angefertigt. Nun begann sie damit, selbst Erzählungen zu verfassen, die bis 1819 anonym oder unter dem Namen Ludwig Ferdinand Hubers erschienen.

Im Jahr 1798 lebten sie ein paar Wochen in Tübingen, wo Huber eine Anstellung als Redakteur bei Cottas neu gegründeter Zeitung Neueste Weltenkunde erhielt. Diese wurde verboten, aber unter dem Namen Allgemeine Zeitung in Stuttgart fortgesetzt mit Huber als Chefredakteur. Bis 1804 lebte das Ehepaar in Stuttgart. Der Unterhalt war gesichert und man fand Anschluss an das gesellschaftliche Leben.


Therese Huber agierte auch als Salonière, die als Streiterin für weibliche Bildungsmöglichkeiten und für qualifizierte Berufsausübungen für Frauen kämpfte. Im November 1803 wurde wieder ein Umzug notwendig, nachdem die Allgemeine Zeitung in Württemberg verboten worden, aber weiter im bayrischen Ulm erscheinen durfte.

1804 zog Therese Huber mit Familie nach Ulm, wo ihr Mann zu Weihachten 1804 an Tuberkulose starb. Für die Witwe begann eine Zeit wirtschaftlicher Unsicherheit. Sie wohnte zunächst bei der Familie ihrer Tochter Claire. In diesen Jahren versuchte sie immer wieder, für sich eine Berufstätigkeit als Erzieherin zu finden. 1816 erfolgte erneut ein Umzug nach Stuttgart, wo Johann Friedrich Cotta ihr die Möglichkeit einer Anstellung in seinem Verlag in Aussicht stellte. Er übertrug ihr die Redaktion des Kunst-Blattes. Anfang 1817 übernahm sie die Redaktion für das ganze Morgenblatt, das sie bis Ende 1823 erfolgreich führte. Es gab immer wieder Schwierigkeiten mit dem Verleger, der in die Arbeit der Redaktion eingriff. Im November 1823 verzog Therese Huber nach Augsburg, da Cotta die Redaktion des Morgenblatts dorthin verlegen wollte, was aber nicht geschah. Der Verleger nahm die Gelegenheit wahr, sich einer unbequemen Mitarbeiterin zu entledigen. Er kündigte ihr aber nicht, sondern schloss sie von der Redaktionsleitung aus. Sie erhielt ihr mageres Gehalt drei Jahre lang weiter und fand sich damit ab. Therese Huber war agil, unangepasst und selbstbewusst. Im Zeitalter der deutschen Kleinstaaterei gehörte sie zur intellektuellen kleinen Oberschicht. Sie war vom Sinn der „Aufklärung“ überzeugt, hat sich aber kritisch mit ihr auseinandergesetzt.

Therese Huber starb am 15. Juni 1829 im Alter von 65 Jahren in Augsburg.


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