Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz: AK 6235
GRDrs 571/2016
Stuttgart,
09/05/2016



Straßenbenennungen



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
VerwaltungsausschussBeschlussfassungöffentlich21.09.2016



Beschlußantrag:

Den in der Begründung aufgeführten Bezeichnungen für Verkehrsflächen wird zugestimmt.



Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Zur Orientierung der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer sind zusätzliche Straßenbezeichnungen erforderlich. Teilweise sollen die Namensgebungen gleichzeitig dazu dienen, verdiente Persönlichkeiten zu ehren.


Finanzielle Auswirkungen





Beteiligte Stellen






in Vertretung

Werner Wölfle
Bürgermeister


Anlagen



Stuttgart-Mitte

Lfd.
Nr.
Bisherige Straßen-
bezeichnung
Straßenbeschrieb
A = Anfang
E = Ende
Neue Straßenbezeichnung
1Ohne Bezeichnung
(rot)
A = Dorotheenstr.
E = Sporerstr.
Eduard-Breuninger-Str.

Text des Ergänzungsschilds:

Eduard Breuninger
1854 – 1932
Kaufmann und Firmengründer
2Ohne Bezeichnung
(gelb)
Platz an der Kreuzung Sporer-/Münzstr.
Sporerplatz
3Ohne Bezeichnung
(grün)
Platz an der Kreuzung Sporerstr./Karlstr.
Dorotheenplatz

Im Rahmen der baulichen Neuordnung des Areals zwischen Dorotheen-, Holz-, Sporer- und Münzstraße (Dorotheenquartier) wurde dem Bauherrn im städtebaulichen Vertrag ein Mitspracherecht hinsichtlich der Straßennamen für neu entstehende Flächen eingeräumt. Davon hat er im vergangenen Jahr Gebrauch gemacht. Seine Ideen fanden damals jedoch nicht die Zustimmung des Bezirksbeirats Mitte, der forderte, neben der Firma Breuninger auch die anderen Nachbarn, vor allem die Initiative Hotel Silber, in die Namensdiskussion einzubeziehen. Frau Kienzle hat in mehreren Sitzungen mit allen beteiligten Stellen den nun vorliegenden Vorschlag abgestimmt. Alle Teilnehmer sind damit einverstanden. Auch der Bezirksbeirat Mitte hat dem so zugestimmt.

Die meisten Flächen befinden sich im Eigentum der Landeshauptstadt Stuttgart (Flurstücke 115/1, 115/6, 119, 119/2, 119/4, 119/19, 119/24, 119/25, 129, 138, 138/1 und 141). Ein Teil gehört der EKZ Grundstücksverwaltung GmbH & Co KG (119/16, 119/17 und 119/18). Ein Grundstück ist Besitz der E. Breuninger GmbH & Co (136/4). Beide nichtstädtischen Eigentümer sind mit dem vorliegenden Vorschlag einverstanden.

Als Folge der Namensgebung muss das Gebäude Sporerstr. 17 im laufenden Bauantragsverfahren in die neue Eduard-Breuninger-Straße einnummeriert werden. Außerdem bekommen zwei neue Eingänge links und rechts die Adresse Eduard-Breuninger-Straße. Dies ist dem Bauherrn bekannt, er hat keine Einwände. Die Fläche der Eduard-Breuninger-Straße bleibt weiterhin im Privateigentum. Eine öffentliche Mitbenutzung als Fußwegeverbindung ist im Bebauungsplan vorgesehen und im städtebaulichen Vertrag gesichert.

Für das Gebäude Sporerstr. 12 besteht nach Auskunft des Stadtmessungsamtes die Möglichkeit, diese Hausadresse zu behalten oder die Adresse Sporerplatz 1 zugewiesen zu bekommen. Nach entsprechender Beschlussfassung wird die Verwaltung auf den Gebäudeeigentümer in dieser Angelegenheit zugehen.


Eduard Breuninger wurde am 14. Juli 1854 in Backnang geboren und stammte aus einer Gerber-Familie. Nach der Schulausbildung begann er mit 13 Jahren eine Lehre zum Textilkaufmann in einem Backnanger Handelsgeschäft. Im Frühjahr 1871 ging er nach Stuttgart, um dort eine neue Stelle anzutreten. Nach weiteren beruflichen Stationen und seiner Militärzeit gründete er im März 1881 in der Münzstraße 1 in Stuttgart sein eigenes Textil- und Bekleidungsgeschäft und legte damit den Grundstein für das Kaufhausimperium Breuninger, das heute bundesweit bekannt ist. Zunächst war der Umsatz in seinem Geschäft bescheiden und das Personal bestand neben einem Lehrling nur aus zwei weiteren Mitarbeiterinnen. Bald aber gewann Eduard Breuninger einen immer größeren Kundenstamm und erweiterte durch den Erwerb von Nachbargebäuden seine Verkaufsfläche.

Als Geschäftsmann zeichnete er sich durch die Umsetzung vieler fortschrittlicher Ideen aus. So verschickte er bereits 1896 als Werbemaßnahme ein Warenverzeichnis mit Preisliste und Stuttgarter Stadtplan an die Stuttgarter Haushalte. 1889 führte er den Sonntag als Ruhetag für sein Geschäft ein und gewährte seinen Beschäftigten Urlaubstage. 1912 erschien die erste Mitarbeiterzeitung. Bei Reisen in die USA holte Eduard Breuninger sich regelmäßig Anregungen für neue Verkaufspraktiken. Selbst zu Zeiten der Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren expandierte und baute Breuninger weiter aus.

Eduard Breuninger war aber nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer, sondern unterstützte durch seinen Wohlstand viele Vereine und Institutionen kultureller, karitativer und sozialer Art. Außerdem förderte er Erfinder und Wissenschaftler und spendete für Notleidende. Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb er am 25. März 1932 in Stuttgart und wurde auf dem Waldfriedhof begraben.

Besonders verbunden blieb Eduard Breuninger auch seinem Geburtsort Backnang. Dort wurde er am 3. Februar 1911 zum Ehrenbürger ernannt. Außerdem war er Ehrensenator der Technischen Hochschule Stuttgart sowie der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim. In Backnang gibt es eine Gedenktafel zur Erinnerung an ihn.


Den oben aufgeführten Benennungsvorschlägen hat der Bezirksbeirat Mitte einstimmig zugestimmt. Allerdings hat er noch weitere Namensgebungen beschlossen.

So sollte seiner Meinung nach der Teil der Sporerstraße zwischen Holzstraße und Kienlestraße (im Plan orange eingefärbt) in die bereits bestehende Rosenstraße eingegliedert werden. Die Rosenstraße im Bohnenviertel würde damit – unterbrochen durch die Holzstraße, die B14 und die Esslinger Straße – im Dorotheenquartier weitergeführt. Auch wenn die Straße in früheren Zeiten einmal an dieser Stelle begonnen hat, würde die Umsetzung der Idee heute aus Sicht der Verwaltung zu Irritationen der Verkehrsteilnehmer führen. Die Folge wäre eine komplizierte Ausschilderung. Hinzu kommt, dass bei der Realisierung des Vorschlags das Gebäude Sporerstr. 20 eine neue Adresse bekommen müsste. Es befindet sich im Eigentum von Breuninger. Mieter sind dort unter anderem Arztpraxen und eine Bäckerei. Es ist nicht davon auszugehen, dass all diese Betroffenen mit einer neuen Hausadresse einverstanden sein werden. Eine Anhörung der Betroffenen wurde deshalb nicht durchgeführt.

Außerdem haben sich sowohl die „Arbeitsgruppe“ unter Vorsitz von Frau Kienzle sowie der Bezirksbeirat dafür ausgesprochen, die bisherige Lederstraße (im Plan violett) in
Else-Josenhans-Straße umzubenennen – sie wurde im damaligen Gestapo-Gefängnis getötet. Gegen diese Umbenennung hat die Verwaltung grundsätzlich keine Einwände. Dort gibt es mit dem Hotel Silber nur ein Gebäude, das von einer Adressenänderung betroffen wäre. Die Anhörung der Gebäudeeigentümerin Baden-Württemberg Stiftung läuft noch. Deshalb kann die Beschlussfassung erst später mit einer gesonderten Vorlage erfolgen.




zum Seitenanfang
Dorotheenquartier.pdfDorotheenquartier.pdf